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Sturm umpeitscht das Schiff und Grauenvolles geschieht in der Wüste des Meeres. Keiner der Seeleute wird diese schreckliche Reise überleben.
Das Schiff liegt unheildräuend an der Kaimauer. Unzählige Ratten verlassen das Schiff. Auch dieses Getier scheint in Panik zu flüchten vor dem, was dieses Schiff in die Hafenstadt gebracht hat. Doch wenn die Menschen glauben, dass die Pest, die im Verborgenen das Schiff verlässt und bald in der Stadt zu wüten beginnt, die schrecklichste Bedrohung ist, täuschen sie sich. Denn in der folgenden Nacht, die dahinjagenden Wolken verdecken nur selten den mythisch schimmernden Vollmond, gleitet eine Gestalt von Bord, die für die gesamte Menschheit zu einem Alptraum zu werden droht: Nosferatu, der unsterbliche Vampir, der nach dem Blut der Menschen giert. Ihn treibt die Sehnsucht nach der jungen Frau des Maklers, der ihm ein Haus in der Hafenstadt verkaufte, fort aus seiner transsilvanischen Heimat. Obwohl das für ihn Undenkbare, Unaussprechliche, sein eigener Tod, dieses ungeheure Wagnis bestrafen könnte, muss er die wunderschöne Frau besitzen. Doch nicht die Blutgier treibt ihn, sondern die Sehnsucht nach Liebe und ewiger gemeinsamer Verdammnis.
Im Jahre 1979 wagte sich Werner Herzog an einen Stoff, der bereits Dutzende Male verfilmt worden ist. Nach der unsterblichen Version von F. W. Murnau mit einem unerreichten Max Schreck versuchten sich zahlreiche Regisseure mit mehr oder minder großem Erfolg an der Buchvorlage von Bram Stoker.
Doch Herzog schwebte eine ursprüngliche, eng an Murnau angelehnte, aber auch darüber hinaus gehende Version an. Er wählte Klaus Kinski für die Rolle des Grafen Dracula aus. Diese Entscheidung ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass der Film ein Klassiker wurde. Neben der beeindruckenden Kameraarbeit, einer fast stummfilmhaften Art der Schauspielerführung, beeindruckte Klaus Kinski als Ungeheuer und verletzlicher Geist gleichermaßen. Seine seelenvollen Augen vermitteln Leid, seine Haltung und Gebärdensprache erzeugen ein Grauen, das seinesgleichen sucht.
Zwar geraten manche der monumentalen Szenen arg kitschig, die Schauspieler agieren teils wie Aufziehpuppen in dem Versuch den Stummfilmcharakter deutlich zu machen, aber die Ursprünglichkeit, in der Herzog seinen Nosferatu agieren lässt, die Ausweglosigkeit, mit der er seiner Begierde nachgeht, ist unerreicht. Dieser Vampir-Film ist in meinen Augen der beste, der je gedreht wurde (wenn man einmal von "Interview mit einem Vampir" absieht).
Wären nicht die Detailverliebtheit Herzogs und seine teils übertriebene Anlehnung an Murnau, die in manchen Szenen fast karikaturhaft wirkt, der Film wäre perfekt.
Neben Kinski gilt ein besonderes Lob Isabelle Adjani und Bruno Ganz, der der Rolle des Jonathan Harker etwas bemitleidenswert Schlichtes gibt.
Fazit: Bis auf gelegentliche übertrieben stummfilmhafte Monumentalszenen mit arg zappeligen Schauspielern und der manchmal etwas schwülstig orchestralen Musik ist dieser Film ein Meisterwerk. Einer der besten Herzog-Filme, die beste Leistung Kinskis, die ich kenne und annähernd der beste Vampirfilm. Muss man gesehen haben, wenn man dem Genre Horror-Film etwas abgewinnen kann.
Die Extras sind nicht weiter erwähnenswert. Nur der Audiokommentar von Werner Herzog ist teilweise richtig spannend und informativ. Man sollte ihn unbedingt einmal gehört haben, er erweitert den Horizont in Bezug auf diesen Film erheblich.