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 Mein kleines Zwergenbuch


Cover
Gesamt +----
Anspruch
Aufmachung
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis


Tief im Berg leben Zwerge deren wichtigste Aufgabe es ist, das Sternenlicht für ihre Kristalle zu hüten. Eines Tages bricht einer der ältesten Zwerge zu einer langen Reise in den Norden auf. Sein Ziel sind die verborgenen Wohnstätten der Trolle. Er bringt den Trollen einen leuchtenden Kristall aus der Zwergenwelt mit. Dann macht er sich auf die beschwerliche Reise zurück in seine Heimat. Viele Tiere begegnen ihm und begleiten ihn ein Stück.

Das kleine Zwergenbuch fällt zunächst einmal durch seine ungewohnte Form auf. Es ist am oberen Rand gewölbt wie ein Höhlendach oder das Himmelsgewölbe. Auf dem Einband, der aus sehr festem Karton besteht und Kindern ab drei Jahren widerstehen soll, sind drei Zwerge in einer Höhle voller Kristalle zu sehen. Sie begutachten einen der Kristalle.
Wer den Einband betrachtet, sieht welche Bildqualität ihn im Inneren erwartet. Die Bilder sind wenig akkurat und grob gezeichnet und in blassen, wenig freundlichen Farben. Die Gesichter sind hässlich, sehr wenige Details laden zum Verweilen ein und Trolle, Elche und Waldtiere sind ausnehmend hässlich geraten. Der Stil der Bilder soll ansprechend für kleine Kinder ab drei Jahren sein. Im Ergebnis aber sind sie ob der diffusen Farben, den wenigen Details und der langweiligen Physiognomie der Zwerge gerade in dieser Altersgruppe ein Desaster. Die Kleinen lauschen nur den kurzen Versen und überfliegen die nichtssagenden Bilder.
Doch die Verse sind der schwächste Teil des kleinen Bilderbuches. Kein einziger Zweizeiler weist einen korrekten Rhythmus auf, meist sind die Reime arg gewollt und erzwungen. Es reimt sich Stück auf zurück, leise auf Kreise, Berge auf Zwerge. Den Erwachsenen schaudert es - vor allem den, der diese Verse vortragen muss, das Kind hingegen lauscht, bar jeder Kenntnis einer Reim und Rhythmusstruktur eines Gedichtes, mehr oder weniger gebannt. Ob das am Vortragenden oder den Versen, gar den Bildern liegt, ist nicht zu entscheiden, oft wird das Buch hingegen nicht ausgewählt. Gilt diese seltene Wahl als Qualitätsmerkmal, sollte man dieses Buch lieber dezent verschwinden lassen!
Als Beispiel für die schauderhafte Qualität der Verse mag der erste Zweizeiler dienen:
[center]"Tief im Berge wohnen Zwerge, wachen dort die ganze Nacht,
warten auf das Licht der Sterne, hüten es für die Kristalle sacht."

Fazit: Als Geschenk gelangte dieses Bilderbuch des Verlags Urachhaus, der der Anthroposophie und der Lehre Rudolf Steiners verpflichtet ist, in unser Haus. Dies war entweder Unkenntnis, Fahrlässigkeit oder als Strafe gedacht. Selten ist ein Bilderbuch so komplett misslungen wie dieses Machwerk. Bei aller Liebe zu Stil und Anmutung "anthroposophischer Bilderbücher", dieses Buch sollte man überarbeiten. Zumindest die Verse sollten einem gnädigen Lektorat zugeführt werden, das unbefangen aber kompromisslos zu Werke geht.

Zu allem Überfluss sind für fünf Kartondoppelseiten fast acht Euro zu berappen - eindeutig zu viel für die angebotene Qualität. Das das 1997 erstmals erschienene Buch aber immer noch erhältlich ist, könnte zweierlei bedeuten: entweder ist die Gemeinde der Anthroposophen treu oder die Auflage liegt immer noch nahezu unberührt in den Regalen!

Stefan Erlemann



Hardcover | Erschienen: 01. September 1997 | ISBN: 3825171345 | Preis: 7,90 Euro | 12 Seiten | Sprache: deutsch

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