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Diego Alatriste y Tenorio und sein Ziehsohn Inigo de Balboa haben Spanien und Madrid den Rücken gekehrt. Zuviele Feinde hat sich der altgediente Soldat Alatriste dort gemacht und der oberste Günstling von König Philipp IV., Graf Olivares, hat ihm dringend nahegelegt, sich für eine Weile "unsichtbar" zu machen. Vor allem der Dominikaner Pater Emilio Bocanera, Vorsitzender der heiligen Inquisition und einer der mächtigsten Sekretäre des Königs, Luis de Alquézar, sind seine Todfeinde und haben Schläger, Meuchelmörder und einen gefährlichen Degenfechter auf Alatriste angesetzt mit dem Ziel ihn endlich zum Schweigen zu bringen.
Alatriste wählt den einzig möglichen Ausweg: Er verdingt sich abermals als Soldat. Er zieht mit Inigo de Balboa in den Krieg gegen die Niederlande, der nach zwölfjährigem Waffenstillstand wieder aufgeflammt ist. Unter General Spinola wollen die Spanier Breda erobern. Das Los der Soldaten ist grausam und ermüdend. Sie versuchen inmitten einer ständig von Wasser überfluteten oder zumindest feuchten und von unzähligen Gräben durchzogenen Landschaft, Dorf um Dorf zu erobern, Deich um Deich zu verteidigen mit dem einzigen Ziel, einen Belagerungsring um Breda zu ziehen und bis zur Niederlage der Niederländer und ihrer Verbündeten durchzuhalten.
Ein furchtbares Schlachten beginnt. Immer wieder greifen starke feindliche Verbände die Spanier an, immer wieder widerstehen die Spanier den übermächtigen Gegnern. Mit Stolz, verzweifeltem Widerstand und dem unbezwingbaren Willen, den wahren Glauben auf holländischer Erde zum Sieg zu verhelfen, kämpfen Alatriste und seine Kameraden in der unendlich erscheinenden holländischen Landschaft um jede Meile Boden. Mit letzer Kraft, bar jeder Hoffnung jemals wieder die Heimat wieder zu sehen, erreichen die Spanier Breda und beginnen eine endlos erscheinende Belagerung. Immer müder werden die Männer, immer grausamer wehren sie sich ihrer Haut und immer entschlossener wehren die Spanier jeden Versuch der Holländer ab, den Belagerungsring zu durchbrechen und frische Truppen in die Stadt zu bringen.
Der dritte und letzte Teil der Trilogie "Alatriste" von Arturo Perez-Reverte beschäftigt sich einzig und allein mit der Belagerung Bredas und dem Krieg der Spanier in Flandern. Historisch höchst genau beschreibt der Autor bis in die kleinste Kleinigkeit einen solchen Krieg. Er erspart dem Leser dabei weder die ungeheuerlichen Grausamkeiten, die im Namen Gottes, Philipps des IV. von Spanien und der Ehre verübt werden, noch Schilderungen des Soldatenalltags mit all ihren Mühsalen und Erniedrigungen. Die endlosen Schlachten, Scharmützel und das immer wiederkehrende Abschlachten von Gegnern - auch fliehenden, am Boden liegenden, um Gnade winselnden Gegnern, ermüdet den Leser. Das gesamte Buch wirkt wie ein endloser Versuch die Sinnlosigkeit dieses Krieges, jeden Krieges darzulegen. Hinzu kommt die immer wiederkehrende Floskel, der stolzen Spanier, die im Krieg schrecklich unerbittlich und nahezu unbezwingar sind.
Neben der konturlosen Handlung, der zu folgen einiges an Mühe und Aufmerksamkeit nötig ist, verärgert der Autor vor allem all jene Leser dieser Trilogie, die - völlig zu Recht - Antworten erwartet haben, die in den ersten beiden Büchern gestellt wurden.
Nicht, aber auch gar Nichts wird fortgeführt, keine Intrige findet ihre Auflösung, keine Gegner Alatristes taucht auf, niemand rächt sich an ihm, kein einziger der vielen Handlungsfäden des ersten und zweiten Buches wird aufgenommen und fortgeführt. Der dritte Band ist im Sinne der Erwartungshandlungs des Lesers der reine Hohn.
Aus dem Abenteuerroman "Hauptmann Alatriste" taucht kein einziger Protagonist mehr auf, aus "Reinheit des Blutes", dem eher historisierenden Roman über die Macht der Kirche im Spanien des sechszehnten Jahrhunderts findet kein einziger Gegner den Weg in Band drei!
Neben diesem Schock muss der Leser verdauen, dass "die Sonne von Breda" kein Abenteuerroman mehr ist, sondern ein endloser Bericht über einen sinnlosen Feldzug in Flandern. Eine leidlich interessante Abhandlung über einen grausamen und vergessenen Krieg, aber kein Abenteuer rund um Hauptmann Alatriste oder seine Gegner.
Welch eine Enttäuschung ist dieses Buch. Als Trilogie erdacht, in Deutschland gar unter dem Titel "Alatriste" in einem Band veröffentlicht, ist der dritte Band "die Sonne von Breda" nur noch ein ödes Schlachtenepos. Ohne Helden, ohne Handlung und ohne "Happy End". Darauf kann der Leser von "Hauptmann Alatriste" getrost verzichten, er wird nichts, aber auch gar nichts verpassen, denn Antworten liefert dieses Buch leider nicht.