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Der Titel des vorliegenden 128 Seiten umfassenden Büchleins lässt bereits erkennen, worum es gehen soll: das Kopftuch und die Bedeutung für unsere gesellschaftliche Entwicklung. Der Autor studierte Philosophie und Theologie und war später als Pastoralassistent tätig. "So einer muss es wissen", denkt man sich und genau das will uns wohl auch der kurze Infotext auf der Buchrückseite sagen.
Im Vorwort geht der Autor kurz auf die so genannte "Kopftuch-Debatte" ein. Im Besonderen werden Politiker von CDU/CSU kurz zitiert. Im Anschluss daran wird der Frage nachgegangen, ob das Kopftuch ein politisches Symbol sei. Symbolisiert das Kopftuch nun die Unterdrückung oder die Gleichberechtigung der Frau im Islam? Steht im Koran überhaupt etwas vom Kopftuch? Weiterführend wird am Beispiel von Frankreich und der Türkei aufgezeigt, wohin sich der Streit um das Kopftuch in Deutschland entwickeln könnte.
Dem Autor gelingt es, den Ursprung des Kopftuches, respektive der Verhüllung im Allgemeinen, anhand der drei großen Religionen zu erläutern. Vordergründig wird natürlich auf Bekleidungsfragen eingegangen, so zum Beispiel, ob Männer im Islam grundsätzlich alles tragen dürften. Grundlegend orientiert sich der Autor jedoch an der Frage, ob das Kopftuch denn nun eine Gefahr für die plurale Gesellschaft (in Deutschland) darstellt. Seine Ausführungen hierzu sind gut nachvollziehbar und auch ohne Vorkenntnisse zügig zu lesen.
Leider weicht der Autor in den letzten Kapiteln sehr stark von diesem Konzept ab. An dieser Stelle wird der interessierte Leser, welcher ja eigentlich auf der Suche nach Informationen für oder wider das Kopftuch ist, mit der persönlichen Meinung von Michael Widmann zu Themen wie Abtreibung, Kindererziehung und vielem mehr konfrontiert. Mehr als einmal wird darauf hingewiesen, dass Abtreibung zwar straffrei, aber illegal sei und es sich damit um Mord handle. Dies betreffend werden noch einige Zahlen in den Raum gestellt, jedoch ohne Angabe der Quellen. Weiter heißt es da, Frauen sollten nicht werktätig sein, sondern sich viel mehr um die Erziehung kümmern, denn Kindergärten seien ja nur "Kinderverwahranstalten".
Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Autor dem kleinen Wörtchen "kontrovers" gerecht werden wollte. Selbiges findet sich nämlich auf dem Cover des Buches.
Fazit:Die Ursprünge des Kopftuches werden leicht verständlich aufgezeigt. Sehr anschaulich wird erklärt, warum sich immer mehr junge Muslima wieder für das Kopftuch entscheiden. Das letzte Drittel des Buches kann den hohen Anspruch jedoch nicht mehr halten. Der Autor verliert sich in seinen privaten Überzeugungen und verfehlt das Thema vollkommen.