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 Die Medlevinger

Autoren: Kirsten Boie
Verlag: Ueberreuter

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Nis ist verzweifelt. Sein Vater Vedur muss wirklich verrückt geworden sein. Erst hört er auf, Lehrer aller Medlevinger zu sein, und nun will er allen seine Erfindungen vorführen. Wo doch alle schon über ihn lächeln. Und Nis muss ihm helfen. Nur Moa, seine Freundin, versteht ihn.

Johannes und seine Mutter Britta sind stinksauer. Ihr Nachbar Pokaschinski will ihnen den kleinen Innenhof, den die beiden seit acht Jahren nutzen, streitig machen und einfach planieren lassen. Ihr schöner Garten wird einfach zerstört.

Vedur läuft voller Sorgen zum König. Er bemerkt nicht, dass sein Sohn Nis ihm gefolgt ist. Was er mit dem König beredet, erfüllt Nis mit großer Sorge. Sein Vater hat irgendein wichtiges und gefährliches Geheimnis mit dem König zu besprechen. Es geht um Antak, den Hüter der Geschichte, und dessen Sohn Thorvil. Nis versteht nicht, worum es genau geht, aber dass sein Vater "nach oben" will, um den verschwundenen Antak zu suchen, scheint ihn in große Gefahr zu bringen. Und das am Tag vor dem wichtigsten Tag im Leben von Nis. Dem Tag, an dem er seine Fibel erhalten wird.

Johannes bemerkt eine Bewegung im Innenhof. Oh je, wenn er wieder vergessen hat, Pollili, sein Meerschwein, in den Käfig zu sperren, wird Britta sauer. Vielleicht hat Pollili ja schon wieder die Rosenbüsche ausgegraben? Tatsächlich, da ist wieder ein Loch zwischen den Büschen. Er schimpft leise mit dem Schwein, doch das will nicht kommen. Es hat sich voller Angst in eine Ecke des Gartens geschlichen und zittert sogar. Johannes nimmt Pollili auf den Arm und redet ihm gut zu. Als er das Schwein in den Käfig stecken will, ertönt ein lauter Schrei. Johannes erstarrt. Was ist bei Pollili dort im Käfig? Er versucht, das Meerschwein aus dem Stroh herauszufischen, und wird plötzlich heftig in den Finger gebissen.
Starr vor Staunen beobachtet Johannes, wie ein Junge, kaum doppelt so groß wie Pollili, aus dem Stroh krabbelt. Und hinter ihm erscheint ein noch kleineres Mädchen. Entsetzt weicht er zurück, als das Mädchen ihn wütend anschreit. "Wo hältst du Antak und Vedur gefangen?", schreit sie. Und Johannes versteht gar nichts mehr.


Der Jugendroman von Kirsten Boie, einer bekannten und sehr erfolgreichen Kinderbuchautorin, zielt eindeutig auf Kinder über zwölf Jahren. Er ist höchst komplex und sehr spannend, vor allem aber lang. Der Umfang ist erheblich und die ersten hundert Seiten fragt man sich, ob es sich wirklich lohnt, ihn zu Ende zu lesen. Er scheint zwischen zwei Welten, der dem Leser bekannten Menschenwelt und einer mittelalterlich anmutenden Welt, zu pendeln. Einzige Verbindung scheinen einige Gegenstände zu sein, die in der Welt der "Medlevinger" auftauchen.
Doch diese Welten berühren sich und der Erzählstrang wird spannend, sehr spannend. Ob erwachsen oder jugendlich, man legt das Buch nun nur ungern zur Seite und folgt immer gespannter der Erzählung.
Mit einfacher Sprache, alltäglichen Schilderungen und Lebensumständen beginnend, vermag die Autorin fast unmerklich überzuleiten in einen Fantasy-Roman aller erster Güte. Ihre Beschreibungen sind lebendig und voller Metaphern. Sie zieht den Leser immer stärker in ihren Bann und das Gefühl, das man anfangs hatte, dass es sich in den Grundzügen um eine bekannte und oft erzählte Geschichte handelt, verschwindet rasch.
An diesem Fantasy-Krimi stört mich eigentlich nur, dass alle Protagonisten reichlich dumm sind. Das ist nicht böse gemeint, die Charaktere sind allesamt liebenswert und wundervoll ausgearbeitet. Aber ein wenig mehr Cleverness und Übersicht wünscht man den Kindern bei ihrer Suche schon. So denkt man mehr als einmal - und möchte es am liebsten laut ausrufen - nun mach schon, komm drauf, beachte den Hinweis, pass doch auf!
Fazit: "Die Medlevinger" ist ein fantasiereicher und zunehmend spannender Fantasy-Roman, der Jungendlichen und Erwachsenen mit Sicherheit sehr viel Spaß macht. Er ist bevölkert mit einer solchen Fülle an liebenswerten und interessanten Charakteren, dass man aus dem Staunen über die sichere Hand, mit der Kirsten Boie durch die Handlung führt, kaum mehr hinauskommt. Ihr gelingt es, die unterschiedlichen Mentalitäten der Medlevinger und der Menschen herauszuarbeiten und den Leser für beide Völker einzunehmen. Wären nicht anfängliche Längen und im Mittelteil etwas begriffsstutzige "Helden", der Roman wäre absolut perfekt. Eine Leseempfehlung ist er aber in jedem Fall. Er bietet mehrere Stunden gute und vor allem spannende Unterhaltung.

Stefan Erlemann



Hardcover | Erschienen: 01. Februar 2004 | ISBN: 3789131555 | Preis: 13,90 Euro | 432 Seiten | Sprache: Deutsch

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