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Miss Blacklock meistert die ungewohnte Situation mit der ihr eigenen Ruhe und inneren Gelassenheit. Wie sie erwartet hatte, sind einige Einwohner von Chipping Cleghorn eingetroffen. Eine Annonce in der "Chipping Cleghorn Gazette" hatte unmissverständlich einen Mord in Little Paddocks, so der Name ihres Hauses, angekündigt. Und zwar genau um 18.30 Uhr. Einzig die reizende Frau des Dorfpfarrers gibt in ihrer unumwundenen, ehrlichen Art zu, dass die reine Neugier und nicht der Zufall, wie die anderen Gäste vorgeben, sie zu Miss Blacklock geführt hat. Genau um die angekündigte Zeit, nur Sekunden nach dem Schlagen der Standuhr, geht plötzlich das Licht aus und die Tür zum Flur öffnet sich. Jemand steht im hell erleuchteten Rahmen und blendet mit einer Laterne in der Hand die Gesellschaft. Zwei Schüsse ertönen, Rufe, Schreie und Stöhnen sind zu hören und der Unbekannte dreht sich abrupt ab. Das Licht der Laterne erlischt und ein dritter Schuss ist zu hören. Dann schließt sich die Tür. Es herrscht das reinste Tohuwabohu. Alles ruft durcheinander, die Gesellschaft ist in Panik. Endlich leuchten fast gleichzeitig zwei Feuerzeuge auf; Augenblicke später ist der Strom wieder da und die Lichter flammen auf. Vor der Tür finden die Gäste und die Bewohner des Hauses die Leiche eines jungen Mannes.
Die Polizei ermittelt halbherzig, sie geht von einer Einzeltat des jungen, der Polizei nicht unbekannten Mannes aus und vermutet einen Selbstmord oder Unfall. Doch die Ermittlungen werden nachhaltig in eine andere Richtung geführt, als sich eine Bekannte des Polizeichefs und Freundin der Mutter der Pfarrersfrau, Miss Jane Marple, einmischt und die Tat in einem völlig anderen Licht darstellt. Zwar hat sie fast keine Informationen über den Tathergang und die anschließende Zeugenbefragung durch die Polizei, aber ihre große Lebenserfahrung, Intuition und ihr messerscharfer Verstand führen sie völlig anderen Schlüssen, als Inspektor Craddock für möglich erachtet.
Miss Marple warnt die Polizei davor, die Tat ad acta zu legen. Ihrer Meinung nach wird es nicht bei diesem einen Mord bleiben.
Der 51. Kriminalroman von Agatha Christie, der fünfte, in dem Miss Jane Marple ermittelt, ist ein kleines und altmodisches Rätsel. Die Figuren sind stereotyp und aus dem Schaffen der Autorin hinlänglich bekannt. Das gilt auch für die Ermittlung und die Motivwahl. Große Überraschungen sind bei der Lektüre, oder in diesem Fall dem Hörgenuss, nicht zu erwarten.
Die Geschichte plätschert dahin zwischen der ausufernden Geschwätzigkeit der beteiligten Personen und den klugen und scharfsinnigen Beobachtungen und Anmerkungen von Miss Marple. Begleitet werden diese feinen und sehr britischen Unterhaltungen von den üblichen ahnungslosen Komentaren der ermittelnden Polizisten. Der gesamte Sachverstand konzentriert sich auf die betagte Detektivin.
Nett wird dieses Hörbuch durch die ruhige Art der Sprecherin Gabriele Blum. Sie trifft die Atmosphäre dieses britischen Landadel-Romans, die gesellschaftliche Situation der Betroffenen und die angenehme Art der "alten Jungfer" auf das Genaueste. Auffällig ist bei der Stimme von Frau Blum nur die störende Aussprache der s- und Zischlaute. Dies mag an der Tonspur oder ihrer ansonsten eher weichen, diese Laute aber überbetonenden Stimme liegen oder ein schwacher Sprachfehler sein. Ist man erst einmal darauf aufmerksam geworden, stört es schon sehr beim Zuhören.
Ansonsten aber ist dieses kleine Kriminalspiel - beworben als einzige ungekürzte Aufnahme - gelungen und gut ins Medium Hörbuch übertragen. Hülle, Prospekt und Informationen sind ausreichend, wenn auch nicht sehr ausführlich. Spannend oder originell ist die Vorlage leider nicht, eher ein ruhiger Gesellschaftsroman aus der britischen Nachkriegszeit, und als einen solchen sollte man dieses Hörbuch auch genießen.
Fazit: Die altmodisch konzipierte und betulich aneinandergefügte Abfolge von Unterhaltungen leider sehr vieler Personen (es ist kein Leichtes, nicht den Überblick zu verlieren - zumal man nicht nachschlagen kann, von wem denn nun gerade die Rede ist) ist unterhaltsam und amüsant zugleich. Einen spannenden Krimi sollte man allerdings nicht erwarten. Die Versatzstücke sind zu bekannt und zu schematisch verwendet.