Ach, wär ich doch in Indigo
Und teilte die salzige See
In den tiefsten Fluten
Wo weder Liebe noch Leid
Mich bedrücken ?

Dieses Lied kennt Sapphire, genannt Sapphy, in und auswendig. Ihr Vater sang es ihr in ihrer Kindheit immer wieder vor, um ihr die Geschichte von Mathew Trewhalla zu erzählen, der der Meerfrau folgte und seine Freundin Annie und ihr gemeinsames Kind allein zurückließ.
Wie der Zufall es will, heißt auch Sappyhs Vater Mathew Trewhalla und die Geschichte scheint sich zu wiederholen.
Eines Nachts wird der Vater zum Meer hinausgezogen und kehrt nicht wieder zurück. Alle Bewohner des Dorfes glauben, dass er ertrunken ist, nur Sapphy, ihr Bruder Conor und Granny Cane, die weise Frau des Ortes, wissen es besser. Der Vater hat seine Familie nicht willentlich verlassen, die Macht des Meeres nahm ihn fort.
Auch Conor und Sapphy spüren den Ruf des Meeres und die Kinder entdecken, dass in der Bucht in der Nähe ihres Hauses wirklich Meermenschen, genannt Mer, leben. Doch sie merken auch, dass die Freundschaft mit diesen Wesen ebenso gefährlich wie faszinierend sein kann. Faro, der Meermensch, und seine Schwester nehmen Conor und Sapphy immer wieder mit in ihre Welt, bis an die Grenzen von Indigo. Doch bald schon merken die Kinder, dass die Zeit in den Welten in unterschiedlichen Bahnen verläuft, so ist Sapphy einmal einen ganzen Tag verschwunden, obwohl sie dachte, nur ein paar Stunden in Indigo zu weilen. Ist das gleiche mit ihrem Vater passiert, dass er einfach die Zeit vergessen hat? Sapphy selbst ist schon so sehr von Indigo eingenommen, dass sie immer wieder zu verschwinden droht und nur durch die Liebe von Conor und die Kraft von Granny Cane davon abgehalten werden kann, für immer nach Indigo zu gehen. Vor allem hofft Sapphy, in Indigo endlich ihren Vater wieder zu sehen.
Zusätzlich zu dieser Gefahr tritt ein weiteres Problem in das Leben der kleinen Familie: Die Mutter verliebt sich neu, und zwar in Roger, einen Taucher. Dieser will die Bucht erkunden, was Sapphy und Conor in einen neuen Konflikt stürzt: Einerseits wollen sie keinen neuen Mann im Haus, andererseits sind die Meermenschen für jeden Menschen, der sich in ihr Revier wagt, eine große Gefahr, denn Indigos Macht droht, sie zu vernichten.

Dieser Roman fesselt von der ersten bis zur letzten Seite und auch der Leser findet sich schon bald "im Sog des Meeres" wieder, welcher keinen mehr so schnell loslässt. Schon der wunderschöne Einband stimmt auf das Kommende ein, denn das tiefe Blau mit dem Bild der Mer passt sehr gut zur Handlung.
Die Geschichte vereint realistische und fantastische Elemente zu einem ganzen, was das Lesen zu einem besonderen Erlebnis macht. Sapphy und Conor verlieren ihren Vater und müssen ein neues Leben kennen lernen. So ähnlich geht es auch in der Realität vielen Kindern, ob durch einen Schicksalsschlag oder durch Scheidung. Auch Sapphys Wunsch nach einem eigenen Hund wird jedes Kind nachvollziehen können.

Der Roman ist aber nicht nur ein Märchen, sondern regt auch zum verantwortungsvolleren Umgang mit der Natur an. Die Mer bedrohen jeden Menschen, der unrechtmäßig in ihre Welt eintritt, aus Angst, dass dieser Indigo schaden könnte. Doch wie Granny Cane sagt: Die Grenzen zwischen Indigo und der Erde bestehen schon seit Urzeiten und dürfen nicht gebrochen werden, da sonst das gesamte Leben auf der Welt und im Meer aus dem Gleichgewicht gebracht wird. Dieses Gleichgewicht wird aber oftmals von Menschen gefährdet, die das Meer ausbeuten oder verantwortungs- und gedankenlos mit ihm umgehen. Der Zorn Indigos kann nicht ewig zurückgehalten werden und äußert sich dann in Sturmfluten oder ähnlichen Ereignissen.

Fazit: Ein wunderschön aufgemachtes und faszinierend geschriebenes Buch erwartet hier die jugendlichen Leser. Nach der Lektüre wird wohl jeder den Folgebänden entgegenfiebern, da diese Geschichte um zwei Welten, die zusammengehören und sich dennoch nicht verstehen, und die Menschen, die zwischen den beiden hin und her gerissen sind, zutiefst faszinierend ist.

Dieser Band wurde im März 2011 unter dem Titel "Nixenblut" neu aufgelegt.