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Das Schwein Wilbur ist viel kleiner als seine Geschwister. Bauer Arable will es mit dem Beil erschlagen, aber seine Tochter Fern kann ihn überreden, es zu verschonen. Sie geben das schwächliche Tier, das Fern Wilbur nennt, dem Nachbarn, Onkel Zuckerman. Doch es will nicht wachsen. Es ist traurig. Niemand will sein Freund sein. Eines Tages hört Wilbur eine Stimme. Irgendjemand, den Wilbur nicht sehen kann, will sein Freund sein. Der überglückliche Wilbur kann den nächsten Morgen nicht erwarten. Wie groß ist seine Überraschung, als eine kleine Spinne von der Decke herab schwebt und sich als Charlotte vorstellt. Sie will seine Freundin sein. Wilbur geht es von dieser Stunde an besser. Er ist das glücklichste Schwein der Welt und Charlotte die beste Freundin, die es gibt. Doch Wilbur ist so glücklich, dass er beginnt, mit Appetit zu essen. So wird Wilbur immer dicker. Als eines Morgens das alte Schaf in den Stall kommt und Wilbur am Fressnapf sieht, erfährt das Schwein, was die Menschen mit Schweinen vorhaben, die dick und dicker werden. Das Schaf ist sich sicher, dass Wilbur als Braten auf dem Weihnachtstisch enden wird.
Wilbur ist entsetzt. Er kann nicht verstehen, dass der freundliche Mister Zuckerman so etwas vorhat und er ist todunglücklich. Keines der Tiere weiß Rat und Wilbur sieht sich schon als Wurst in der Speisekammer hängen. Einzig Charlotte verliert nicht den Mut. Sie verspricht, Wilbur zu helfen. Schließlich fängt sie jeden Tag Insekten und Menschen sind wahrlich eindeutig dümmer als diese!
Schon vor dreißig Jahren begeisterte der Kinderbuchklassiker von E. B. White eine ganze Generation. Es gibt unzählige Buchausgaben, sogar eine spannende und rührende Zeichentrickserie wurde produziert. Im Jahre 2002 nahm sich der Audio-Verlag des Kinderbuchs an und produzierte ein Hörspiel mit Wilbur und Charlotte als Helden.
Die Vertonung kann man als gelungen bezeichnen. Zumindest die Stimmen sind wundervoll und treffen den Charakter der Geschichte genau. Die Musik wirkt zwar etwas fehl am Platz, hält sich aber im Hintergrund und fällt nicht allzu unangenehm auf. Vor allem die Ratte Templeton und das Schwein Wilbur sind genial.
Die Stimme der Spinne Charlotte ist zwar etwas gewöhnungsbedürftig, aber vermittelt gekonnt den schwierigen und facettenreichen Charakter der Spinne. Einzig die eingesetzten Kinderstimmen wirken wie vom Blatt abgelesen, zum Glück ist ihr Text sehr klein und stört die Geschichte nicht weiter.
Doch Hauptkritikpunkt und gravierendster Fehler dieser Hörspielproduktion ist ihre Kürze. Die 53 Minuten, die der Buchvorlage entnommen wurden, sind schlicht zu wenig. Entscheidende Passagen, die aus einer einfachen Geschichte über eine seltsame Freundschaft eine Parabel über Freundschaft an sich, das Verhältnis der Menschen zu den Kreaturen, die neben ihnen auf dieser Erde existieren, und die das Buch zu einem wundervollen Klassiker der Weltliteratur machen, fehlen.
Mit großem Entsetzen verharrt der Hörer, wenn die Hörspiel-Produktion unvermittelt endet. Da fehlt doch was! Allerdings, es fehlt der entscheidende Schluss, ein ganzes Kapitel, das aus dieser Freundschaft etwas Dauerhaftes, fast Ewiges macht. Konnte man die diversen Kürzungen in der Textmitte noch verschmerzen, ist die Verstümmelung des Schlusses unfassbar. Warum wurden nicht zehn weitere Minuten produziert? Trauriger wird die Geschichte darum nicht, eher endet sie in der Vorlage mit einem Hoffnungsschimmer, der einem warm in Erinnerung bleibt.
Fazit: Die eigentlich gute Produktion erleidet zum Ende hin Schiffbruch. Es fehlt eine der wichtigsten Passagen der Buchvorlage. Leider wirkt die Geschichte dadurch unfertig und blass. Ihr fehlt die innere Wärme und die Hoffnung der Vorlage. Aus einer Parabel über Freundschaft ist eine schlichte Geschichte über ein Schwein und eine Spinne geworden. Keine schlechte Geschichte, aber eine verstümmelte. Leider.