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Im Knaur Verlag erschien im Frühjahr 2006 das Buch "Rebellentochter" der Kolumbianerin Sandra Arango. Der Untertitel "Freiheit habe ich nie gekannt" verspricht eine spannende Biografie einer jungen Frau.
Sandra Arango ist eine von rund 41 Millionen Bewohnern Kolumbiens. Die heute 28-Jährige kann einen beeindruckenden Lebenslauf vorweisen. In frühester Kindheit von der Mutter verlassen, wurde sie von ihrem Vater mehrfach bei verschiedenen Pflegefamilien untergebracht. Ihr Vater hatte selbst nicht die Möglichkeit, sich um seine Tochter zu kümmern, da er ein Angehöriger der FARC, der
Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia war. Frei übersetzt handelt es sich um die Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens. Im Alter von fünfzehn Jahren wird Sandra Arango selbst zu einer Angehörigen der linksgerichteten Guerillabewegung. Fortan marschiert sie durch den kolumbianischen Dschungel, kämpft gegen Militär und paramilitärische Milizen. Doch nach ereignisreichen Jahren im kolumbianischen Regenwald ereignen sich gleich mehrere tragische Höhepunkte ...
Die Biografie von Sandra Arango lässt sich sehr gut lesen. Die Entwicklung vom aussätzigen, schüchternen Mädchen hin zur Kämpferin der FARC wird authentisch geschildert. Zahlen, Orte und Namen vermitteln ein sehr klares Bild der jüngeren Geschichte der Auseinandersetzung zwischen Militär, Guerilla und den paramilitärischen Milizen.
Ganz gravierend stört die einseitige Betrachtungsweise der Autorin, welche auch von der Co-Autorin nur bedingt entschärft werden konnte. Das Unrecht, welches alle Beteiligten an diesem Konflikt der Zivilbevölkerung antun, wird nur am Rande thematisiert. Nicht ohne Grund wird die FARC in Europa und den USA als terroristische Gruppierung eingeschätzt. Die Finanzierung der 20.000 Guerillas umfassenden Organisation stammt zu großen Teilen aus Schutzgeldern, Lösegeldzahlungen und den Gewinnen aus dem lukrativen Drogenanbau.
Es ist also hilfreich, weiterführende Literatur in Anspruch zu nehmen, möchte man umfassend über den seit vierzig Jahren schwelenden Konflikt in Kolumbien informiert werden. Betrachtet man das Buch aber als das, was es ist, nämlich in erster Linie die Biografie einer starken Frau, so kann man sich der Faszination der selbigen nicht entziehen. Auf dreihundert Seiten kann man das bewegte Leben von Sandra Arango nachlesen. Der Mittelteil des Buches wird von einer kleinen Fotosammlung unterbrochen, welche aktuelle Fotos der Autorin und ihrer jetzigen Lebensverhältnisse zeigen.
Fazit:
Ein lesenswertes Buch, welches die dramatische Entwicklung einer selbstbewussten Frau in einem Menschen verachtendem Umfeld thematisiert. Es ist jedoch angeraten, sich vor oder nach der Lektüre dieses Buches mit den Verhältnissen in Kolumbien vertraut zu machen, da dem Buch eine sehr einseitige Betrachtung der selbigen zu Grunde liegt.