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1994 sorgte "Nightwatch - Nachtwache" für viel Furore auf den Filmfestspielen in Cannes; er wurde einer der erfolgreichsten Filme des Jahres in Dänemark und setzte sich auch in zahlreichen anderen Ländern als Kinohit durch. 2004, knapp zehn Jahre nach dem Erfolg auf den Kinoleinwänden, erschien "Nightwatch" in Deutschland auf DVD.
Um sein Studium und die Wohnung, die er sich mit seiner Freundin Kalinka teilt, bezahlen zu können, nimmt Martin einen Job als Nachtwächter an. Künftig soll er Runden in der Pathologieabteilung eines Krankenhauses drehen. Zwischen den Rundgängen will Martin für seine Prüfungen lernen - der Student freut sich auf leicht verdientes Geld.
Während er sich an die anfangs unheimlichen Räumlichkeiten in seiner neuen Arbeit gewöhnt, bleibt ihm der Raum, in dem die Leichen aufbewahrt werden, doch ein Gräuel. Und auch, dass der Notalarm in diesem Raum ausgelöst werden könnte - was bedeuten würde, dass einer der dort liegenden Menschen noch nicht tot ist und die Notklingel betätigt -, bereitet Martin ziemliches Unbehagen.
Gleichzeitig haben er und sein bester Freund Jens die verrückte Idee, sich mit immer neuen Mutproben herauszufordern. Als Gewinn haben sie die Freiheit festgelegt
und als Niederlage die Pflicht, die Freundin zu heiraten.
Zufällig vermengen sich Martins neuer Job und die Herausforderungen, denn unversehens landet eine Prostituierte auf dem Arbeitstisch in der Pathologie, die in eine der Mutproben, die sich die Freunde gegenseitig stellen, verwickelt war. Allem Anschein nach ist sie das Opfer eines Serienkillers geworden, der schon länger Angst und Schrecken verbreitet. Der Polizeikommissar scheint an Martins Unschuld zu glauben, doch immer mehr Indizien und Beweise tauchen auf, die den Studenten belasten. Jetzt muss Martin nicht nur um Kalinkas Liebe kämpfen, die nach der pikanten Angelegenheit mit der Prostituierten zu zerbrechen droht, sondern auch darum, seine Unschuld zu beweisen.
Offenbar glaubte Regisseur Ole Bornedal selbst nach dem Erfolg seines Kinodebüts "Nightwatch - Nachtwache" - zuvor drehte er zwei Fernsehfilme - daran, dass die Geschichte, zu der er auch das Drehbuch schrieb, noch besser und spannender aufbereitet werden könne. Anders ist nicht zu erklären, wieso 1998 ein US-Remake des Films entstand
unter Ole Bornedals Regie.
Dabei hat es der vorliegende dänische Thriller durchaus in sich. Unverbrauchte und international wenig bekannte Gesichter besetzen die glaubhaften und interessanten Rollen, allen voran Nikolaj Waldau und Kim Bodnia, die die Freunde Martin und Jens verkörpern. Gekonnt spielen die beiden ihre Männerfreundschaft aus mit allem, was vom Drehbuch vorgeschrieben ist: feste Bande und Treue zueinander, aber auch Schattenseiten und Misstrauen gegeneinander. Überhaupt ist Nikolaj Waldau als Martin solide in seiner Darstellung; besonders gelungen sind die Momente, wenn er als Nachtwächter den Leichenraum durchqueren muss, um dort seinen Rundgang zu bestätigen; mit den Händen an den Schläfen wie Scheuklappen und doch vor Neugier wandernden Augen absolviert er die Schritte.
Was den Thriller von dem üblichen Mainstream abhebt, sind zwei Komponenten, die wundervoll zusammen in Szene gesetzt wurden: Spannungsmomente, die die Hände feucht werden lassen, ohne sich auf einsetzende laute Musik oder übertrieben plötzliche Schockmomente zu stützen, und bitterböser schwarzer Humor, der herrlich gelungen ist, ohne das Thema des Films oder den Film selbst ins Lächerliche zu ziehen. Schon mit den einleitenden Passagen wird man eingestimmt auf das, was da kommen mag.
Diese Mischung aus Spannung und bissigem Humor bereitet dem Zuschauer ein interessantes, abwechslungsreiches und kurzweiliges Vergnügen. Übertrumpft wird das Ganze noch von dem atemberaubenden Finale, das keinen Moment zum Verschnaufen lässt. Allerdings wird sich das Ende des Films und die Auflösung, wer der Mörder ist, dem routinierten Konsumenten von Thrillern vielleicht schon während des Films erschließen.
Mit "Nightwatch - Nachtwache" ist Regisseur Bornedal ein spannender Thriller mit einem furiosen Finale gelungen, der vor allem von seinem Gefühl für aufregende, die Handlung treibende Momente und seinem herrlich schwarzen Humor lebt. Kenner des Genres mögen vielleicht mehr Originalität vermissen; dennoch gehört dieser Thriller aus dänischen Landen eindeutig zu den kleinen, feinen Perlen der Thrillerlandschaft.
Die Extras der DVD - auf der sicherheitshalber "Das Original" steht, um Verwechslungen mit dem US-amerikanischen Film zu vermeiden - zeigen sich eher bescheiden. Der dänische Trailer, ein langatmiges Making Of, das sich viel zu lange in technischen und wenig interessanten Details ergeht, ehe es zu konkreten Aspekten über den Film kommt, und ein Audiokommentar des Regisseurs sowie die dänische Originaltonspur sind alles, was dem Zuschauer geboten wird.