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 Miss Amerika

Autoren: Gayle Tufts
Illustratoren: Yvonne Pöpperl
Verlag: Kiepenheuer

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis


Die kulturellen und weltanschaulichen Unterschiede zwischen Europäern und Amerikanern sind schon lange kein Geheimnis mehr. Nun eröffnet sich durch ein Buch eine ganz neue Sichtweise auf das Leben amerikanischer Staatsangehöriger in Deutschland: Gayle Tufts lässt den Leser an ihrem Leben teilhaben und erläutert ein wenig, warum Amerikaner auf Deutsche so seltsam wirken und wo die größten Unterschiede liegen.

Die Autorin benutzt als besonderen sprachlichen Clou durch das komplette Buch hindurch "Dinglisch", eine Mischung aus Deutsch und Englisch. Vierzehn unterhaltsame Kapitel, die jeweils in Abschnitte von zwischen einer und drei Seiten Länge unterteilt sind, verleiten den Leser dazu, sich ob diesem wunderbaren "Dinglisch" vor Lachen zu schütteln. Aber nicht nur der Stil, auch die Themen sind ähnlich unterhaltsam. Die Bandbreite reicht von Learning by doing, einem Kapitel, welches sich mit technischen Schwierigkeiten beschäftigt - als wären Computer nicht eh schon schwer genug zu verstehen, muss Frau Tufts das auch noch auf einer Fremdsprache schaffen, ohne gestresst zu werden - bis zu Love, ein Kapitel, das wohl als Ehrung an ihren Lebensgefährten und an alle anderen leidgeplagten deutschen Männer mit amerikanischen Partnerinnen, die das Leben mit diesen seltsamen Frauen ertragen, gedacht ist.

Dazwischen tummeln sich Homepain, Shopping, Older, Glamour, Politics, Television, Berlin, Germany, Driving und Holiday, abgerundet von ein paar Seiten über Americans.
Letztere zeigen sehr schön, wie charmant das Ländchen Deutschland mit den Augen einer Amerikanerin betrachtet sein kann, aber auch wie merkwürdig oder sogar beängstigend manche Sachen wirken. Wozu zum Beispiel braucht man Autobahnen ohne Geschwindigkeitsbegrenzungen, wenn man doch auch langsamer und somit ohne Angst um Leib und Leben an sein Ziel kommt? Warum glauben manche Leute, Gayle würde ihre Mutter in Amerika vermissen? - Nein, sie ist froh, dass der große Teich dazwischen liegt.
Natürlich dürfen auch die altbekannten Seitenhiebe auf George W. Bush nicht fehlen, die ja mittlerweile jedem hinreichend bekannt sein dürften, der auch nur mal die Werbung für ein Buch von Michael Moore gelesen hat. Nun, hier wird das ganze nochmals aufgegriffen, aber sehr kurz und sehr lustig dargestellt.
Auch die Art, wie Amerikaner sich in Deutschland oder ganz allgemein benehmen, wird von Gayle Tufts kritisiert. Durch ihre langen Jahre in Deutschland tut es ihr weh, wenn einer ihrer Landsleute alkoholfreies Bier bestellt - sogleich versucht sie, ihn zu bekehren.
Immer wieder in die Kapitel eingestreut ist The American Lexikon, welches Schlagworte, die man mit Amerika verbinden kann, aufgreift und zu erklären versucht. Das ganze Alphabet wird erläutert, von A wie "Axis of Evil" bis X,Y,Z wie "Xanax bis Zoloft" - amerikanische Beruhigungsmittel, die weit verbreitet sind.

Eine Inhaltsangabe des Buches ist schwer, da dem Lesergeschmack nach so viele Themen auf viel zu wenig Seiten gepresst sind. Nach der Lektüre, wenn man sich endlich alle Lachtränen weggewischt hat, wünscht man sich noch mehr solch kleine Episoden. Es muss doch noch mehr im Leben der Autorin geben, was sie in ein Buch packen könnte?

Das Beste an diesem Buch ist eindeutig das "Dinglish"; ohne dieses wäre es wohl nicht weniger witzig, aber weniger neuartig. Wer die Bühnenshows von Gayle Tufts kennt - oder Frau Toofs oder Tuft, wie Deutsche gerne sagen -, der weiß, dass sie diese Art auch beim Reden hat und sie konsequent einen ganzen Abend lang durchhält.

Das Buch wird aufgelockert durch viele bunte Zeichnungen, die jeweils eine Seite einnehmen und die immer wieder an passenden Stellen eingefügt sind. Mein Liebling: Batman beim Psychiater. Dieses Bild zeigt Batman als düsteren Superhelden, der zwar die Axis of Evil besiegen könnte, aber leider psychisch angeschlagen ist und deswegen schnellstmöglich zum Therapeuten sollte, bevor die innere Zerrissenheit große Auswirkungen auf sein Superheldendasein hat. Zum Kugeln!

Anja Thiemé



Hardcover | Erschienen: 01. März 2006 | ISBN: 3378010800 | Preis: 15,90 Euro | 251 Seiten | Sprache: Dinglish

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