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 Spuk in Grey Hill House

Autoren: Ursula Isbel
Verlag: Ueberreuter

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Die siebzehnjährige Merle ist begeistert. Sie muss weder mit ihrem Vater und seiner "Neuen" den Urlaub verbringen, noch mit ihrer Mutter nach Boston fliegen, sondern darf in ein altes englisches Herrenhaus fahren, in dem ihr Stiefbruder Patrick ein Buch über Gespenster schreibt. Sie kann ihren Stiefbruder zwar nicht leiden, aber ansonsten hört sich alles wirklich perfekt an.
Schon kurz nach ihrer Ankunft ist Merle irritiert. Alle in diesem Haus scheinen tatsächlich daran zu glauben, dass "die graue Lady", eine vor 150 Jahren verstorbene Adlige, in den alten, zugigen Gemäuern spukt. Hinzu kommt, dass sie dieser Frau offensichtlich aufs Haar gleicht. Kann das ein Zufall sein?
Ihr Stiefbruder ist begeistert und hofft einen Bestseller schreiben zu können. Nur fehlt ihm ein Foto eines echten Gespenstes. Merle glaubt immer noch nicht an Gespenster, doch einige Vorkommnisse bringen ihre Ansicht ins Wanken. Und sie beginnt sich immer stärker für den netten jungen Lord Simon zu interessieren.
Da findet sie gemeinsam mit Simon heraus, dass die graue Lady tatsächlich aus Mecklenburg stammt und mit ihr verwandt ist. Und eines Nachts steht eine wie aus Nebel bestehende Frau vor Merles Bett und fleht sie in deutscher Sprache an, ihr zu helfen.

In ruhigem, unaufgeregtem Ton erzählt Ursula Isbel eine nette, liebenswerte Geschichte. Die Charaktere geraten ihr sehr lebendig und plastisch. Ob Sympathieträger wie Merle und Simon oder der nervige und aufdringliche Patrick, fern jeden Klischees gelingt es Isbel, sie ungewohnt tiefgreifend und verständlich zu umreißen. Auch die Gutsherren erscheinen wie wirkliche Menschen, die gesamte Szenerie wirkt vertraut und normal.
Sehr langsam, fast unmerklich wird der Erzählfluss angereichert durch mystische Elemente. Die Normalität der Situation immer wieder betonend merkt der Leser erst gar nicht, dass er sehr geschickt zu einem Mitwisser wird und er tatsächlich ebenfalls an Gespenster zu glauben beginnt. Durch den Stil der Autorin hat man zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass sich aus dem Roman eine Fantasy-Handlung entwickelt. Nicht einen Moment lang verlässt die Handlung die Realität, alle Vorkommnisse, auch das Auftauchen der "grauen Dame", werden als Tatsache hingenommen.
Selten habe ich einen Jugend-Roman gelesen, der so subtil Elemente einführt, die eigentlich absurd und der Fantasie entsprungen sind.
Völlig überrascht ist man, wenn man die letzten Seiten liest und feststellt, dass die Geschichte ihrem Ende entgegengeht. Der Roman liest sich so flüssig und locker, dass Langeweile zu keinem Zeitpunkt aufkommt. Aber große Spannung vermag er auch nicht zu erzeugen. Von wenigen Momenten abgesehen ist es einfach nur ein vergnüglicher, netter Tatsachenbericht, eine Art Urlaubsgeschichte, die vor sich hin plätschert. Man sollte also keine großen Taten, keine wichtigen Ereignisse oder allzu romantische Schilderungen erwarten.

Fazit: Dieser Roman von Ursula Isbel ist nett, amüsant und ein klein bisschen romantisch. Aber auch kaum spannend und sehr schnell zu Ende. Ein ideales Buch für zehn- bis zwölfjährige Kinder, die ein wenig Spuk und viele nette Ereignisse aus einem fast gewöhnlichen England-Urlaub lesen wollen. Es ist gute, wenn auch nicht sehr anspruchsvolle Unterhaltung.
Ein wenig unpassend ist das Titelbild, denn das abgebildete Haus passt absolut nicht zu den Beschreibungen des verfallenden Herrenhauses, die Isbel so eloquent wie interessant im Inneren des Buches zum Besten gibt. Auch die Nebelschwaden und der fast glühende Himmel passen wenig zu der eher ruhigen Geschichte.

Stefan Erlemann



Hardcover | Erschienen: 01. Januar 2006 | ISBN: 3800052075 | Preis: 8,95 Euro | 190 Seiten | Sprache: Deutsch

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