Am Ende des Klippenlandes liegt Unterstadt. Dort lebt eine bunte Mischung aus verschiedensten Wesen, die versuchen, soviel Geld wie nur möglich zu verdienen, oder die einfach darum bemüht sind, den nächsten Tag lebend zu überstehen. Über dieser Ansammlung enger Gassen, kleiner Geschäfte, ehrlicher Handwerker und gerissener Händler schwebt Sanktaphrax, die Stadt der Gelehrten, die man auf einen riesigen fliegenden Felsen gebaut hat. Dieser Felsen wird von einer großen Anzahl von Ketten, die in Unterstadt ankern, festgehalten, damit er durch seinen eigenen Auftrieb nicht davon schwebt. Früher sind diese Maßnahmen nicht nötig gewesen, da der Felsen von Sturmphrax, einer unglaublich schweren Substanz, ausbalanciert wurde. Doch davon ist immer weniger vorhanden und es fehlt auch leider an tapferen Rittern, die dieses seltene Metall, das in Stürmen entsteht, suchen gehen könnten.

Aber wenn nicht bald etwas geschieht, wird die stolze Stadt Sanktaphrax sich losreißen und in die Höhe entschwinden. Also beauftragt der verzweifelte Professor des Lichts den wagemutigen Sturmpiraten Wolkenwolf, der früher einmal Ritter war, ehe Vilnix Pompolnius, der momentane Allerhöchste Akademiker, an die Macht gekommen ist. Wolkenwolf erkennt den Ernst der Lage und nimmt den gefährlichen Auftrag an. Doch leider gibt es einige Parteien, die verhindern wollen, dass der Sturmpirat Erfolg hat, da sie einen Verlust ihrer Macht fürchten. Sie bezahlen den Maat Slyvo dafür, dass er die Fahrt seines Captains sabotiert. Während des Fluges startet er eine Meuterei gegen Kapitän Wolkenwolf und benutzt dessen Sohn Twig dabei als Druckmittel. Aber der Plan geht schief und das Schiff wird im schweren Sturm so beschädigt, dass die Mannschaft abspringen muss. Sie landen tief im gefährlichen Dämmerwald, ohne Schiff, ohne Captain und ohne jede Hoffnung.

Dies ist der zweite Teil der Klippenland-Chroniken um den wagenmutigen Jungen Twig, der nun bei den Himmelspiraten in Lehre geht. Erst vor Kurzem hat er erfahren, dass sein Vater der bekannte Captain Wolkenwolf ist. Als das Schiff zu Bruch geht, sieht er das letzte Mal seinen Vater, ehe er von der Helligkeit des Blitzes geblendet wird. Wie schon das erste Buch, ist auch diese Geschichte voll von absonderlichen Gestalten, grausamen Wesen und gefährlichen Gegenden.

Auch wenn dies ein Jugendbuch ist, wird dennoch nicht allzu zimperlich mit dem Leser umgegangen. Grausamkeiten und Verrat werden sehr treffend und bildlich beschrieben, so dass man sich manches Mal als Leser ekelt oder einem ein kalter Schauer über den Rücken läuft. Die Geschichte selbst ist vielschichtiger als der erste Teil und von vielen Ortswechseln geprägt. Dadurch erhält der Roman erzählerische Tiefe, ohne zu zerfasern. Jeder der Charaktere wird sehr lebhaft beschrieben. Auch die Zeichnungen tragen einen großen Teil dazu bei, dass die Teile der Erzählung mehr Leben erhalten. Sie passen wieder einmal absolut großartig zum Charakter der Erzählung, so dass man sie nicht missen möchte.

Die Klippenland-Chroniken sind nichts für schwache Gemüter. Sie stecken voller Abenteuer, Spannung und verrückter fantastischer Einfälle. Aber wie anderswo auch, gibt es auch hier dunkle Ecken und schwarze Seelen. Die Helden sind nicht strahlend und übermächtig, sondern meistens einfach nur ein Stück weit besser als die Halunken der Geschichte.

"Twig bei den Himmelspiraten" ist ein gutes Jugendbuch, das auch Erwachsene mit großem Genuss lesen können. Es ist eine abenteuerliche, intelligente Geschichte, gekrönt mit einer Vielzahl von Zeichnungen und einer Menge Spaß beim Lesen. Mehr kann man als Jugendlicher oder Erwachsener eigentlich nicht wollen. Leute mit schwachen Herzen sollen da besser Geschichten über nette Elfchen und Feen lesen. Aber alle anderen Leser sollten einen Blick in dieses Buch wagen.