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Celandine hasst ihre Hauslehrerin, die keinerlei Gnade mit ihr kennt. Ständig hat sie an ihr herumzumäkeln und niemals ist sie mit den Leistungen des Mädchens zufrieden. Miss Bell macht aus ihrer persönlichen Abneigung Celandine gegenüber ebenfalls keinen Hehl, verbirgt sie jedoch vor deren Eltern. Deswegen ist es auch kein Wunder, als Celandine sich beim nächsten Fest so schnell es geht von ihr davonstiehlt. Gemeinsam mit Tommy, ihrem älteren Bruder, kugelt sie den Hang hinunter. Doch sie ist unachtsam und schlägt sich schwer den Kopf an einem Stein auf. Die besorgte Festgesellschaft verfrachtet sie in einen großen Kinderwagen und stellt sie in den Schatten des nahen Wäldchens. Dort trifft Celandine Fin. Fin ist nicht sehr groß und ganz versessen auf das Kuchenstück, das neben ihr im Wagen liegt. Doch er verschwindet wieder im schützenden Laubdickicht, weil er Angst bekommt.
Niemand von den Erwachsenen will ihre Geschichte glauben, dass sie jemandem vom Kleinen Volk gesehen hat. Doch sie ist felsenfest davon überzeugt, dass sie den kleinen Kerl wirklich gesehen hat, und kehrt zum Wäldchen zurück. Dort trifft sie auch tatsächlich verschiedene Personen vom Kleinen Volk, denen sie Geschenke wie Kuchen, Nadeln oder Angelhaken mitbringt. Aber diese glückliche Zeit ist bald vorbei, da Celandine in ihrer Einsamkeit eine schreckliche Tat vollbringt. In der Hoffnung, sie in besserer Aufsicht zu wissen, schicken ihre Eltern sie in ein Internat.
Doch der Alltag dort ist die Hölle. Und als der 1. Weltkrieg sich immer stärker ausweitet, schlägt ihr, die halb Österreicherin ist, von den Engländern unverhohlener Hass entgegen. Voller Verzweiflung flieht Celandine zu dem einzigen Ort, an dem sie sich wohl gefühlt hat. Sie findet Unterschlupf beim Kleinen Volk. Ihnen bringt sie Lesen und Schreiben bei und singt mit ihnen gemeinsam alle Lieder, die sie kennt. Doch auch dort ist die Idylle nicht von langer Dauer, da die Ickri, ein Elfenvolk, das als verschollen halt, in den Wald eindringen und Forderungen stellen.
In diesem Band reisen wir in die Vergangenheit zurück. Celandine ist die Urgroßtante von Midge, die im ersten Roman "Das Kleine Volk" die Hauptfigur gewesen ist. Hier erfahren wir mehr von den Ursprüngen der verschiedenen Elfenvölker, die eine vollkommen unterschiedliche Lebensweise haben. Durch die Begegnung mit ihnen gewöhnt sich Celandine auch mehr und mehr an ihre seltsamen Fähigkeiten, mit denen sie Krankheiten erkennen und Tiere und Menschen heilen kann. Den Lesern dieses Romans werden hier einige Dinge klar, die in der ersten Geschichte noch rätselhaft geblieben sind. Doch auch wenn man den ersten Teil nicht kennt, ist diese Geschichte für den Leser gut zu verstehen. Auch wenn es wieder um das Kleine Volk geht, hat dieser Roman einen sehr ernsten Unterton. Sehr lebhaft werden die Grausamkeiten von Celandines Klassenkameraden geschildert und die Einsamkeit und Verzweiflung, unter denen sie leidet. Besonders gut gelungen ist auch dieses Mal die sehr glaubhafte Darstellung des Elfenvolkes. Wie auch schon beim ersten Buch ist auch dieses wieder sehr schön gestaltet. Wieder zeigen sich Dornen auf dem Titelbild und gleichzeitig erkennt man das Profil von Celandine mit den wilden Locken, die für das Kleine Volk eine wichtige Rolle spielen werden.
Dieser Band ist trotz seines Titels kein verträumtes Märchen über Elfen. Sehr plastisch werden die strenge Erziehung und der Weg des unangepassten Mädchens beschrieben. Doch wenn man sich ohne falsche Vorstellungen ans Lesen macht, wird man bald merken, dass hier eine faszinierende und gut geschriebene Geschichte verborgen ist. Lebhafte Charaktere und eine realistische Schreibweise verbinden sich zu einem Lesevergnügen für Jugendliche und Erwachsene, die noch an Magie glauben.