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Es wird Winter in der Antarktis. Die Temperaturen sinken auf unter -40°C. Die Kaiserpinguine, etwa 115 Zentimeter große Vögel, beginnen das Meer zu verlassen und über das Packeis ins Landesinnere zu wandern. In einer langen, endlos scheinenden Reihe schreiten die Pinguine voran. Sie sind auf dem Weg zu den unwirtlichsten Regionen der Antarktis, um sich zu paaren und ihre Jungen großzuziehen.
Nach Balz und Paarung legen die Pinguinweibchen ein einziges Ei und verlassen die riesige Kolonie, um zum Meer zurück zu wandern. Die Männchen bleiben alleine zurück und beginnen das Ei auszubrüten. Sie warten auf die Rückkehr ihrer Partnerin. Nur wenn sie rechtzeitig zurückkommen, überleben sie und das Küken.
Monate vergehen. Die Männchen stehen eng beisammen in einer riesigen, teils mehrere 10.000 Tiere zählenden Kolonie und brüten, ohne Nahrung zu sich zu nehmen, das Ei aus. Schlüpft das Küken, beginnt das Warten auf die Mutter. Sind die Familien schließlich vereint, erfolgt ein Rollentausch: Nun bleiben die Mütter bei den Jungen, während sich die Männchen, erschöpft und nahezu verhungert und bis zur Hälfte leichter als beim Beginn der Reise, auf den Weg zum Meer machen, um Fische zu fangen.
Für die Küken beginnt im antarktischen Sommer eine neue Bedrohung Gestalt anzunehmen: Räuberische Riesensturmvögel warten auf ihre Chance.
Während es langsam wärmer wird und die erwachsenen Kaiserpinguine die anstrengende Reisen zwecks Futtersuche unzählige Male wiederholen, beginnt der Überlebenskampf der Küken. Es vergehen noch Wochen, bis die Kleinen die Reise zum Meer beginnen können.
Was für ein Film. Und was für beeindruckende Bilder. Eine nahezu unglaubliche Reise, ein unfassbares Durchhaltevermögen und die grausame Bedrohung durch Räuber. Spannungsgeladen und voller Tragik, inmitten einer wunderschönen, aber extrem lebensfeindlichen Natur, erzählt Luc Jacquet eine fast märchenhafte Geschichte.
Beste Tonqualität, wundervolle Bilder und eine natürliche Dramaturgie, die durch keinen Erfindungsreichtum eines Drehbuchautors zu toppen wäre.
Doch neben den wenigen sachlichen Informationen und notwendigen vorgetragenen Rahmenbedingungen, ohne die der Zuschauer wenig bis nichts verstehen könnte, sind die Autoren auf eine Idee gekommen, die die Betrachter des Films in zwei Lager spaltet.
Denn neben süßlichen Liedern und einer elegisch anmutenden Musik, die noch akzeptabel erscheint, werden die Kaiserpinguine und ihre Handlungen mit Stimmen unterlegt. Erwachsene erläutern "als Pinguine" ihre Gedanken, Kinder quasseln einfache Sätze aus dem Off. Die stille Welt der Antarktis wird zu einer Bühne menschlicher Stimmen. Neben den natürlichen Geräuschen des Windes, der Wellen und von Raubvögeln und der Pinguinkolonie geben immer wieder individuelle Pinguine ihre Gedanken zum Besten. Diese naiven, schlichten und einfachen Beobachtungen der Vögel werden immer häufiger zum eigentlichen Filminhalt. Der Betrachter der traumhaften Szenarien wird immer wieder durch diese "Randbemerkungen" der Vögel aus seiner Kontemplation herausgerissen. Einen Tierfilm, der geradezu dafür gemacht ist, Natur und Handlungen der Pinguine zu betrachten, derart mit menschlichen Stimmen zu unterlegen, die Tiere derart zu "vermenschlichen", habe ich noch nie gesehen.
Diese Vertonung ist in höchstem Maße fragwürdig. Aus einer wissenschaftlichen Beobachtung, aus einem Bericht über die Reise, die Brutbedingungen, die Aufzucht und die Darstellung der zahlreichen Bedrohungen einen Film zu machen, der diese Pinguine zu Individuen, zu permanent Betrachtungen über ihre Umwelt anstellenden "Deppen" macht (denn die Anmerkungen der Tiere sind weder besonders geistreich noch originell), ist riskant.
Ein Teil der Betrachter fühlt sich gut unterhalten und wie in einem Spielfilm teilhabend am "wirklichen Leben" dieser Pinguine, der andere Teil der Zuschauer fühlt sich veralbert. Vor allem die eingesetzten Kinderstimmen sind derart albern und unpassend, als hätte man mit einem Mikrofon in einem Kindergarten die Kinder um Stellungnahmen zu den Bildern des Film gebeten.
Fazit: Dieser perfekt gemachte Naturfilm hat eine gewaltige Schwäche: Er macht durch eine alberne Vertonung aus den Kaiserpinguinen menschliche Karikaturen. Er verniedlicht, vereinfacht und verfälscht damit die Wahrheit der Bilder. Das ist sehr bedauerlich, handelt es sich doch um einen der beeindruckendsten Berichte aus dieser unwirtlichen Region, die je gedreht wurden.
Die vorliegende Verleih-Version lässt eine Beurteilung der Extras leider nicht zu.