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Die Kritik an den deutschen Lehrern kam spätestens mit der PISA-Studie auf und wurde in den letzten Jahren immer lauter. Schüler wussten es natürlich schön längst, aber nun denken auch viele Eltern, dass die Lehrer wahrscheinlich mehr an der Bildungsmisere beteiligt sind als bisher gedacht. Genau das denkt sich auch Lotte Kühn, selbst Mutter von vier schulpflichtigen Kindern, und hat ein Buch über dieses Thema geschrieben.
In zwölf Kapiteln beschreibt Lotte Kühn die Verhältnisse an deutschen Schulen, die Schwierigkeiten des Übergangs von der Grundschule zur weiterführenden Schule, das Engagement beziehungsweise die Gleichgültigkeit der Lehrer und noch vieles mehr. Der Titel des Buches ist dabei Programm. Die Autorin lässt kaum ein gutes Haar an den Lehrern. Doch auch wenn sie die meisten von ihnen als lustlose und unmotivierte Beamte tituliert, so pauschalisiert sie doch nicht. Zwischendurch kommen auch einige Gegenbeispiele hinzu und werfen ein etwas besseres Licht auf die Menschen, die tagtäglich auf unsere Kinder losgelassen werden.
Argumentiert wird zum einen anhand von Fakten und zum anderen auch anhand von Erlebnissen der Autorin zum Thema Schule. Vor allem diese Anekdoten hauchen dem "Lehrerhasser-Buch" Leben ein und lassen es nicht als reines Sachbuch verkommen. Zu den Anekdoten lässt sich sagen, dass sie zum einen wirklich Spaß bringen, zum anderen aber auch wirklich aus dem Leben gegriffen sind. Es handelt sich um Situationen, in denen sich die meisten Eltern schon mal befunden haben werden und auch ich als Schüler habe viele Szenen wiedererkannt. Dabei geht es unter anderem um die so beliebte Mitarbeit der Eltern von Grundschülern bei Aktivitäten wie Bastelabenden, Sommerfesten, Osterbasaren, Weihnachtsfeiern oder Renovierungsarbeiten, aber auch um den Stapel von Hinweisschreiben an die Eltern, oder ganz alltägliche Sätze der Lehrer im täglichen Unterricht.
Lotte Kühn zeichnet ein Porträt der Lehrer, welches den meisten der besagten Berufsgruppe sehr sauer aufstoßen wird. Aber sie hat in sehr vielen Punkten Recht. Die Forderung der Aufhebung des Beamtenstatus für Lehrer ist darunter, oder die Anpassung des Lohnes an die Leistung des Lehrers. Argumentiert wird mit der Tatsache, dass auch im Dienstleistungsbereich niemand für eine schlechte Leistung bezahlen würde, und dass Lehrer durch ihren Beamtenstatus eigentlich ihr Leben lang ein festes Gehalt sicher haben und ihnen somit schlichtweg die Motivation fehlt, um guten Unterricht zu machen, weswegen sie oftmals nur noch auf ihre Pensionierung warten.
Natürlich gibt es - wie in jedem Beruf - solche und solche und Lotte Kühn sagt das auch ganz klar, aber das Buch beschäftigt sich insgesamt natürlich mehr mit den schlechten Beispielen.
Fazit: "Das Lehrerhasser-Buch" ist eine provokante Abrechnung mit der Lehrerwelt. Auch wenn sich viele Lehrer auf den Schlips getreten fühlen werden, so ist es trotzdem ein Buch, in dem viel Wahres steckt, weil es zeigt, dass hinter der schlechten PISA-Studie und der deutschen Bildungsmisere nicht nur faule Schüler und verantwortungslose Eltern stecken. Lotte Kühn spricht alles aus, was einem als Schüler und Eltern oft auf der Zunge liegt, aber aus Angst vor Konsequenzen nie ausgesprochen wird. Aber es ist lange nicht so, dass sie an allem nur Kritik übt, nein, sie geht durchaus noch weiter und gibt Verbesserungsvorschläge, die Abhilfe schaffen könnten. Des Weiteren schafft es die Autorin noch, durch das geschickte Einsetzen von Anekdoten ihr Buch von einem reinen Sachbuch wegzuführen und zu einem unterhaltsamen und leicht zu lesenden Werk zu machen, wobei die Ernsthaftigkeit und die Dringlichkeit des Themas trotzdem nicht auf der Strecke bleibt.