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Simon langweilt sich. Er ist erfolgreich, knapp vierzig und frisch geschieden. Zudem gilt er als reich, leitet eine weltweit operierende Werbeagentur und alles, was er geschäftlich anpackt, gelingt ihm. Doch der Hunger ist vorbei, der Nervenkitzel, wenn wieder ein Mutimillionendollar-Coup gelingt. Er kennt nur seine Arbeit, ein Privatleben existiert seit zehn Jahren kaum noch.
Er fasst den Entschluss, ein paar Tage in der Provence Urlaub zu machen. Doch außer einigen Tagen Zwangsurlaub in einem kleinen Kaff ohne Hotel und Restaurant, weil sein Porsche in die Werkstatt muss, kommt nichts dabei heraus. Und die nette Nicole, die er zufällig kennen lernt, ist schnell vergessen. Er fliegt wieder nach London, irgendeine Krise in der Agentur erfordert seine Anwesenheit.
Doch als er den Wagen durch seinen Diener und Freund abholen lassen will, bietet ihm Nicole an, den Wagen nach London zu bringen. Freudig willigt er ein, mag er die hübsche junge Frau doch sehr gern. Doch nach einem gemeinsamen Abendessen und der Hoffnung auf mehr, ruft ihn sein Partner nach New York. Ein Deal könnte eine dreistellige Millionensumme einbringen. Simon fliegt schweren Herzens in die Staaten.
Wieder zurück, beginnt aufs Neue der tägliche Stress mit Kunden, Kollegen und dem Scheidungsanwalt seiner Frau. Wie aus heiterem Himmel ruft ihn Nicole an und bittet ihn auf ein Wochenende in die Provence zu kommen. Simon nimmt den Flieger und sieht sich mit einem Plan Nicoles konfrontiert, der ihn elektrisiert: Ein altes Gebäude, mitten im Umbau zu einem Hotel von den Bauherren aus Geldmangel aufgegeben, könnte zu einer Perle des Ortes, ja der ganzen Provence ausgebaut werden. Simon und Nicole schmieden Pläne, essen zusammen Nudeln und verbringen den Rest des Wochenendes in Nicoles Haus. Doch will Simon wirklich sein ganzes Leben zurücklassen und in der Provence, vielleicht mit Nicole, ein Projekt beginnen, für das er keinerlei Qualifikation hat?
Bereits 1994 erschien der Roman "Hotel Pastis" von Peter Mayle. Im März 2006 produzierte "Audiobuch" ein Hörbuch mit dem bekannten Sprecher Hubertus Gertzen (bekannt durch zahlreiche Hörbuchproduktionen wie zum Beispiel unzählige Sherlock Holmes-Abenteuer).
Auf sechs CDs findet sich die leicht gekürzte Fassung des Romans. Schnell wird klar, dass diese Stimme sehr gut passt zu den herrlichen Schilderungen, die Mayles Spezialität sind. Ob es Landschaftsbeschreibungen oder anschauliche Darstellungen von Speisen und "anderen Genüssen" sind, immer findet Gertzen den richtigen Ton. Er gibt den bodenständigen und einfachen Simon, seinen manierierten Diener, die Französin Nicole, den Partner und Feind aus New York, Ziegler und unzählige weiterer Personen äußerst anschaulich und charakteristisch.
Auch den zweiten Erzählstrang, der von der Planung und Durchführung eines Banküberfalls handelt (mehr soll hier nicht verraten werden), gibt er eloquent, versiert und herrlich pointiert. Die Gauner und ihre unterschiedlichen Ansichten, Körpermasse und intellektuelle Leistungsfähigkeit, wird fast greifbar durch die Interpretation von Hubertus Gertzen.
Einziges Manko ist die gar zu leichte Geschichte. Eine Unmenge Zufälle, eine Ausgangssituation (Reichtum, Langeweile, frisch geschieden, wunderschöne Französin, willig und zufällig mit einem perfekten Plan bei der Hand), die nicht gerade alltäglich ist, und viele gar zu leichte Lösungen sind ein wenig enttäuschend. Doch die zweite Hälfte des Hörbuchs entschädigt für anfängliche Längen.
Wenn erst mal Tempo und Schwung in die Handlung kommt, nicht alles so butterweich und perfekt funktioniert, wird das Hörbuch richtig gut.
Der leise Humor, die anschaulichen Schilderungen und die lockeren Bonmots sind die Stärke von Mayle und die spielt er in "Hotel Pastis" perfekt aus. Tiefgang, Probleme und Anspruch sind eindeutig nicht seine Sache, reine Unterhaltung eben.
Fazit: Eine gute Produktion, ein wunderbar aufgelegter Sprecher und eine lustige, lockere Geschichte machen die Kaufempfehlung leicht. Doch mehr als humorvolle Unterhaltung sollte man nicht erwarten.
Die sechs CDs sind in einer stabilen Plastikbox untergebracht. Nett ist die Idee, die CDs farblich unterschiedlich zu gestalten, sie fallen sofort ins Auge. Die Angaben zum Autor und Sprecher sind sehr kurz, reichen aber aus. Wunderschön ist das Cover-Bild, es passt perfekt zur Geschichte und verdient ein Extra-Lob!