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Ein Adeptus der Magierakademie zu Donnerbach kommt in Zeiten der Auferstehung des Borbarad zum Neunaugensee zurück und hat eine mächtige und folgenschwere Beschwörungsformel im Gepäck, die er irgendwo in Selem gefunden hat. Während der Namenlosen Tage will er damit ein uraltes mächtiges Wesen wecken, das vor Urzeiten von den Göttern selber in die Tiefen des bodenlosen Sees gebannt worden war. Und damit ihm das zum richtigen Zeitpunkt auch gelingt, übt er im Mond vor den verfluchten Tagen fleißig, schickt Echsenwesen und schwarze schlangenartige Wasserkreaturen nach Trallop und andere Schrecken in die gesamte Umgebung des Sees.
Dem Metzgermeister Gille in Trallop, vielmehr jedoch seiner Schwester Alwen, Kriegerin im Dienste des Herzogs, stoßen diese Störungen des Alltagstrotts gehörig auf. In Donnerbach holen sie sich Unterstützung von dem Adeptus Perdan, und zusammen mit dem Elf Fingal ziehen sie ins Nebelmoor westlich des Neunaugensees, wo sie den Übeltäter vermuten. Als sie ihn finden, hat er die Katastrophe allerdings schon ausgelöst. Nun ist guter Rat teuer, denn das herbeigerufene Wesen stört sich nicht an Zauberei und Waffengewalt und terrorisiert Donnerbach.
Gut, dass es da noch die Geschichte vom Magier im gläsernen Turm im Koschgebirge gibt. Perdan schickt seinen Raben Mattes los, um diesen Mann zu finden und um Hilfe zu bitten. Aber kann dieser Magier wirklich bewirken, wofür einst Götter vonnöten waren?
Band 28 der DSA-Romanreihe schwappt gediegen auf der Welle der Romane um Borbarads bislang letzten Auftritt auf Dere mit, eine kleine, behäbig und beschaulich geschilderte Geschichte um ein großes böses hungriges Monster und einen namenlosen Kult, der eben dieses Monster anbetet, sowie um vier tapfere kleine Leutchen, die sich all dem irgendwie in den Weg zu stellen versuchen. Barbara Büchner, die sich in der deutschen Autorenlandschaft mit zahlreichen Büchern einen Namen gemacht und sich mit "Aus dunkler Tiefe" erstmals an einen Roman zur Rollenspielwelt des Schwarzen Auges gewagt hat, schwankt hier etwas unbeholfen zwischen Horrorszenario und Aventuriendarstellung und Charakterausprägung, und irgendwie bekommt sie das alles hier nicht recht unter einen Hut.
Die unheimlichen Szenen sind so harmlos beschrieben, dass man sich in einem Jugendroman wähnt. Büchner bemüht sich zwar, düstere Stimmung aufkommen zu lassen, findet dafür aber nicht die rechten Worte. So kommen zum Beispiel die Kultisten wie eine Gruppe infantiler Heimlichtuer daher, über die man am liebsten nachsichtig lächeln mag.
Büchner bemüht sich, ein farbiges Bild von der Gegend rund um den Neunaugensee zu schaffen, was ihr einigermaßen gut gelingt - dass man selber andere Vorstellungen zum Beispiel vom Rondratempel hinter dem Wasserfall bei Donnerbach hat, kann hier nicht auf die Autorin zurückfallen. Daneben gibt es aber unstimmige Kleinigkeiten. Zum Beispiel folgt auf die Namenlosen Tage nicht wie im Roman der Monat Rahja, selbiger geht diesen Tagen vielmehr voraus. Die rondratreue Kriegerin beschwert sich nicht einmal, als der Elf aus dem Hinterhalt auf den Schwarzmagier schießt. Und wer sich auf die Gräuel freut, die vier Personen während der Namenlosen Tage an einem Ort wie dem Nebelmoor widerfahren müssten, der wird bitterlich enttäuscht - die Vier machen sich nicht einmal Sorgen um ihr Seelenheil. Allerdings sind das Spitzfindigkeiten, die nicht zur Wertung beitragen.
Die Charaktere bleiben weitgehend oberflächlich. Büchner versucht mit Szenen abseits der Haupthandlung, ihnen Aufmerksamkeit zu widmen, allerdings hemmt sie damit vielmehr den Erzählfluss, als dass sie den Figuren Tiefe verleiht. Und die Liebesnacht des Gille auf dem Weg nach Donnerbach zählt zu den überflüssigsten und schmucklosesten Erotikszenen, die man bislang in der Welt der DSA-Romane über sich ergehen lassen musste, sie trägt in nichts zur Handlung oder zur Entwicklung dieser Figur bei - überhaupt findet so etwas wie Figurenentwicklung hier nicht statt.
Die Geschichte wird aus der Vogelperspektive erzählt, und selbst wenn man Gedanken der Figuren vorgesetzt bekommt, hat man eher den Eindruck, der Vogel blicke in ihren Kopf, und nicht der Leser aus ihren Augen. Diese Distanz nimmt eine Menge von der Spannung weg. Und Büchner bringt den Leser auch noch um einen vernünftigen Showdown, indem sie ihn von dem unglaublichen Kampf gegen das Monster in Donnerbach nur die Ausläufer in Trallop, also auf der anderen Seeseite, erleben lässt. Dass sie dann die Geschehnisse in Donnerbach in Form eines Briefes an Perdan nachreicht, ist nur ein trauriger Ersatz. So geht die Geschichte interessant los, träge weiter und läuft ohne großen Höhepunkt ebenso träge aus.
Die Kurzzusammenfassung liest sich ein wenig wunderlich. Letztlich trifft aber alles zu, was dort steht. Allein "die Kriegerin Farnlieb und ihre Freunde" sucht man vergebens, es wird wohl Alwen damit gemeint sein.
Barbara Büchner ist eine namhafte Schriftstellerin, die gut schreiben kann. Aber auf diesem unterdurchschnittlichen Roman auf Jugendbuchniveau ist ihr Bekanntheitsgrad sicher nicht begründet. Vielleicht ist das Buch für DSA-Einsteiger geeignet, die gerne ein Buch lesen und beim zweiten dann erfreut feststellen, dass es auch besser geht. Jedenfalls macht dieser DSA-Roman nicht gerade Lust auf die anderen fünf der Autorin.