Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Die Geschichte, so steht im Klappentext zu lesen, ist eine Pulverlandgeschichte und sie ist wirklich passiert.
Die Protagonistin erlebt zunächst in Wien, dann in einer Villa vor Wien das Ende des zweiten Weltkrieges und die ersten Wochen der russischen Besatzung. Sie ist acht Jahre alt, die Ich-Erzählerin in dem Roman, und bekommt, soweit ich mich nicht verlesen habe, im ganzen Buch keinen Namen.
Die Protagonistin versteht und erlebt den Krieg aus ihrem kindlichen, aber in seiner Einfachheit recht klugen Blickwinkel. Sie sieht Bomben auf Wien fallen, sie hört ihre Großmutter auf Hitler schimpfen und hat Angst davor, dass die Großmutter abgeholt wird. Als die Familie ausgebombt wird, ziehen sie zum "Villenhüten" in das Haus einer reichen Nazi-Kollaborateurin. Auch dort muss die Protagonistin mit ihren Ängsten, den Ängsten ihrer Eltern, dem Hunger, dem solidarischen und unsolidarischen Verhalten der Nachbarn und anderem mehr umgehen. Schließlich kommen die Russen und nach all den Gräueltaten, die man sich von den Russen erzählt hat, sind diese so ganz anders.
Die Geschichte zusammenzufassen, hieße, die Geschichte von Szene zu Szene kurz zu beschreiben. Nöstlinger hat kein Buch geschrieben, dass zu einer Lösung eines Konfliktes kommt. Zwar endet der Krieg als solcher für die Protagonistin, aber dessen Folgen nicht.
Realistisch, mit viel Situationskomik und -dramatik schildert die Autorin diese Übergangssituation, die gar nicht so viel verändert. Durch den Humor, aber auch durch die deutliche, aber nie überdramatisierte Darstellung von Gewalt lebt diese Geschichte mehr in und von der episodenhaften Wirklichkeit, die sie erzählt, als von einer einheitlichen, spannungsgeladenen Handlung. Doch genau das macht das Buch auch so lesenswert. Schlicht, distanziert, parteiisch für die Kinder, kritisch mit den Erwachsenen, ohne aufgesetzte oder gar durchgesetzte Moral, all diese Qualitäten, die Nöstlingers gute Bücher auszeichnen, sind auch in diesem versammelt. Es stand auf der Auswahlliste zum Buxtehuder Bullen und erhielt den Holländischen Jugendbuchpreis "Silberner Griffel". Von den vielen schönen Büchern Nöstlingers hätte gerade dieses mehr Auszeichnungen verdient.