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 Grals-Zyklus: Der Kelim der Prinzessin

Serie: Grals-Zyklus
Autoren: Peter Berling
Illustratoren: Francesco Venturi
Verlag: Bastei Lübbe

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


In "Der Kelim der Prinzessin" von Peter Berling findet die Saga um die Gralskinder Roc und Yeza nun im fünften Band endlich ihren bereits mit Spannung erwarteten finalen Abschluss.
Die Geschichte zeigt sich wieder einmal mit vielen Wendungen und Überraschungen, so wie es der Leser auch bereits von den vorangegangenen Bänden gewohnt ist.

Durch die flirrende Hitze der Wüste schleppt sich, bereits sehr mühsam, eine lange Beduinenkarawane. Doch es ist keine gewöhnliche Karawane, denn sie ist beladen mit einem riesigen, kostbaren Teppich, auch Kelim genannt. Dieser soll dem Il Khan als Geschenk dargebracht werden.
Doch in der Nähe des Urmia-Sees passiert es: Die Karawane verirrt sich. Gesenkten Hauptes schreiten die Beduinen in der sengenden Sonne weiter, bis plötzlich ein alter Mann vor ihnen steht, in dem der älteste Beduine den Schamanen Arslan erkennt. Dieser weist der Karawane einen neuen Weg, welchem sie dankbar folgt. Völlig ausgemergelt und am Ende ihrer Kräfte kommen die Beduinen an einem Zelt und einem kleinen Brunnen an, vor dem bereits zwei junge Leute sitzen. Erst bei näherer Betrachtung bemerken sie, dass es sich um Roc Trencavel und Yeza Esclarmunde handelt, das bekannte, erhabene königliche Paar. Nach einer Rast zieht die Karawane nun gemeinsam mit den beiden weiter.
Als sie am Abend ihr Lager errichten, überschlagen sich die Ereignisse. Sämtliche Beduinen werden durch die Schergen des Emirs El kamil mit Pfeilen niedergestreckt. Der Emir nimmt Yeza gefangen und versucht Roc zu töten, was ihm jedoch nicht gelingt, da Yeza zu einer List greift. Dadurch kann Roc entkommen und flieht in die Wüste. Auch für den Kelim scheint sich der Emir brennend zu interessieren und nimmt diesen mitsamt Yeza mit auf seine Burg.
Doch wird sich das Schicksal des königlichen Paares je erfüllen und Roc seine Yeza wiederfinden können und welche Rolle nimmt hierbei der Kelim ein?

"Der Kelim der Prinzessin" ist bereits der fünfte Band, den Peter Berling in seiner Reihe um die beiden Gralskinder verfasst hat und welcher 2005 erschienen ist. Das 527 Seiten umfassende Werk ist selbst für den erwachsenen Leser ein anspruchsvolles Buch, da er oft zwischen den Zeilen lesen muss, um den Sinn der Erzählung erkennen und der Handlung folgen zu können. Auch in seinem fünften Werk führt Peter Berling seinen kunstvollen Stil in bereits gewohnter Weise fort, der vor allem von seinen Fans hoch geschätzt wird.
Besonderes Augenmerk wird der Leser den Karten schenken, welche am Anfang und am Ende des Buches zu finden sind. Sie zeigen die Gegend des Orients, in welcher die Handlung spielt, und helfen dem Leser, sich in der Geschichte zurechtzufinden. Einzelne Illustrationen am Anfang der Kapitel und beim Markieren der einzelnen Handlungen verschiedener, parallel verlaufender Situationen machen das Lesen sehr angenehm und erleichtern es, den Überblick zu behalten.

"Der Kelim der Prinzessin" ist ein Buch, in welchem Peter Berling seine Feder erhoben hat, um historisch gut recherchiert über die Überlebenskämpfe der verschiedenen Völker des Orients und des Okzidents und deren Religionen zu Zeiten der Kreuzzüge zu schreiben. Die historischen Begebenheiten im Jahr 1250 lässt er immer wieder einfließen: Die Mongolenführer nehmen eine Stadt nach der anderen ein, allerdings mit so blutigen Mitteln, dass sie das erhabene königliche Paar eher abschrecken denn von ihm gutgeheißen werden können. Vor den Mamelucken, den Christen und den Mongolen geht es in der eigentlichen Handlung in aller erster Linie um das königliche Paar, wie es Peter Berling in seinen Büchern nennt.
Was Peter Berling miteinander verwoben hat, sind einige historisch überlieferte Sagen um den Gral und die Gralskinder, welche Frieden in die Ländereien des Orients und Okzidents bringen sollen. Passend zum jährlich wiederkehrenden Interesse der Gralsgeschichten, wobei in vorderster Front die Geschichte von Arthus und den Rittern der Tafelrunde bekannt ist, greift der Autor diese Thematik geschickt auf, um daraus einen anspruchsvollen historisch-mystischen Roman zu weben.

Diese Geschichte beweist dem Leser einmal mehr, dass keine Veränderung selbstverständlich ist und selbst eine Änderung zum Guten auch unter Umständen voller Opfer sein kann. Wie der Leser auf dem Weg durch das Buch schnell merken wird, opfern sich viele Freunde und Untergebene oder werden Opfer, um dem königlichen Paar auf den Thron zu verhelfen. Doch ob sie ihn schlussendlich überhaupt noch besteigen wollen und nach ihrem eigenen Willen denken und handeln können, ist unter der Herrschaft der Mongolen wohl kaum vorstellbar, oder vielleicht doch?
Schließlich muss man viel Mut aufweisen, um auf dem steinigen Weg die Ungerechtigkeit zu erkennen und dagegen anzugehen, ganz so wie es Roc und Yeza gegen Ende des Buches zeigen - doch welchen Weg sie wählen, wird hier nicht verraten.
Beeindruckend ist auch, dass Peter Berling eher schlichte als große Worte benutzt, um den Leser anzulocken und ihm eine weitaus größere Nachricht zu vermitteln als die Geschichte, die er erzählt. Diese handelt von der Grausamkeit und der Überheblichkeit der Menschen, die meist in ihrem egoistischen Machtbestreben nur ihren eigenen Weg sehen und versuchen, diesen mit allen Mitteln durchzusetzen. Daraus entsteht eine Einsamkeit, eine Leere in den Menschen selbst und auch die Vernichtung ganzer Völker und Religionen.

"Der Kelim der Prinzessin" ist ein wirklich anspruchsvolles Buch, in dem man oft zwischen den Zeilen lesen muss, um es ganz zu erfassen, da es sich in mehrere, sich ständig überschneidende Handlungsstränge unterteilt, welche es dem Lesenden wirklich nicht gerade einfach machen, der Geschichte zu folgen. Insgesamt gibt es fünf Handlungsstränge, die, mal mehr und mal weniger lang, ihre Fäden durch die Handlung ziehen. Manche verlieren sich auch nach kurzer Zeit wieder oder finden zum Beispiel durch den Tod eines Charakters ein abruptes Ende.
Zum besseren Verständnis und vor allem wohl auch zur besseren Übersicht, teilt Peter Berling die Geschichte in vier Abschnitte, die er selbst Bücher nennt. Jedes dieser Bücher umfasst einen bestimmten Teil der Handlung und findet an dessen Ende einen kleinen Abschluss.

Ebenso wie diese Unterteilung hilft auch das ausführliche Inhaltsverzeichnis und die daran anschließende Aufführung aller wichtigen Hauptpersonen dem Verständnis der Leserschaft.
Besonders wichtig kann für den Leser auch das Glossar am Ende des Buches sein, in welchem Peter Berling alle arabischen, französischen und lateinischen Begriffe übersetzt und auch den historischen Zusammenhang der einzelnen Personen und Religionsstämme erklärt.

Fazit:
"Der Kelim der Prinzessin" ist ein gelungenes Buch, das den Zyklus sehr rund abschließt. Besonders Fans von Peter Berling werden sicherlich viel Spaß mit dem Roman haben, aber auch Leser, die sich für historische und mystische, sagenumwobene Geschichten interessieren, werden in diesem Buch ein unterhaltsames Lesevergnügen finden.
Auch Leser, deren Interesse an den Kreuzzügen, dem Orient und anderen historischen Zusammenhängen erst durch dieses Buch eventuell geweckt wurde, werden am Ende zufrieden sein, da Peter Berling eine großzügige Literaturliste angefügt hat, in der sicherlich jeder Fündig wird.
Ein wirklich bemerkenswertes Werk, das hoffentlich viele Leser findet.

Nina Kraus



Hardcover | Erschienen: 01. Mai 2005 | ISBN: 3785721935 | Preis: 24,90 Euro | 527 Seiten | Sprache: Deutsch

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