In der schwebenden Pflanzenwelt Axis leben Menschen und Monster. Die Menschen ernten Saft aus den Pflanzen und opfern sie ihren Göttern. Diese aber sind Monster, die sich nur im Saft manifestieren können und die Menschen als Abfall, als Arbeitssklaven sehen. Diese Monster beherrscht nur ein Gedanke: Eine leuchtende blaue Kugel in der Mitte ihrer zweigeteilten Welt, vor einigen hundert Jahren dort erschienen, gefährdet ihre Macht und muss zerstört werden.
Die junge Kaena kann sich nicht damit abfinden, dass ihr Leben nur dazu dient, die Götter gnädig zu stimmen. Sie unternimmt Ausflüge an den Rand des wuchernden Pflanzengeästs. Dort, über den Wolken, ziehen riesige Monster majestätisch durch die Luft.
Doch eines Tages wird Kaena auf der Flucht vor einem dieser Flugwesen verletzt. Die Würmer, die sie für Nahrung hält, bringen sie in einen Raum, der ihr unbegreiflich ist. Opaz, der letzte Vertreter einer Gattung, die der Raumfährt mächtig ist, erklärt ihr die Zusammenhänge, die Axis entstehen ließen. Die Geschichte ist unglaublich und Kaena ist völlig verwirrt. Dieses mächtige Wesen ist einzig auf der Suche nach der blauen Kugel, dem Gedächtnis seiner Rasse, um dann Axis zu verlassen.
Für drei völlig unterschiedliche Gruppen ist diese blaue Kugel einziges Ziel ihres Daseins. Für die Menschen, die unter der Führung ihres Oberpriesters auf der Suche nach ihren Göttern sind, für die dem Saft entstammenden Monster, die einzig die Vernichtung dieser Kugel interessiert, und für den weisen Opaz, der sich und seine Rasse nur retten kann, wenn er sich dieser Kugel bemächtigt - wohl wissend, dass er damit Axis zum Untergang verurteilt. Zwischen diesen Mächten scheint Kaena willenlos hin und her geworfen zu werden. Sie scheint Spielball von Menschen, Monstern und "Außerirdischen" zu sein. Doch Kaena wäre nicht Kaena, wenn sie nicht gänzlich andere Vorstellungen von ihrer Zukunft und dem Schicksal ihrer Welt haben würde.

Im Jahr 2003 erschien in der französischen Originalfassung ein Animationsfilm, der nach siebenjähriger Vorbereitungs- und Produktionszeit mit kleinstem Budget als Gegenentwurf zu großen Hollywoodstreifen à la Shrek oder "Ants" gedacht war. Leider ist ein Hauptmanko dieses Films die verwendete Technik. Aus Kostengründen benutzte man nicht moderne Computer und Rendersysteme wie die Konkurrenz, sondern Software der Spieleentwickler. Dies merkt man den Animationen sehr stark an. Sie sind abgehackt, detailarm und nur mit schwachen Farben versehen. Der gesamte Film wirkt bräunlich und matt, eher unscharf und die hölzernen Bewegungen wirken immer unecht und stereotyp.
Hinzu kommt ein grässlich klischeehafter Entwurf der Hauptfigur. Warum die Kämpferin und junge Widerständlerin eine Brust haben muss, die selbst für Pamela Anderson zu groß geraten wäre, Hüften wie eine Lara Croft für den deftigen Geschmack hat und eine Taille, die die Bezeichnung Wespentaille als zu wenig aussagekräftig zurückweisen müsste, ist mir absolut schleierhaft. Das wirkt bei einer künstlichen Person - und als solche ist Kaena immer zu erkennen - lächerlich und irreführend. Vor allem, da Sex und Weiblichkeit nicht auch nur die geringste Rolle in diesem Film spielen, ist dieses Outfit, dieser Entwurf einer Karikatur von Frau unnötig und überflüssig - mit deutlicheren Worten: hirnrissig!
Aber - es gibt ein Aber, denn wenn man die grafischen Unzulänglichkeiten einmal weniger beachtet und Hauptfigur Kaena in ihrer Intention betrachtet und ihr Äußeres einmal gnädig übersieht, ist dieser Film erstaunlich. Er ist komplex, hat einen eigenständigen, einmaligen Zukunftsentwurf, eine wundervoll verwickelte und spannende Haltung und vor allem, er beantwortet nicht alle Fragen. In diesem Sinn fasziniert der im März 2006 auf DVD erschienene Film nahezu alle Zuschauer, die Animations-, Fantasy- und Science-Fiction-Filme mögen. Hinzu kommt eine grandiose englische Tonspur. Hier sind Hollywoodschauspieler zur Vertonung herangezogen worden, die ihre Rolle perfekt beherrschen. Ob das Richard Harris als Opaz, Kirsten Dunst als Kaena oder Anjelica Huston als Monsterkönigin ist, dieses Extra lohnt sich wirklich. Wer dieser Sprache mächtig ist - allzu komplex ist der Text nicht - sollte diese Tonspur der deutschen Synchronisation vorziehen, die aber immer noch als gut zu bezeichnen ist.

Fazit: Dieser Animationsfilm weist große optische Schwächen auf und missfällt in der Darstellung seiner Hauptfiguren. Doch Story und Ton, Aussage und Weltenentwurf sind wirklich gelungen. Und die Königin der Monster, genial vertont von Anjelica Huston, ist wirklich einen Blick wert (wobei leider auch dieses tierisch anmutende Monster große Brüste hat - scheinbar unverzichtbar für das Bild, das die Entwickler einer Frau oder einem Weibchen zuerkennen).