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Daith Landévennec hat sie gefunden. Er schlägt Cait nieder und lässt die junge Frau ins Wasser gleiten. Ein Dolchstoß und seine Rache ist vollendet. Doch Menschen kommen lärmend das Flussufer entlang. Daith lässt den leblosen Frauenkörper in die Strömung gleiten und taucht sanft unter. Niemand hat ihn gesehen.
Aladar erschüttert das Gemüt des unnahbaren und scheinbar gefühllosen Kämpfers Daith bis ins Mark. Cait lebt, und er soll sie vor dem Tode bewahren und zu Aladar geleiten. Daith soll die Mörderin seines Stiefvaters
schützen und sie vor Dämonen und Meuchelmördern retten. Er ist zutiefst entsetzt über dieses Ansinnen und verzweifelt ob der Macht des Obersten der Seathun, ihn zu zwingen. Nicht durch Zauber oder Befehl, sondern durch Freundschaft und Vertrauen.
Widerwillig sucht Daith Cait ein zweites Mal und muss feststellen, dass sein Hass eher noch stärker geworden ist. Er will sie auf der Stelle töten und ist doch gezwungen, sie vor Dämonen, die sie fast unmittelbar nach seiner Ankunft angreifen, zu schützen. Voller Wut und gnadenloser Härte nimmt er die junge Frau mit. Er bringt sie schließlich mit letzter Kraft zu Aladar. Doch als Daith das Haus seines Stiefvaters betritt und Aladar sucht, findet er den mächtigen Zauberer blutüberströmt und sterbend vor. Doch ihm kommen Zweifel an der Schuld Caits. Warum legt der zweite der mächtigen Magier so großen Wert auf die Schuld der jungen Frau? Warum halten der Thronfolger und sein Kampfgefährte Connor zu Cait? Warum versuchen sie Cait gar aus dem Kerker zu befreien und wollen mit ihr fliehen? Was bringt diese mächtigen Männer dazu, Cait zu vertrauen und ihre Schuld in Frage zu stellen? Daith muss sich entscheiden zwischen seiner Rache und der Stimme Aladars, die ihn über den Tod hinaus beschwört, Cait zu retten.
Brigitte Melzer hat einen Fantasy-Roman geschrieben, der erfrischend wenig kultische Absurditäten, Zaubersprüche, Beschwörungen und magische Verwirrspiele benötigt. Das Hauptaugenmerk der Autorin liegt auf der Entwicklung und Ausarbeitung zweier Akteure: Eines rauen und vom Leben fast innerlich zerstörten Kämpfers und einer jungen Frau, die schreckliches durchmachen muss und immer wieder, trotz eines grausamen Schicksals, eine innere Stärke zeigt, die der des Helden weit überlegen ist.
Getragen wird diese Beziehung zwischen den beiden Akteuren von anfänglichem Hass, bodenlosem Misstrauen und Gefühlen, die äußerst lebendig und variantenreich von der Autorin beschrieben werden. Hinzu kommt ein Spannungsbogen, der auf das Perfekteste den Leser gefangen nimmt.
Mit beeindruckender Erfindungsgabe gelingt es der Autorin, eine einfache Geschichte voranzutreiben und für atemlose Spannung zu sorgen. Die ersten 200 Seiten des Buches vergehen wie im Fluge, das Verhältnis zwischen dem Kämpfer und der jungen Frau ist derart abwechslungsreich und knisternd vor Abneigung und Anziehung, dass die plötzliche Wendung in der Geschichte wie ein Schock ist. Doch wieder gelingt es der Autorin, die plötzlich an Komplexität gewinnende Geschichte "auf Kurs" zu halten. In dem Moment, in dem die Beziehung zwischen den zwei Gegenpolen Daith und Cait an innerer Spannung verliert, führt sie einen dritten Charakter ein, der zu einem so interessanten Beziehungsgeflecht führt, das wiederum hunderte Seiten die Geschichte trägt.
Einziger Schwachpunkt ist der Mangel an einem echten Gegner. Immer wieder greifen zwar Schergen desselben die Helden an, aber der eigentliche "Endgegner" bleibt arg im Dunkeln und tritt erst sehr spät den "Guten" gegenüber.
Doch dieser Makel ist - näher betrachtet - keiner. Denn das macht aus diesem Fantasybuch eben nicht einen der üblichen "Gut gegen Böse-Schinken", mit den Zutaten Dämonen, Zauberei, Liebe, Hass und Rache, sondern fast ein psychologisches Kammerspiel zwischen drei Menschen. Grandios gelingt es der Autorin, die Handlungen und Gefühle dieser Protagonisten darzustellen. Sie wachsen einem derart ans Herz, dass man mit Bedauern das Buch nach nur 400 Seiten (und höchstens drei Abenden Lesevergnügen) weglegt. Zufrieden und traurig zugleich über das Ende.
Fazit: Bravo! Dies ist ein fantastisches Buch. Auch Lesern, die ansonsten wenig Fantasy lesen, sei dieser Roman empfohlen, legt er doch Wert auf die Charaktere und ihre innere und äußere Entwicklung. Ich jedenfalls habe seit langem nicht mehr ein solch gutes Buch gelesen und werde die Autorin im Auge behalten. Sie ist mehr als nur ein Geheimtipp, sie ist für mich ein Stern am Himmel der Fantasy-Literatur!