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Stellen wir uns einmal eine Welt vor, in der Magie etwas vollkommen Alltägliches ist. Jeder kann zaubern. Wirklich jeder? Nein, Timothy, Sohn des soeben verstorbenen Meisters der Magie Argus Cade, kann keine Magie wirken. In dieser Welt ist er ein Behinderter, eine Laune der Natur. Und eventuell nicht sicher, deswegen hat sein Vater ihn auf einer einsamen Insel versteckt gehalten. Nach dem Tode des Vaters übernimmt Leander Maddox die Sorge um den Jungen. Gemeinsam beschließt man, dass Timothy nach Arkanum gehen soll, seiner Geburtsstadt und Standort des Familienhauses.
Timothys Freunde, die mit ihm auf der Insel lebten, begleiten ihn. Das sind Sheridan, ein von dem Jungen geschaffener sich selbst bewusster Maschinen-Mann; der Rabe Edgar, der trotz der Tatsache, dass Timothy kein Magier ist, dessen Vertrauter ist, und Ivar. Dieser ist ein Asura, ein Angehöriger eines "primitiven" Stammes, und vermag es, sich wie ein Chamäleon fast unsichtbar zu machen.
Timothy ist fasziniert von der allgegenwärtigen Magie. Andererseits ist er, trotz seines jungen Lebensalters, schon ein Meister der Mechanik und überlegt, wie er diese Dinge mit seinen Möglichkeiten nachbauen kann.
Eigentlich kann der Junge ja für niemanden eine Gefahr darstellen, doch recht schnell versuchen Assassinen ihn zu töten. Durch seine Herkunft ist Timothy automatisch Mitglied des Alhazred-Ordens und findet bei dessen Obersten Nikodemus Schutz. Andere Gilden fordern offen den Tod des Jungen.
Schon bald muss Timothy sich schützen und sein Leben in die eigene Hand nehmen. Wem kann er wirklich vertrauen. Wer will seinen Tod und warum? Und was steckt hinter der Tatsache, dass in den letzten Monaten mehrere Magier verschwunden sind? Ein gefährliches Spiel beginnt ...
Rabenfreund ist der Auftakt einer Trilogie, kann aber auch gut einzeln gelesen werden. Andererseits wird der Leser nach der Lektüre wissen wollen, wie es mit Timothy weiter geht und vor allen mehr über die Welt an sich erfahren. Obwohl letzteres eventuell weniger Inhalt von Teil Zwei sein wird, aber das wird sich der Leser am Ende von Teil Eins selbst zusammen reimen können.
Der Roman ist in einem leicht verständlichen Deutsch gehalten, die Übersetzung wirkt gelungen. Ebenso das Layout, es sind auch nur sehr wenige Satzfehler vorhanden. Jede Seite hat oben einen kleinen Schriftzug und das Symbol des "Pentagramm im Verbotskreis" ist jedem Kapitel vorweg gestellt. Front- und Backcover sind auch stimmig und schön, so hebt sich das Buch insgesamt löblich vom Alltagsbrei ab - aber dies passt ja in die Firmenphilosophie von Feder&Schwert.
Die Mischung von Steampunk und Magier-Wunderland ist wohl Geschmackssache, erweitert aber stark die Möglichkeiten von Timothy.
Rabenfreund ist ein einfallsreicher und spannender Roman, der aber auch leichte Schwächen hat. Die Entwicklung des Protagonisten geht etwas arg schnell vonstatten und später wirkt er einfach nicht mehr wirklich wie ein Junge, sondern wie ein Erwachsener. Auch sein spezieller Background funktioniert nicht wirklich als Erklärung dafür. Schade ist zudem, dass man recht wenig über Arkanum erfährt und wie es außerhalb der Stadt ausschaut. Insgesamt bleibt die Welt etwas farblos.
Interessant hingegen ist aber die Funktionsweise der "UnMagie" und die Umsetzung in der Handlung. Schön ist auch, dass auch Ivar und Sheridan ihren Anteil an der Handlung haben und auch eine gewisse Entwicklung nehmen.
"Und was ist mit Harry Potter?" Diese Frage kommt heutzutage ja immer auf, wenn ein Roman irgendetwas mit Magie und einem Jungen zu tun hat. Beim vorliegenden Roman ist der Vergleich aber recht witzlos. Die Figuren ähneln sich kaum, Timothy ist ja auch immerhin der UnMagier, kein Zauberlehrling. Auch gibt es keine Zaubererschule und keine Pubertätsgeschichten, insgesamt geht es düsterer und ernster zu als beim Mega-Seller. Auch die Kombination Steampunk und Magie ist vollkommen anders.
Rabenfreund ist ein guter Auftakt der Trilogie um den UnMagier. Zur Höchstwertung fehlt eine Kleinigkeit, auch ist der Roman inhaltlich teilweise Geschmackssache. Wer sich vom oben skizzierten Setting angesprochen fühlt, kann aber zugreifen. Er bekommt nicht nur das originelle Setting, sondern auch einen spannenden und unterhaltsamen Roman. Viel mehr fehlt doch eigentlich nicht zum Lese-Glück, oder?