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 Fünf Monde


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Fünf Schwestern, fünf Schicksale, fünf Monde: Die Zahl Fünf hat in Christiane Gibiecs Roman "Fünf Monde" eine verbindende Bedeutung. Es ist bereits ihr vierter historischer Roman und behandelt das Leben von fünf Schwestern im Deutschland des siebzehnten Jahrhunderts. Die Handlung selbst ist der Fantasie der Autorin entsprungen, während einige genannte Personen der historischen Wirklichkeit entsprechen.

Agatha und ihre vier Schwestern Susanna, Colomba, Gislind und Elsa blicken auf ein erbarmungsloses Schicksal zurück. Ihre Mutter Auticara wurde vor Jahren in Reutlingen von den eigenen Schwiegereltern als Hexe angeklagt und zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt, ihr Vater Hans starb kurz zuvor vor Gram und Kummer. Die Mädchen, die ihrer Eltern, ihres Zuhauses und ihres Besitzes beraubt wurden, flohen zu Freunden nach Cöln. Dort gründeten sie ein Beginenkonvent, um so vor den christlichen Fanatikern sicher zu sein, die es nach Hexenverbrennung gelüstet.
Fünf Monde sind es, zehn Jahre nach den schrecklichen Ereignissen in Reutlingen, die das Leben der fünf Schwestern gewaltig durcheinander bringen. In Cöln wird die Hexenjagd stärker denn je betrieben, Schicksalsschläge hageln auf sie nieder: So geraten die Schwestern durch gemeines Gerede unter Verdacht, ebenfalls der schwarzen Zunft anzugehören; Agathas Sohn Paolo wird entführt und nach Venedig gebracht, wo die Familie mütterlicherseits der Schwestern lebt; die Pest hält Einzug in ihr Haus; die beiden Jüngsten, Gislind und Elsa, lassen sich verwirren von den Tücken der Liebe. Und nachdem Agatha, Colomba und ihre Freundin und Nachbarin Jakobe nach Venedig aufgebrochen sind, um Paolo zurückzuholen, empfangen die in Cöln verbliebenen Schwestern Susanna, Gislind und Elsa überraschenden Besuch.
Während all dieser Begebenheiten blicken die Schwestern immer wieder zurück auf den Ursprung ihres Schicksals und auf den Ursprung ihres Lebens: Auticara.

Christiane Gibiec malt ein interessantes und plastisches Bild des siebzehnten Jahrhunderts. Mit viel Sprachgefühl inszeniert sie die Dialoge, mit Hilfe derer der Leser sich schnell eingebunden fühlt in eine vergangene Zeit. Und so entspinnt sich langsam und gefühlvoll die Geschichte dieser fünf Schwestern, die alle so verschieden sind und doch untrennbar zueinander gehören. Da ist die Älteste, Susanna, die eine Art Mutterersatz für ihre Schwestern geworden ist. Colomba, die Kluge und Vernünftige, die stets einen klaren Kopf zu wahren sucht. Agatha, die die Fähigkeit ihrer Mutter geerbt hat, in die Zukunft zu blicken und mehr zu sehen als andere. Die wunderschöne Gislind, die hungrig ist nach Leben und Liebe und doch mit keinem Mann zufrieden ist. Und schließlich Elsa, die Jüngste, die eine Frau liebt, die ihre Liebe zwar erwidert, jedoch hin und her gerissen ist zwischen ihrer Liebsten und der Treue zu Gott.
Etwas stereotyp mag die Ausarbeitung dieser fünf Schwestern wirken, denn jede hat klar ihre Vorgaben, die in sich ein sehr glattes Bild abgeben. Da lässt Gibiec die Darstellung sehr konsequent ausfallen, gibt ihren Charakteren klare und in nahezu jeder Handlung wieder erkennbare Motive.
Die Handlung, die sich nach und nach in mehrere Stränge aufteilt und so die Wege der einzelnen Schwestern verfolgt, wechselt sich ab mit Blicken in die Vergangenheit. Zunächst nur bruchstückhaft und verworren für den Leser, ergibt sich mit fortschreitender Seitenzahl ein immer klareres Bild der Geschehnisse in Reutlingen, das in den letzten Kapiteln komplettiert wird und dem Leser die ganze Tragik vor Augen führt. Gleichzeitig sorgen die Mosaiksteine für Klarheit, was die familiären Verhältnisse in Venedig angeht, die zerrüttet sind.

Gegen Ende lösen sich sämtliche Handlungsstränge in Wohlgefallen auf, wie man es auf Grund der Entwicklung der Geschichte durchaus erwarten konnte. Die Autorin legt weniger Wert auf einen Spannungsbogen denn auf die emotionale Ebene, und so fallen die Höhepunkte des Romans eher bescheiden aus. Zwar verbleibt der Stil des Geschriebenen auf gleich bleibend hohem Niveau, jedoch fehlt der letzte Kniff, der den Leser nicht nur interessiert folgen lässt, sondern ihn zum Mitfiebern und Mitleiden mit den Schwestern anregt. Auch weicht die Plastizität der vergangenen Zeit zu Gunsten einer zu starken Ausrichtung auf die familiären und zwischenmenschlichen Probleme der fünf Hauptfiguren. Da der Roman als Familienroman deklariert wurde, ist diese Ausrichtung durchaus zu verstehen. Dennoch hätte Gibiecs Geschichte viel Konfliktpotenzial geboten, sei es die Verdächtigung Susanna gegenüber, eine Hexe zu sein, sei es Elsas Liebelei mit einer Begine, seien es die alten Fehden mit den Großeltern beider Familienseiten. Hier verschenkte die Autorin ein hohes Maß an komplexem, spannendem Inhalt.

"Fünf Monde" ist ein emotional ansprechendes, interessantes Werk, das dem Leser die damalige Wirklichkeit näher bringt. Über die angesprochenen Schwächen sieht man gern hinweg, wenn einem der Sinn nach gefühlsbetontem Lesestoff steht.

Tina Klinkner



Taschenbuch | Erschienen: 01. März 2006 | ISBN: 3897054221 | Preis: 11 Euro | 382 Seiten | Sprache: Deutsch

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