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Ein Maskierter hat seinen Besuch bei Sherlock Holmes angekündigt. Die Angelegenheit wäre sehr delikat und äußerste Geheimhaltung müsse gewahrt werden. Zum Erstaunen des Gastes bittet ihn Holmes schon nach kurzer Zeit, die Maske abzunehmen, denn er wisse, dass sich dahinter der König von Böhmen verbergen würde.
Die Aufgabe, die der überraschte Regent Sherlock Holmes stellt, enttäuscht den berühmten Detektiv. Ein kompromittierendes Foto in den Händen von Irene Adler, einer ehemaligen Geliebten des Königs, droht von dieser gegen ihn und seine Heiratspläne eingesetzt zu werden. Holmes soll diese Fotografie, die den König, damals noch Thronfolger des Landes, und Irene zeigt, beschaffen. Da er eine sehr hohe Summe auslegt und ein kleines Vermögen verspricht, wenn Holmes erfolgreich sein würde, nimmt Sherlock Holmes den Fall an.
Er sucht in der Verkleidung eines Pferdeknechtes auf der Stelle die Residenz von Irene Adler, einer ehemals europaweit berühmten Schauspielerin und Sängerin, auf, um Informationen zu sammeln. Er entwirft einen genialen Plan, um sich die Fotografie anzueignen. Doch Dr. Watson und Holmes haben einen Punkt nicht in ihre Berechnungen mit einbezogen: Irene Adler ist nicht nur wunderschön sondern auch, wie der König mehrfach versichert hat, äußerst intelligent und verwegen. Eigenschaften, die Holmes bei einer Frau nicht vermutet und die sich seiner festen Überzeugung nach nicht mit dem weiblichen Geschlecht vereinbaren lassen. Dies aber ist ein fataler Fehlschluss von Holmes. Der einzige in der gesamten Karriere des weltberühmten Detektivs, wie Dr. Watson, Chronist dieser Ereignisse, versichert.
Der einfache und für Holmes leicht zu lösende Fall erfährt eine überraschende Wendung, als Holmes und Watson der hastigen Heirat Irene Adlers mit ihrem Anwalt Godfrey Norton beiwohnen. Und das soll nicht die einzige Überraschung für Holmes bleiben.
Der langatmigen Einleitung von Dr. Watson folgt ein sehr kurzweiliger und interessanter Fall. Entgegen den üblicherweise kryptischen und absurd erscheinenden Fälle des Meisterdetektivs scheint diese Aufgabe gar zu simpel zu sein. Der Hörer ist etwas enttäuscht, läuft doch alles nach Plan und Holmes erweist sich so deutlich als Herr der Lage, dass beinahe jedwede Spannung abhanden kommt. Um so überraschter ist der Hörer über die letzten fünfzehn Minuten. Hier erweist sich dieses Hörspiel als seinem Genre gemäß perfekt inszeniert. Stimmen, Ton, Geräusche und Musik bilden eine Einheit, die zu einem wahren Genuss wird. Man wird mehr als entschädigt für den lahmen Beginn und den etwas betulichen Aufbau der Geschichte. Der Schluss wird so elegant und mit einigen Andeutungen vorbereitet und mit solcher Verve durchgeführt und vermittelt, dass man dieses Hörspiel als insgesamt sehr gelungen bezeichnen muss. Gerade durch den scheinbar spannungsarmen Verlauf, die Vorbemerkungen und Andeutungen wird der Schluss um so überraschender und markanter.
Entgegen dem Gefühl, das sich zu Beginn und in der Mitte breitgemacht hat, dass allenfalls mittelmäßige Hörspielkost vorliegt, ist man zum Schluss zur Überzeugung gelangt, eine der besten Produktionen der "Sherlock Holmes"-Reihe gehört zu haben.
Kritikpunkte gibt es wenige. Zum einen sind zu Beginn und als Kapiteltrennung kurze Musikeinspielungen zu hören, die zu laut und dem Stil nach unpassend wirken - sie zerstören ein wenig die ruhige und angenehme Atmosphäre, die Sprecher und Geräusche vermitteln. Zum anderen klingt die Stimme von Dagmar Dempe, die Irene Adler spricht, zu jung und zu naiv für eine gefeierte Schauspielerin und Sängerin, die durch ihren überragenden Verstand und ihre beispiellose Verwegenheit geprägt sein sollte. Auch wirken die Stimmen der Personen, die Christian Rode als Holmes während seiner verdeckten Ermittlung spielt (erstens ein Pferdeknecht und zweitens ein ältlicher Reverend), arg übertrieben und eher karikaturhaft.
Fazit: Winzige Schwächen und ein genialer Schluss. Dieses Hörspiel ist eine Sternstunde des Genres und unbedingt zu empfehlen. Fans des Detektivs und Menschen, die gerne Detektivgeschichten hören, sollten zugreifen. Der Preis ist günstig und die "Mängel" zu vernachlässigen.