Gesamt |
|
Anspruch | |
Gefühl | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Die Liebe lässt Worten Flügel wachsen. Unzählige Dichter haben das in Werken und Briefen bewiesen. Eine schmucke Sammlung solcher Liebeserklärungen wurde nun von Ulrike Ehmann und Rosemarie Mailänder zusammen getragen und im Deutschen Taschenbuch Verlag herausgegeben. Zahlreiche Literaturgrößen sind vertreten, vom unvermeidlichen Goethe über Achim von Arnim und Bertolt Brecht bis zu weniger weit verbreiteten Namen wie Nina Cassian und Sappho. Das Buch präsentiert eine bunte Mischung aus Gedichten, Passagen aus Dramen und Auszügen aus Liebesbriefen. Zum Beispiel erfährt man, wie August Strindberg im Briefverkehr um seine spätere Gattin Frida Pohl geworben hat, und lernt, dass die Zeile "Du bist von hinten, wie von vorne: A - N - N - A" gar nicht von der Band Freundeskreis, sondern von Kurt Schwitters stammt.
Die Texte sind ein wenig sortiert nach Aspekten, die die Liebeserklärungen vielseitig machen: Etwa der Ausdruck von Gefühlen, die Lobpreisung des Äußeren der oder des Angebeteten, Ausdruck von Sehnsucht und "Ich küsse mich in dich hinein". Letzteres ist eine der bildreichen Kapitelüberschriften, mit denen die besagten Aspekte umschrieben sind. Besonders sympathisch ist in dieser Sammlung die Vielseitigkeit: "Manchmal" von Julian Schutting findet genauso Platz wie der ungewöhnliche Brief von Kurt Tucholski an seine spätere Frau Mary Gerold ("ich weiß sehr wohl, daß es klügere Frauen gibt und schönere und dikkkkkere (das vor allen Dingen!) ...") und ein längerer Auszug aus Émile Zolas "Die Sünde des Abbé Mouret". Und sehr schön dokumentiert die Sammlung, welche Auswüchse verbal verpackte Liebe bisweilen haben kann, zum Beispiel mit "Zufall" von Brigitta Rambeck, das zu den ungewöhnlicheren Gedichten gehört. Nebenbei zeigt sich, dass erstaunlich viele Liebesgedichte auf den Reim verzichten.
Ansonsten gibt es nicht viel zu sagen. Das Buch hält, was die Herausgeberinnen im Vorwort versprechen, im Übrigen gebührt das große Lob natürlich den Dichtern von damals. Ein nettes kleines Büchlein für Jedermann/frau, zu genießen zum Beispiel im idyllischen Frühlingswald oder wenn es draußen regnet und man allein ist.