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 Hypnos


Cover
Gesamt ++---
Action
Anspruch
Brutalität
Gefühl
Spannung
In einer Wohnung werden die Leiche einer Frau und ein völlig verstörtes Mädchen gefunden. Irgendwann später: In einer Nervenheilanstalt trifft die Psychiaterin und Hypnose-Spezialistin Beatriz (Christina Brondo, "Do you like Hitchcock?") gleich an ihrem ersten Arbeitstag auf dieses Mädchen und nimmt sich ihrer an, mit anfänglichen Erfolgen. Irgendwann aber findet man das Mädchen mit aufgeschnittenen Pulsadern tot auf; Diagnose Selbstmord. Der unheimliche Patient Miguel aber, mit dessen Fall Beatriz betraut ist, sieht das anders: Es sei Mord gewesen, seltsame Dinge gingen in dieser Psychiatrie vor sich, er selbst sei Polizist und verdeckter Ermittler und Beatriz solle sich vor dem Leiter der Anstalt in Acht nehmen. Ein anderer Patient warnt sie, es würde Schlimmes geschehen. Und der Leiter selbst vertritt eine seltsame Auffassung von der Wirkung unterbewusst erlebter Zukunft. Es gibt einen weiteren Todesfall. Beatriz fühlt sich zunehmend unwohl, stellt aber eigene Nachforschungen an - und muss nebenbei feststellen, dass sich in ihre Realitätswahrnehmung Halluzinationen einschleichen. Das artet aus, und am Ende ist die Grenze zwischen Realität und Wahnvorstellungen nicht mehr zu erkennen. Ihr wird klar: Sie ist das nächste Opfer ...

Regisseur David Carreras legt mit "Hypnos" einen Psycho-Thriller in kalter steriler Blaufilter-Optik vor, in dessen Verlauf sich diverse Klischees die Klinke in die Hand geben: Der undurchsichtige Leiter der Anstalt gibt kryptische Sprüche zum Besten, eine der Ärztinnen schläft mit einem Patienten, ein anderer Patient taucht ständig auf und beobachtet Beatriz, dazu halbherzige Realitätsverzerrungen und eine Hauptdarstellerin, der man ihre Rolle als kompetente Psychiaterin nicht recht abkauft. Die wenigen Schockeffekte sind Massenware, der Score aus dem Computer wirkt verstörend, erfüllt aber seine Aufgabe.
Der Film hat eine passende Grundatmosphäre, schafft es aber nicht, einen Spannungsbogen aufzubauen. Das Drehbuch erweist sich als streckenweise schwach, so hätte man zum Beispiel aus der Szene mit Beatriz und Miguel im Fahrstuhl sehr viel mehr machen können - immerhin leidet die Protagonistin unter einer Fahrstuhl-Phobie. Gegen Ende hin löst sich die Geschichte in einzelne aneinander gereihte Szenenschnipsel ohne Übergänge auf, als sei keine Zeit mehr gewesen, den geistigen Verfall der Beatriz ausführlich zu dokumentieren. Das mag gewollt sein, macht aber jeden Hauch von Spannung zunichte.
Dem Regisseur kann man hier nichts vorwerfen, er macht aus den Drehbuchvorgaben das beste, die die Hauptfiguren farblos lassen und den Schauspielern stumpfe und wenig überzeugende Dialoge in die Münder legen. Die Kameraführung möchte gern ausgefallen sein, zum Beispiel mit sehr schnellen Kamerafahrten, oder wenn sie sich durch ein unterirdisches Ameisen-Gangsystem gräbt, bietet aber sonst nichts, was den Film außergewöhnlich machen könnte.
"Hypnos" wartet mit einem Aha-Erlebnis am Ende auf, das einiges vom vorher Gesehenen in ein anderes Licht rückt. Allerdings bleibt trotzdem zu vieles im Argen, Figuren oder Aktionen, für deren Einsatz man unter den neuen Erkenntnissen keine Motivation sieht. Und alles, was man bis zum Aha-Erlebnis sieht, reizt schlichtweg nicht, den Film ein zweites Mal zu sehen. Dieser Film ist eben nicht "The sixth sense", den man sich auch ein zweites Mal anschauen kann und sollte.

Es wird schon seinen Grund gehabt haben, dass dieser Film von 2004 hier in Deutschland nicht bekannt geworden ist. Er ist nicht krass genug, um als psychedelisch durchzugehen, und nicht spannend genug, um wirklich zu fesseln. Abgedroschene Schockeffekte, eine seltsame Story und langweilige Schauspieler streben auf eine Pointe zu, die nicht gut genug ist, um die Erleichterung zu übertrumpfen, wenn endlich der Abspann läuft - bei dem man genau hinhören sollte. Es ist ein Film, bei dem man nebenbei Sinnvolles tun sollte - Bügeln hat sich bewährt.

Die Ausstattung ist nicht nennenswert: Ein Making-of und ein paar Teaser und Trailer, das war es auch schon. Zur Rezension lag nur eine Presse-Ansichts-DVD vor, so dass weder zur Menüführung noch über das Making-of etwas gesagt werden kann. Entsprechend liegt auch keine Altersfreigabe vor, die auf "ab 16" geschätzt werden kann.
Und da das alles etwas dürftig ist, noch ein paar technische Daten: Der Film ist auf der DVD auf Deutsch und Spanisch zu betrachten. Tonformat: DTS (deutsch) DD 5.1 / (spanisch) DD 5.1. Bildformat: Widescreen 2, 35:1 (anamorph). "Hypnos" basiert auf dem gleichnamigen Buch von René Char, das 1990 auf Deutsch heraus kam.

Stefan Knopp



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 1. Juli 2006 | Laufzeit: 90 Minuten | Originaltitel: Hipnos | Preis: 10,99 Euro | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Spanisch

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