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In sechsundzwanzig Geschichten erzählt Torsten Sträter aus dem alltäglichen Leben seines Helden Torsten. Dieser Torsten, der seinem Autor nicht zufällig aufs Haar gleicht, erlebt zwischen Onkel und Freunden, Weihnachten und Urlaub das scheinbar zwangsläufig über ihn hereinbrechende Chaos.Nach
Buon Giorno, einer Art Vorwort, erzählt Torsten von seiner New York-Reise. Er tritt extra den "Jungen Grünen" bei, um sich die kostenlose "Bildungsreise" zu erschleichen und sich dort so schnell als möglich abzusetzen. Daraus wird natürlich nichts und die Reise wird zu einer wahren Odyssee. Die zweite Reise in die USA, diesmal entgegen eiserner Grundsätze mit einer Freundin, ist Gegenstand von
"Vier Farben für ein Hallelujah". Die Reise soll sich amortisieren durch den Kauf von Unmengen in den USA spottbilliger Kartenspiele, die in Deutschland wucherteuer sind. Sie endet mit dem Bruch der Liebesbeziehung und dem Besitz vieler Vierfarbkulis, die er bei einem nächtlichen Saufgelage von einem "Kumpel" geschenkt bekommt. Dann folgt der zweite Abschnitt mit vier kurzen Episoden, die sich mit Dortmund, der Heimatstadt von Torsten, auseinandersetzen, bevor der dritte Abschnitt des Buches beginnt. Er ist Onkel Erwin gewidmet. Dessen unnachahmliche Präsenz Torsten sein ganzes Leben nachhaltig versaut - zumindest, wenn er, Onkel Erwin, zugegen ist (
"Die E-Files" genannt).
Der vierte Abschnitt nennt sich
"Gesetzliche Feiertage im Auge des Hurrikans" und führt dem Leser vor Augen, zu was Alkoholgenuss, gepaart mit Zynismus und handfestem Glauben an das Böse im Menschen, führen kann. Meist zum Ende einer Partnerschaft und fast immer zu "Erwin", denn der stößt Torsten an den Feiertagen mit verzweifelter Regelmäßigkeit zu.
Den Abschluss bilden lose zusammengewürfelte Zynismen über Gott, die Welt und Freunde, oder was sich - vor dem entsprechenden Ereignis - so nennt. Nachher sind es meist Unbekannte oder nicht mehr existierende Fremde.
Was wird dem Leser hier zugemutet. Zuerst einmal eine Menge zynischer Humor, sehr viele zotige Bemerkungen und ein eher pubertärer Umgang mit Mitmenschen und Ereignissen. Wenn gerade nicht Alkohol im Spiel ist, was selten der Fall ist, oder Onkel Erwin seine zaristische oder besser idyllische Nachkriegshaltung vor Torsten und damit vor dem unschuldigen Leser ausbreitet, sind es groteske Peinlichkeiten, die der Autor oder sein lyrisches Ich zu durchleiden haben. Meist sind es aber die Mitmenschen, die unter Torsten zu leiden haben. Unter Torsten und seinem rustikalen und infantilen Humor. Oder besser seiner zynischen Grundhaltung.
Am Anfang wirkt das originell und zuweilen richtig lustig und unterhaltsam - zumindest, wenn man diese Art Humor zu ertragen bereit ist -, aber mit zunehmender Dauer der Lesung wird es mühsam. Irgendwann geht auch dem geneigtesten Leser auf, dass sich hier immer wieder das Gleiche abspielt: Eine Alltagssituation wird durch martialische Metaphern interessant gemacht, durch chaotische Wendungen ins Absurde gesteigert und von den gedanklichen Betrachtungen von Torsten ins Lächerliche oder Alberne gezogen.
Die Komik beziehen sämtliche Beiträge aus dem Gegensatz zwischen dieser grotesken Situation und der distanzierten und gewollt albernen Betrachtung durch den eigentlich unmittelbar Betroffenen.
Dieses Schema ist gut, wird aber in der servierten Überdosis schnell langweilig, schlimmer noch, nervig. Hier rächt es sich, dass Geschichten, die im Laufe mehrere Jahre entstanden sind und für sich durchaus lesenswert sind, zu einem Band zusammengefasst werden.
Fazit: Der Humor von Torsten Sträter ist Geschmacksache. Mehr als üblich scheiden sich die Geister an dieser teils infantil-debilen, teils zynisch-ironischen Darstellung. Der pubertäre Charakter einiger Situationen ist deutlich fühlbar und stößt sicherlich nicht wenige Leser vor den Kopf. Meiner Frau kann man diese Geschichten nicht vorlegen, sie würde das Buch eher zerreißen, als es durchzulesen.
Mir haben einige Storys gefallen, die meisten aber sind schlicht Wiederholungen eines "Schema F" und schlicht langweilig. Machen Sie sich selbst ein Bild von diesen meist zynischen Geschichten, aber sagen Sie nachher nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt!