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Pixatorakulus Pixamenius Pixaranis hat sich verlaufen. Der zum
Kleinen Volk gehörende Troll, von allen nur Norg genannt, befand sich nun im
verbotenen Land. Hier gibt es, neben den gefährlichen Wieseln, Eichhörnchen, Mäusen und vielleicht sogar Ratten auch ein wahres Monster. Dreimal so groß wie eine Ratte und leuchtende Augen hat es, so behauptet wenigstens Yorka, ältestes der Trollweiber, würde es aussehen. Da es aber niemand außer ihr jemals gesehen hat, glaubt ihr niemand, Norg schon gar nicht. Trollweiber übertrieben sowieso immer. Und hier sollte es gar die
Stinkfüße geben, riesige, baumhohe Wesen, die kleine Trolle lebendig auffressen. Aber auch das hält Norg eher für eins der Märchen, dass den kleinen Trollen erzählt wird, damit sie ihre Suppe aufessen.
Nun, jetzt befindet sich Norg aber eindeutig im
verbotenen Land. Gefährlich wirkt hier nichts, eher langweilig und still. Trotzdem ist es Norg irgendwie mulmig zumute. Er wäre lieber zurück in seiner gemütlichen Trollhöhle, als hier durch den Matsch und das Gehölz zu stiefeln und den richtigen Weg wieder zu finden.
Da raschelt es plötzlich und ein Brausen erklingt. Norg erschrickt furchtbar und rennt davon, leider in die falsche Richtung. Denn nur Sekunden später ertönt ein rutschendes, ziehendes Geräusch und Norg wird in die Luft geschleudert. Mit einer Menge Laub, kleinen Ästen und viel Schwung fliegt er fast einen Meter in die Luft und bleibt, mitten im verhassten Sonnenschein, in einer Art Netz hängen. Die Fäden, dünn und durchsichtig, scheinen unzerstörbar und Norg kann sich nicht befreien.
Der Boden, gar die Luft, scheint zu erzittern und Norg fällt urplötzlich mit dem Netz und dem ihn umgebenden Laub zu Boden. Noch benommen rappelt er sich auf und erstarrt: Riesige Füße tauchen vor ihm auf und, das erschreckt ihn noch mehr, sie stinken furchtbar. Baumstammhohe Beine ragen vor ihm auf und voller Entsetzen sieht er den Alptraum seiner Kindheit vor sich: ein
Stinkfuß, kein Zweifel. Schlimmer noch, zwei Stinkfüße und als er sich hochgehoben fühlt und einem riesigen Maul gegenüber sieht, stellt er fast unbewusst fest, auch ein Stinkmaul und riesige, furchterregende Zähne. Sein letztes Stündlein hat geschlagen, da ist sich Norg sicher.
Das erste Abenteuer aus dem Reich der Elfen, Trolle und Kobolde erschien 2002 bei Thienemann und erweist sich als wundervolles Vorlesebuch. Leider wimmelt die Geschichte nur so von Klischees. Muss es immer der Kleine sein, der mutig ist oder sich nicht sagen lässt? Der vorlaut und wild ist? Der sich allein auf den Weg macht und Verbotenes tut? Muss es immer der kleine Bruder sein, der schlau ist, die größeren, die blöd sind? Sind Zwerge immer schlecht gelaunt? Oder die Führer eines Volkes borniert und furchtsam, eklig und ungerecht?
Die Geschichte folgt leider in allen Einzelheiten einem zu erwartenden Muster. Zumindest der erwachsene Leser kann keine Überraschung in ihr finden. Das mag für den kleinen Zuhörer oder Leseanfänger anders sein, aber kennt er auch nur einige Geschichten, ist die Spannung, die Fantasie und das Eigenständige dieser Geschichte dahin.
Schade, denn aus der Grundidee des kleinen Volkes und dem ersten Zusammentreffen mit einem Menschenkind, das bisher nur aus Erzählungen der Oma, also im Sinne eines Märchens mit den Sagengestalten, die unter der Feder Hohlbeins lebendig werden, hätte eine wirklich originelle, spannende Geschichte werden können. Aber schon auf den ersten Seiten schlägt die Geschichte Bahnen ein, die bekannt erscheinen und auf den weiteren Seiten wird es nicht origineller. Dies schwächt sich zwar zum Ende hin ab, das Geschehen rund um den kleinen Norg und den Menschenjungen Marvin gewinnt an Fahrt und Spannung, aber das reicht nicht aus um eine wirklich gute Geschichte daraus zu machen.
Wie gesagt, das ist schade, denn die Hauptfigur macht Spaß, nimmt den Leser für sich ein und kommt einem schnell vertraut vor mit all ihren Sorgen und Ängsten. Etwas mehr Spannung, mehr Überraschungen hätten aus "Norg" eine perfekte Geschichte werden lassen. So aber ist sie nur Mittelmaß.
Fazit: Diese nette Geschichte eignet sich gut zum Vorlesen und für Leseanfänger. Spannungsgehalt und Dramatik sind gering und ab acht Jahren zu empfehlen. Das sie wenig Originelles und Überraschendes zu bieten hat, wird den kleinen Leser nicht stören, eher den Vorlesenden.