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Julius Caesar hat einen Plan. Er will die unbeugsamen Gallier mit friedlichen Mitteln besiegen. Seine Idee ist ebenso schlicht wie genial: Er will in unmittelbarer Nähe der Gallier deren Wald abholzen und eine Stadt errichten. Wohnen erst einmal sehr viele Römer in unmittelbarer Nachbarschaft mit den Galliern, so das Kalkül Caesars, werden sie schlicht kulturell assimiliert. Sie werden verschwinden, in der Masse der Römer auf- und gleichzeitig untergehen.
Quadratus, sein Architekt legt den Plan dieser "Trabantenstadt" vor und sorgt höchstselbst für deren Durchführung. Mit Hilfe der römischen Garnison als Schutz und einer Unmenge Sklaven, beginnen die Römer inmitten des riesigen Waldes, der das gallische Dorf auf der Landseite umgibt, Bäume zu fällen. Bald soll dort das erste Haus der Trabantenstadt stehen. Doch die Gallier, allen voran Obelix, der die Liebe von Idefix zu den Bäumen des Waldes kennt, machen den Römern einen Strich durch die Rechnung. Sie lassen die Bäume in Sekunden nachwachsen. Ein Tropfen Zaubertrank auf jeder Eichel genügt, um aus der Lichtung blitzschnell wieder unberührten Wald zu machen.
Doch die Gallier haben den Ehrgeiz von Quadratus unterschätzt. Der Architekt beschließt notfalls bis zum Tode aller Sklaven weiter zu schuften und lässt Bäume im Akkord fällen.
Miraculix beschließt, seine Freunde Asterix und Obelix zu den Sklaven zu schicken und ihnen von seinem Zaubertrank zu geben. So können sich die Sklaven von Joch der Unterdrückung befreien und den Römern entkommen. Doch der Plan hat einen entscheidenden Fehler. Duplikatha, der Anführer der Sklaven, nimmt den Zaubertrank der Gallier gerne und zettelt wie gewünscht einen Aufstand an. Aber zur Überraschung der Gallier und zur Freude der Römer beschließen die Sklaven ihre neu gewonnene Stärke in den Dienst ihrer Aufgabe zu stellen. Sie fällen nun Bäume im Dutzend und bald beginnt das erste Haus inmitten der riesigen Lichtung Gestalt anzunehmen.
Gelingt etwa tatsächlich Caesars Plan, die Gallier durch friedliche Assimilation der Vergessenheit anheim fallen zu lassen?
Unter dem schönen Titel "Le Domaine des Dieux" erschien 1971 der siebzehnte Asterix-Band. Erst 1974 erschien das Abenteuer unter dem weniger schönen Titel "Die Trabantenstadt" in deutscher Sprache.
Diesem Album liegt der kluge Gedanke der Autoren Goscinny und Uderzo zu Grunde, dass in den 70er Jahren zu beobachtende Anwachsen der städtischen Bevölkerung und die damit verbundene Landflucht in einen Comic zu transferieren. Der damit verbundene Verlust an Angewohnheiten und Eigentümlichkeiten war leicht zu beobachten und Gegenstand zahlreicher wissenschaftlicher Abhandlungen. Goscinny persiflierte diese Betrachtungen auf seine ihm eigene ironische, witzige Art und Weise. Leider hakt bereits zu Anfang diese Idee an der Tatsache, dass sich die Gallier kaum ohne Gegenwehr ihren Wald würden nehmen lassen, auch der Freiheit der Sklaven zuliebe. Hinzu kommt, dass sich die Geschichte schnell auf ein einzelnes Siedlerpaar konzentriert. Der Grundgedanke, dass die Masse der Römer eine Gefahr für die Gallier darstellt - und das ist nicht von der Hand zu weisen - wird in der Geschichte selbst konterkariert. Auch die zwar amüsante, aber völlig "unhistorische" Idee, dass die Soldaten streiken und in langen Verhandlungen mit ihren Vorgesetzten zu Übereinkünften kommen, weist erhebliche Längen auf. Dieser Handlungsstrang wirkt eher wie eine ätzende Glosse auf die modernen Auseinandersetzungen zwischen Gewerkschaften und Unternehmern, wobei die auffällige Diskreditierung der Wünsche und Forderungen der Soldaten - also der Gewerkschaftsseite - auffällt.
Ganz schlimm wird es, wenn die Grundüberzeugungen der Autoren in Sätzen gipfeln wie "Fang keinen Streit mit einem Schwarzen an, das gibt Prügel". Hier wäre mehr Augenmaß, zumindest bei der Übersetzung wünschenswert gewesen.
Das ansonsten nette, kurzweilige Abenteuer, dass eine Fülle göttlicher Szenen aufweist und Bilder zeigt, die einmalig komisch sind, wird durch solche politischen Botschaften und einige absurde Einfälle in seiner Qualität leider gemindert.
Fazit: Es hätte ein perfektes Abenteuer werden können, wenn nicht den Autoren bei mehr als einer Gelegenheit die Moderne in den Weg gekommen wäre. Sie wollen zuviel Aktuelles mit einflechten und bemerken oft nicht, dass das der Geschichte schadet. Asterix-Fans sehen darüber hinweg und amüsieren sich mit Sicherheit, Comic-Leser, die nur gelegentlich einen Asterix-Band kaufen oder lesen wollen, finden bessere Alben! Wer die Gallier noch nicht kennt, sollte "Asterix bei den Briten" oder "Tour de France" lesen, er bekommt dann einen besseren Eindruck der Genialität von Uderzo und Goscinny.