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Im Norden Schottlands liegen die Orkney-Inseln. Im Jahre 2353 vor Christus werden sie von verschiedenen Stämmen bewohnt. Der Stamm der Adlerleute hält treu am Alten Weg fest. Sie befolgen die alten Sitten, wie sie seit jeher überliefert werden, halten den Ahnen die Treue und ehren ihre Vorfahren. Doch es gibt beunruhigende Kunde davon, dass andere Stämme sich vom Alten Weg abgewandt und die Sitten des Festlandes übernommen haben. Bei ihnen scheint es einen überragenden Herrscher zu geben, der höher als andere steht. Und durch das neuartige Metall, das diese Stämme kennen, könnten sie bald zu einer Gefahr für die Inseln und deren Traditionen werden. Allerdings gibt es auch Stämme auf den Inseln, die freiwillig die neuen Sitten übernehmen. Zu ihnen gehören die Stierleute, die sich ohnehin als überlegenen Stamm ansehen und versuchen, die anderen Stämme unter sich zu vereinen.
Inmitten dieser Veränderungen macht Lasra, die angehende Erdfrau der Adlerleute, eine schreckliche Entdeckung. Beim Kräutersammeln entdeckt sie Sihrus, den Sohn von Madragena, der Erdfrau. Er liegt tot im Gras und scheint schon einige Tage dort zu liegen. Niemand hatte ihn vermisst, da Sihrus ein Abenteurer war, der freiwillig ferne Länder bereiste und neue Kunde zu den Adlerleuten brachte. Durch seinen hohen Wuchs und seine hellen Haare war er bei den Frauen sehr beliebt. Doch auch die Männer wussten seinen Mut und sein Erzähltalent zu schätzen. Insgeheim hoffte man, dass er einmal das Amt des Häuptlings innehaben würde. Aber daraus wird nichts mehr, denn irgendjemand hat ihn erschlagen.
Als Lasra im Dorf verkündet, dass Sihrus tot ist, kommt eine große Trauer über ihr Dorf. Allerdings will niemand glauben, dass er erschlagen worden sein könnte, denn noch nie hat ein Inselbewohner einen anderen ermordet. Nach langer Diskussion jedoch räumen die Adlerleute diese Möglichkeit ein. Da Lasra die erste war, die diesen Verdacht geäußert hat, hat sie nun auch die undankbare Aufgabe bekommen, den Mörder ausfindig zu machen. Diese Aufgabe ist jedoch wesentlich schwerer, als sie es sich vorgestellt hat. Und bald schwebt auch ihr Leben in Gefahr, als sie dem Mörder auf die Spur kommt.
Dieser ungewöhnliche Kriminalfall spielt in der Steinzeit. Auch wenn es um die Auflösung eines Mordfalles geht, fehlen dadurch sicher viele Dinge, mit denen sich ein neuzeitlicher Krimi auszeichnet. Die angehende Erdfrau Lasra kann lediglich die Verdächtigen befragen und daraus ihre Schlüsse ziehen. Doch die eigentliche Faszination zieht dieser Roman nicht aus dem Mordfall, der das Hauptthema der Geschichte ist. Vielmehr erlaubt er dem Leser, in eine unbekannte Welt vorzustoßen. Mit viel Liebe zum Detail und ausführlichen Recherchen hat Susanne Tschirner eine längst vergangene Welt zum Leben erweckt. Hautnah bekommt man den Alltag in dieser von Umbruch geplagten Zeit mit. Diese kleine Region der Inseln ist trotz seiner geringen Größe von verschiedenen Sippen mit jeweils unterschiedlichen Gebräuchen bewohnt. All diese Personen bekommen durch die Erzählung Leben eingehaucht.
Die Handlung wirkt sehr überzeugend. Man kann sich sehr gut vorstellen, dass sich das Leben damals genau so abgespielt hat, wie es hier dargestellt worden ist. Fern von jeder verklärten Romantik wird hier ein Bild der Steinzeit gezeichnet, das so nah wie möglich an der Wirklichkeit bleibt. Durch die spannende Kriminalgeschichte erlebt der Leser diese Vergangenheit hautnah.
Es gibt ja einige Romane, die diese fern liegende Zeit zum Thema nehmen. Doch wenige Geschichten sind so glaubhaft und gut recherchiert wie "Lasra und das Lied der Steine". Information und Spannung wurden hier zu einer gelungenen Erzählung verarbeitet. Ich habe dieses Buch mit Begeisterung gelesen und bin mir sicher, dass es noch viele andere Leser finden wird. Ein wirklich gut konstruierter Krimi aus längst vergangener Zeit.