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Borograwien ist ein kleiner Staat auf der Scheibenwelt. Die dortigen Menschen glauben an den Gott Nuggan. In dem Buch Nuggan, das ständig erweitert wird, sind alle Dinge aufgeführt, die er für Abscheulichkeiten hält, wie zum Beispiel Katzen, die Farbe Blau oder Zwerge. Da aber Nuggan als Gott recht weit entfernt scheint, hat sich ein religiöser Kult um die Herzogin gebildet, deren Bild in jedem Zimmer hängt. Seit dem Tod des Herzogs hat sie sich in ihre Gemächer zurückgezogen und trauert. Das ist nun schon dreißig Jahre her. Seitdem hat sie niemand mehr gesehen.
Die Borograwier sind sehr stolz auf ihr Land. Doch durch den Krieg gegen Zlobenien wird das Land immer weiter ausgezehrt. Ursache der Kriegshandlungen sind Grenzstreitigkeiten. Dadurch, dass ein Fluss die natürliche Grenze zwischen beiden Ländern bildet, der jedes Jahr durch Dürren, Überschwemmungen oder Schneeschmelze seinen Verlauf ändert, wird unerbittlich um die angrenzenden Gebiete gekämpft, die ein Jahr mal dem einen und dann wieder dem anderen Land gehören. Aber jetzt hat sich die große Stadt Ankh-Morpork eingemischt, da die Borograwier deren Nachrichtentürme zerstört haben. So wie es aussieht, befindet sich das kleine stolze Land nun auf verlorenem Posten.
Davon weiß Polly Perks nichts, als sie sich die Haare abschneidet, um sich als Junge verkleidet für die Armee anwerben zu lassen. Denn Mädchen in Hosen sind eine Abscheulichkeit vor Nuggan. Sie ist auf der Suche nach ihrem Bruder Paul, der in die Armee eingetreten ist. Bald schon ist sie mit anderen Rekruten unterwegs in die Schlacht. Sie sind ein bunt zusammengewürfelter Haufen aus blutjungen Jungen, einem Igor, einem Troll und einem Vampir. Doch da sie scheinbar mit Feldwebel Jackrum den Teufel auf ihrer Seite haben, dürften sie den Krieg gewinnen, oder zumindest überleben.
Natürlich spielt auch dieses Buch von Pratchett auf der allseits beliebten Scheibenwelt. Doch dieses mal tauchen sehr wenige bekannte Gestalten auf. Stattdessen widmet die Geschichte sich einem kleinen Staat, dessen Armut und Verzweiflung nur noch von seinem Stolz übertroffen werden. Wie gewohnt finden sich hier kuriose Gestalten und meisterhaft dargestellte Charaktere voller Leben und Witz. Hauptfigur ist Polly Perks, die sich auf die Suche nach ihrem Bruder begibt und dadurch das harte Soldatenleben am eigenen Leib erfährt. Zu ihrem Glück steht sie unter dem Befehl von Feldwebel Jackrum, der ein wahrer Teufel ist. Und wie sich herausstellt, ist sie scheinbar nicht der einzige weibliche Rekrut in dem Haufen, dem sie angehört.
Ungewohnt ist der etwas ernste Ton, der in diesem Roman herrscht. Gekonnt gelingt es ihm mit viel Wortwitz und Humor eine dennoch ernste Geschichte über Krieg, Vaterlandsstolz und Verzweiflung zu erzählen. Alle Seiten des Krieges stellt er meisterhaft dar. Da gibt es den Rekrutenschinder, der selbst ein Hasenfuß ist, den Leutnant ohne Praxiserfahrung, den Hunger und das Elend des Krieges, Plünderer, Belagerungen, Schlachten und verzweifelte Rekruten, die ohne die geringste Ausbildung gegen den Feind geschickt werden. Wenigen würde es gelingen, diese Themen in eine lockere und heitere Geschichte zu packen, die den Leser dennoch betroffen macht. Doch Pratchett wäre kein so guter Autor, wenn er das nicht leisten könnte.
Dies ist ganz sicher nicht das komischste Buch von Terry Pratchett, doch meiner Meinung ist es eines der besten, wenn nicht sogar das beste. Auch wenn die Geschichte sich leicht und humorvoll liest, wühlt sie den Leser doch auf und lässt ihn am Ende nachdenklich zurück. Vielleicht kann nur der Humor das Thema Krieg so ernsthaft und aufwühlend darstellen. Dieser Roman ist klug, gewitzt und spielt mit dem Leser, so dass ihm erst am Ende aufgeht, wie viel eigentlich in dieser Geschichte steckt. Mich hat dieses Buch nachdenklich gemacht, aber natürlich auch sehr amüsiert und ich kann es nur jedem Leser weiterempfehlen.