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 Mein liebster Feind - Klaus Kinski

Regisseure: Werner Herzog
Schauspieler: Klaus Kinski
Verlag: ARTHAUS

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Ton


Die Dokumentation "Klaus Kinski - Mein liebster Feind" von Werner Herzog versucht die Persönlichkeit des Schauspielers Klaus Kinski, sein Wirken in den Filmen Werner Herzogs und die Beziehung zwischen Kinski und Werner Herzog zu beleuchten.
Filmszenen aus "Fitzcarraldo", "Nosferatu - Phantom der Nacht", "Aguirre, der Zorn Gottes", filmisches Material, das während der Dreharbeiten entstand, Filmmaterial aus dem Privatarchiv von Werner Herzog, Zwischensequenzen, die Werner Herzog für die Produktion dieser Dokumentation an den Original-Drehorten neu aufnehmen ließ, und Interview-Sequenzen mit Personen, die Klaus Kinski mehr oder weniger nahe standen, sind zu einem dramaturgisch sehr aufwändigen Film zusammengestellt. Herzog versucht als objektiver Zuschauer aus dem Off heraus, die Szenen zu kommentieren, einzuordnen und zu bewerten.
Ziel seiner Dokumentation ist es, den Künstler Klaus Kinski herauszuarbeiten. Der sich selbst immer wieder neu erfindende und zur Schau stellende Klaus Kinski sollte ungeschminkt und wahrhaftig für den Zuschauer sichtbar werden.

Dieser Versuch ist gänzlich gescheitert. Kinski bleibt ein Rätsel. War er ein kompletter Irrer, ein absolut ekelhafter Egomane und Triebtäter? War er nicht mehr von seinen Rollen zu trennen und spielte am Ende nur noch Rollen? Stieg ihm der Erfolg - oder besser der immer wieder eintretende Misserfolg - zu Kopf, wurde Kinski wahnsinnig, weil die Menschen nicht erkannten, dass er das einzige Genie unter unsagbar schlechten Schauspielern war?
Das Hauptproblem dieses Scheiterns ist Werner Herzog. Dieser begnadete Regisseur war nicht nur Ursache der Leistungen Kinskis und Widerpart zur Erreichung von absoluten Glanzleistungen, wie beispielsweise in "Nosferatu", Förderer des Exzentrikers Kinski und Regisseur von dessen Karriere, sondern auch Nutznießer des Wahnsinns von Kinski. Der identifizierte sich derart mit den Rollen der Herzog-Filme, dass sie erst durch ihn zu großen Filmkunstwerken wurden, nur durch ihn wurden die seltsamen Geschichten, meist um Wahnsinnige und Verrückte, erst zu beeindruckenden Werken der Filmgeschichte. Dies verkennt Herzog. Er versucht objektiv zu sein, wo er reinstes Subjekt war. Er versucht Kinski als einen von ihm angeleiteten Schauspieler zu kreieren, wo er doch unter der "Regie" von Kinski erst sein Werk zum Ziel führen konnte. Er versucht immer wieder, Kinski als Hindernis, als wankelmütig, als nahe dem Irrsinn darzustellen. Abseits der Frage, ob das objektiv richtig ist und wahr, verkennt er, dass er genau diesen Schauspiel- oder besser Menschentyp suchte, brauchte und fand, um seine Filme zu drehen. Er verkennt in seiner Darstellung, dass nicht er die einzige geniale Schaffensperiode des Schauspielers Kinski ermöglichte und ihn dazu brachte, diese Rollen auszufüllen, sondern dass Kinski mit seiner Darstellung diese Filme ermöglichte und Herzogs einzige wirklich glänzende Periode als Regisseur von Weltrang schuf.
Nicht Kinski wurde von Herzog als Schauspieler neu erschaffen, sondern Herzog als Regisseur geformt.
Doch das Scheitern Herzogs ist eine der interessantesten Dokumentationen, die ich kenne. Die Ausbrüche Kinskis, die Präsenz dieses Irren ist so gewaltig, dass sie aus jeder einzigen Filmminute einen Schlachtruf macht: Hier bin ich, bewundert mich.
Das Scheitern Kinskis wird aus den Bildern mehr als deutlich. Er wurde nicht gottgleich geliebt und fiel bodenlos, als er das erkennen musste. Herzog wiederum scheint nicht erkannt zu haben, dass die beiderseitige Einflussnahme zu einem einmaligen Ergebnis führte, unwiederholbar und einzigartig. Nie zuvor und nie wieder waren beide so gut.

Fazit: Trotz der teils unsäglich blasierten Kommentare Herzogs, trotz der Fehleinschätzung, dass Herzog eine objektive Dokumentation über Kinski und die Beziehung zwischen ihnen zu drehen in der Lage ist, wurde ein Film daraus, den man gesehen haben muss. Intensiver und fanatischer kann eine Berufsauffassung nicht sein - auch wenn sie immer Gefahr läuft, wie im Fall Kinskis, an den Irrsinn heranzureichen. Die eigentliche Leistung der beiden Hauptakteure Klaus Kinski und Werner Herzog kann man allerdings nur erahnen. Wer sie verstehen will, der sollte sich "Nosferatu", "Aguirre" oder "Fitzcarraldo" ansehen.

Stefan Erlemann



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 01. Dezember 2004 | FSK: 12 | Laufzeit: 95 Minuten | Preis: 10,95 Euro | Untertitel verfügbar in: - | Verfügbare Sprachen: Deutsch

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