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 Erzähl uns eine Geschichte

Herausgeber: Sabine Dittmer
Verlag: Velber

Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Anfang 2006 erschien im Velber Verlag ein Vorlesebuch. Gemeinsam mit der "Stiftung Lesen" wurden unter dem Titel "Erzähl uns eine Geschichte" Vorlesegeschichten gesammelt und mit Illustrationen von Sabine Dittmer versehen. Die siebenundzwanzig Geschichten sind von so unterschiedlichen Autoren wie Hans Christian Andersen, Sempé, James Krüss, Paul Maar, Andreas Steinhövel, Astrid Lindgren, Ottfried Preußler, Max Kruse und Michael Ende geschrieben. Zum Teil kennt diese Geschichten jeder, einige sind eher unbekannt:

Doktor De Soto von William Steig
Die Maus De Soto ist Zahnarzt und behandelt alle Tiere, egall wie groß oder gefährlich. Doch eines Tages meldet sich ein Fuchs an, der schlimme Zahnschmerzen hat. Und De Soto ist es klar, dass er nach der Behandlung im Rachen des Fuches verschwinden soll. Doch der Fuchs hat nicht mit der Cleverness des Arztes gerechnet.

Hatschi Olaf Nochma von Knister
Der arme Olaf. Immer muss er niesen und niemand versteht, was er sagen will. Sagt er: "Setz mich aufs Hatschi!", versteht seine Mutter "Töpfchen" und Olaf ist sauer, denn er meinte natürlich Rad. Und so geht es weiter. Bis er eines Tages ein Mädchen trifft, das auf seine gestammelte, mit vielen Hatschies versehene, Rede folgendermaßen antwortet: "Ich TSCHIA TSCHIA TSCHIA,...!"

Dirk und Ich von Andreas Steinhövel
Dirk und Andreas haben ein Brüderchen bekommen. Es ist klein, hässlich und nervig. Es hat keine Haare, keine Zähne und ziemlich komische Ohren. Und es ist sehr viel Arbeit für Mama, dauernd irgendetwas in Ordnung zu bringen oder für Milch und Brei zu sorgen. Doch eines Tages dürfen die beiden ganz alleine auf ihren kleinen Bruder aufpassen. Es scheint zu klappen, aber leider gibt Dirk ihm Kekskrümel, als er mit ihm im Raumschiffbett durchs Weltall gleitet. Da übergibt es sich ins Bett und das Chaos beginnt.


Neben diesen weniger bekannten Kurzgeschichten füllen das Buch zahlreiche Geschichten, die zur Standardausstattung jeder Kinderbibliothek gehören. Da sind Paul Maars "Sams", Michael Endes "Tranquilla Trampeltreu", Ottfried Preußlers "Kleine Hexe", Angela Sommer-Bodenburgs "Der kleine Vampir", Max Kruses "Urmel aus dem Eis", Hans Christian Andersens "Des Königs neue Kleider" und Christians Bieniks "Oberschnüffler Oswald" vertreten. Wer diese Bücher kennt, dem ist sofort klar, dass diese nicht alle in das Vorlesebuch passen. Leider haben sich der Verlag und die "Stiftung Lesen" nicht die Mühe gemacht, eine Auswahl oder eine gekürzte Variante in das Buch aufzunehmen, sondern es ist schlicht und einfach das erste Kapitel des jeweiligen Buches entnommen und unverändert abgedruckt worden. Dies ist die denkbar schlechteste Lösung. Die Geschichten enden abrupt - sie sind offensichtlich nicht geschrieben worden, um sie in dieser Form zu veröffentlichen.
Der Gesamteindruck, den dieses Buch macht, ist dem zu Folge ein zwiespältiger. Neben fantastischen Geschichten wie Sempés "Kleiner Nick" oder Astrid Lindgrens "Drache mit den grünen Augen" muten die ersten Kapitel der Kinderbücher an wie sinnloses Beiwerk. Sie mögen im Sinne der "Stiftung Lesen" dazu führen, dass die Kinder die gesamte Geschichte hören wollen und dieses Buch angeschafft wird, aber als Vorlesegeschichten haben sie keinen Sinn. Sie sind im besten Fall unterhaltsam, meistens aber fragwürdig und oft gar nervig. Nichts wird erklärt, wenig ist verständlich und oft fragt man sich, was der Anriss einer Geschichte dem Kind nun bringen soll? Kaum eines der entlehnten Kapitel begeistert die Kinder, während die meisten Kurzgeschichten durchaus zu gefallen wissen.

Fazit: Dieses Vorlesebuch ist keins! Werbewirksam sind bekannte Namen aufgeführt, clever wird mit "schönsten Vorlesegeschichten" geworben - das Ergebnis aber ist zutiefst enttäuschend. Neben einigen sehr schönen Kurzgeschichten füllen dieses Buch mehrheitlich die ersten Kapitel bekannter Kinderbücher. Die aber will kaum ein Kind vorgelesen bekommen, denn wo bleibt die Fortsetzung?
So gelungen das Äußere des Buches, der feste Einband und die Illustrationen sind, so wenig überzeugt das Konzept des Buches. Mir scheint, Marketing und Layout haben zu diesem Buch geführt und nicht das lautstark verkündete Ziel, die schönsten Vorlesegeschichten zu vereinen. Das einzig aus diesem Grund gekaufte Buch erweist sich als Täuschung - so hart das auch klingen mag, zu diesem Urteil kommen Eltern und Kinder gemeinsam.

Stefan Erlemann



Hardcover | Erschienen: 01. März 2006 | ISBN: 3866135122 | Preis: 14,95 Euro | 121 Seiten | Sprache: deutsch

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