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 The Plot thickens

8 ways to bring fiction to life


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis


Suchen Sie noch einen guten Schreibratgeber? Dies ist einer.
Lukeman ist Literaturagent. Sehr offensiv steht schon über der Einleitung ein Zitat: "Es gibt viele Bestseller, die durch einen guten Schreiblehrer hätten verhindert werden können." Und Lukemans Ansatz ist keineswegs, ein tolles Modell, einen sicheren Weg zum Bestseller zu liefern, sondern auf eine sehr klare Weise Lektorentätigkeiten zu vermitteln, die schon der Autor durchführen kann.
Die ersten drei Kapitel handeln von Charakterisierung und Charakterisierung. Wie? Hat sich der Rezensent hier verschrieben? Nein! Dies ist nach Lukeman durchaus nicht dasselbe. Während das erste Kapitel ein Bündel von Fragen stellt, wie das äußere Leben der Charaktere aussieht, konzentriert sich das zweite auf ihr Innenleben. Lukeman schreibt diese beiden Kapitel in knappster Form, mit zahlreichen Fragen, die es wert sind, dass der Autor sie für sich beantwortet.
Ausführlicher wird er dann im dritten Kapitel, das "Applied characterisation", die andere, die angewandte Charakterisierung, heißt. Hier geht es um das Einbetten der Charaktere in die Geschichte, um die Häufigkeit ihres Auftauchens, um das Benutzen von Perspektiven und so weiter. Lukeman macht zunächst klar, dass die erzählende Person nicht mit den wichtigen Charakteren der Geschichte zusammenfallen muss, andererseits aber Figuren, die nur selten auftauchen, durchaus eine wichtige Rolle in der Geschichte spielen können. Lukeman gibt hier als Beispiel Thriller über Massenmörder. Diese tauchen oft erst im Finale auf. Trotzdem sind sie Hauptfiguren. Einen weiteren wichtigen Punkt spricht Lukeman mit der Perspektive an. Die Perspektive dient dazu, die Geschichte farbig zu machen: Der Charakter, aus dessen Perspektive erzählt wird, bringt seine eigenen Gefühle und Gedanken in die Geschichte ein. Er warnt allerdings davor, zu viele verschiedene Perspektiven zu benutzen. Perspektivwechsel seien eine komplizierte Angelegenheit und sollten dicht am Fortgang des Geschehens angelegt sein.
Das vierte Kapitel widmet sich immer noch dem Charakter. Hier stellt Lukeman die Begriffe der "tiefen" und "oberflächlichen Reise" (profound and surface journey) vor. Unter "tiefer Reise" versteht er die innere dramatische Entwicklung eines Charakters, während die "oberflächliche Reise" auf eine Veränderung der Lebensumstände zielt. Reise bedeutet hier keine räumliche Bewegung, sondern viel breiter gefasst Veränderung, etwa der Erwerb von Wissen, eine erfüllte Liebe und ähnliches.
Die beiden folgenden Kapitel sind der Spannung und dem Konflikt gewidmet. Spannung ist ein Thema, das, liest man sich andere Ratgeber dazu durch, nicht wirklich erläutert werden kann. Lukeman bleibt hier ebenfalls exemplarisch, knapp und nachvollziehbar. Auch zum Konflikt bleibt Lukeman exemplarisch. Sehr viel deutlicher als dies andere Autoren tun, unterstreicht er aber, dass ein Konflikt für eine Geschichte zu wenig ist, um sie facettenreich zu gestalten.
Die letzten beiden Kapitel behandeln den Kontext und die Transzendenz. Der Begriff des Kontextes bleibt vage und behandelt mal die soziale Umwelt, in die der Plot eingelagert ist, mal die Atmosphäre der Geschichte, mal den "Realismus" der Geschichte. Doch auch hier kann Lukeman, wie im folgenden Kapitel, gute Tipps geben. Unter Transzendenz begreift der Autor die Bedeutsamkeit einer Geschichte über ihr pures Lesevergnügen hinaus: Hier geht es um das, was an einer Geschichte lehrreich, aufklärend und vielschichtig ist. Vor allem dieses letzte Kapitel schlägt einen Ton an, der selten gehört wird: Hier geht es nicht um den Bestseller, sondern um das "Wesen" eines guten Buches, das man gerne noch einmal liest und das vielleicht auch Zeiten überdauern kann.

Fazit: Dies ist sicherlich kein Buch für Schreibanfänger. Es bietet keine Kreativspielchen, keine leicht zu gebrauchenden Modelle. Es bietet leider auch nicht gut ausgearbeitete Begriffe oder so etwas wie ein System an; Illustrationen fehlen ebenso und die Schreibübungen am Ende jedes Kapitels erscheinen mir sprunghaft. Einerseits.
Andererseits ist hier trotzdem ein Profi am Werk, der knapp und nachvollziehbar schreibt, auf viele Aspekte und Qualitäten aufmerksam macht, die ich mir als Leser von einem Roman wünschen würde. Wer ernstlich an der Veröffentlichung eines eigenen Romans interessiert ist und wer sich die Grundlagen guten Schreibens sicher erarbeitet hat, ist mit diesem Buch hervorragend beraten.

Frederik Weitz



Taschenbuch | Erschienen: 1. Juni 2003 | ISBN: 0312309287 | Preis: 11,50 Euro | 240 Seiten | Sprache: Englisch

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