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 Magira: Jahrbuch zur Fantasy 2004


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Preis - Leistungs - Verhältnis
Aus dem Inhalt:
"Fantasy in Deutschland - Rückblick und Vorschau" von Hermann Urbaneck und massig Rezensionen von deutschen und internationalen Fantasy-Veröffentlichungen.

Interviews unter anderem. mit Walter Moers, Monika Felten, Markolf Hoffmann und Andreas Bull-Hansen.

Ein Nachruf auf Joan D. Aiken und Vorstellungen u.a. von Fred Saberhagen, Jasper Fforde, Glorantha, Lord Darcy, Das Erbe der Runen.

Dazu mehrere Zeichnungen und Kurzgeschichten.

Auch das Magira Jahrbuch zur Fantasy 2004 hat wieder einiges zu bieten. Interessante Gedanken und Überblicke über die deutschen und englischsprachigen Fantasy-Veröffentlichungen, Vorstellungen, Artikel, Interviews, Kurzgeschichten, Zeichnungen und massig Rezensionen.

Es ist wieder ein gutes Jahrbuch geworden. Auch wenn ich persönlich irgendwie einen Artikel wie "Mittelerde trifft Mittelengland" aus dem Jahrbuch 2003 vermisst habe. Ein neuer/anderer Blick auf ein Fantasy-Thema eben, interessante Sekundärliteratur. Aber dafür ist der Artikel "Wie blöd sind Briten wirklich?" amüsant. Obwohl er eigentlich wütend macht. So oder so interessant.

Nach einem kurzen Vorwort gibt es erstmal einen guten Rückblick auf die Fantasy-Veröffentlichungen in Deutschland. Welcher Verlag hat welche Bücher herausgebracht, wer stellte seine Fantasy-Ecke ein etc. Dann Werners Bücherkiste mit einer Auswahl von englischsprachigen Fantasy- und SF-Veröffentlichungen. Da ich persönlich selten Bücher auf englisch lese für mich etwas weniger interessant. Aber ein paar Bücher klingen interessant und eventuell werden sie ja mal auf deutsch veröffentlicht.

Der Nachruf auf Joan Delano Aiken ist kurz, was demjenigen entgegen kommt, der ihre Veröffentlichungen weder kennt noch kennen lernen will. Der Überblick über Leben und Werk von Fred Saberhagen hingegen erfüllt bei mir seinen Zweck: Ein mir unbekannter Autor wird vorgestellt und zwei Bücher muss ich mir dringend besorgen.

Die folgenden 23 Seiten Rezensionen der deutschsprachigen Fantasy-Veröffentlichungen sind gut und informativ beschrieben. Leider lassen mich so manche Settings/Themen kalt.

Das Interview mit Walter Moers steht unter der Überschrift "Unerkannt im Pornoshop" und ist wirklich lustig geschrieben und zu lesen. Der Mann scheint echt so lustig zu sein, wie seine Comics es vermuten lassen.

Die Vorstellung von Jasper Fforde war auch bei mir notwendig, hatte ich doch noch nie zuvor von ihm gehört. Seine Werke scheinen nicht nur unkonventionell zu sein, sondern auch dazu noch gut. Er strickt an seinem Setting auch außerhalb seiner Bücher weiter, z.B. auf Homepages von nicht existenten Firmen. Leider scheint er wohl in der deutschen Übersetzung und Aufmachung zu verlieren.

"Die Hexengirls interviewen ihren Übersetzer" stellt eine lustige Methode dar, wie der Autor seine Arbeit als Übersetzer und die Reihe "Hexengirls" vorstellt. Die Romanfiguren werden lebendig und interviewen ihn kritisch. Oder ist doch alles nur ein Traum?
Obwohl ich bezweifle, dass ich jemals ein Buch von "Witches - Hexengirls" in die Hände nehmen werde. Aber das machen wohl eh hauptsächlich Mädchen.

Die 12-seitige Beschreibung von Glorantha, Rune Quest und Hero Wars finde ich sehr interessant, auch für jemanden, der damit im Rollenspielbereich noch nicht persönlich zu tun hatte und wahrscheinlich nie hat.

"Die Welt des Lord Darcy" umfasst knapp 36 Seiten und ist sehr umfangreich. Die Welt wird genau aufgezeigt, auch mit Karten. Für mich ist das viel zu detailliert. Gut, wer Darcy nicht lesen will, erhält einen sehr tiefgehenden und aufschlussreichen Einblick in die Welt. Wenn er ihn denn haben will. Ich habe ihn nicht ganz gelesen.
Wer die Serie liest und sich mit dem Setting auskennt, erhält wahrscheinlich trotzdem noch einen guten Überblick.

Der Werkstattbericht "Und aus den Nebeln klingt ein fernes Lied" zu "Das Erbe der Runen" ist sehr interessant und beherbergt ein paar wirklich schöne Zeichnungen. Wirklich interessant, wie das Projekt gewachsen und gereift ist. Zum Futhark gibt es dann nur ein paar Infos, aber weiterführende Links.
Auch das Interview mit Monika Felten (Autorin) und Anna Kristina (Musikerin) ist dann auch noch mal sehr informativ.
Ein wirklich interessantes Projekt, ein Buch mit eigenem Soundtrack (CD liegt dem Hardcover bei). Dazu historischer Hintergrund zu den Runen, geniale Zeichnungen und und und. Dieses Projekt könnte neue Maßstäbe setzen.
Die 3-seitige Leseprobe ist leider recht kurz, dafür aber schon sehr "blutig".

Danach folgt eine kurze Vorstellung der "Schwerter von Oranda" und ein Interview mit der Autorin Christiane Zina. Ein interessantes Buch anscheinend. Ich vermute mal, nach dem Jahrbuch gibt es neue LeserInnen.

Dann stellt Kirsten Scholz sich und ein paar ihrer Zeichnungen vor. Im Follow-Umfeld ist sie wohl schon bekannter. Sie gibt auch ein paar Tipps zum zeichnen. Sie hat teilweise einen interessanten Stil.

Die Vorstellung der "Königreiche Gottes" ist recht kurz, aber informativ und differenziert.

50 Seiten folgen nun die Rezensionen der internationalen Veröffentlichungen. Immer informativ und fundiert verraten sie glücklicherweise nie wirklich zu viel, auch wenn es manchmal an der Grenze ist (für mich).

Die "Nordland-Saga" von Andreas Bull-Hansen wird danach vorgestellt und der Autor interviewt. Interessant und löblich (unabhängig vom Inhalt) ist, dass dem eine Gegenrede
Entgegengestellt wird. Einer findet es nicht immer perfekt, aber gut bis sehr gut, der Andere hält es für "Unlesbar!". Tja, entweder verschafft sich der Leser einen eigenen Eindruck oder er vertraut einen der Rezensenten mehr. Prinzipiell klingen der Plot und das Setting ja interessant, aber die Infos zur Umsetzung lassen mich schon zweifeln.

Die Kurzgeschichte "Die Treppe von Ciora (Eine Geschichte in Graubünden)" ist gut geschrieben und hat einen interessanten Plot. Auf alle Fälle keine Standard-Fantasy.

Die 7 abgedruckten Zeichnungen von Jeanette Cejchan sind recht unterschiedlich, vom Stil her wie auch in der Wirkung auf mich. Aber generell sind die Zeichnungen halt eine nette Auflockerung. Die Zeichnerin stellt sich nur kurz vor.

Die Kurzgeschichte "Was auch immer Du tust?" von Michael Scheuch weiß durch eine überraschende Wendung zu gefallen.

Klaus N. Frick stellt dann "Schimären" von Christopher Evans vor. Seiner Meinung nach völlig zu unrecht ist dieser Roman fast gänzlich unbekannt.

Nun gut, die 15 Seiten über "Pixelprinzessinnen und Digitaldrachen - Eine kleine Geschichte der Phantastik im Computerspiel" mögen Computer-Hassern verschwendet erscheinen. Aber hier wird ein letztlich zu kurzer amüsanter Rückblick auf die ersten phantastischen PC-Spiele geworfen. Obwohl vor allen die Entstehung diverser Programme amüsant ist?
Die abgedruckten Bilder geben sehr gut die Grafikpracht vergangener Tage wieder?

Dann noch ein Interview mit Hank Wolf, das eher kurz ist, lässt er doch lieber seine Bilder für sich sprechen. Obwohl es davon dann doch eigentlich zu wenige gibt. Und wohl eine etwas komische Auswahl.

Wer Nebelriss mag, wird sich dann über das Interview mit Markolf Hoffmann freuen. Er selber setzt die Erwartung an ihn hoch, wird er doch wie folgt zitiert: "Ich selbst lese Fantasy eher ungern und ärgere mich jedes Mal über die ermüdenden Klischees und die Lieblosigkeit, mit der Autoren ihre Bücher herunterschreiben." Da bleibt zu hoffen, dass er es selbst anders macht.

Zum Abschluss des Jahrbuches werden dann noch die beteiligten MitarbeiterInnen, FOLLOW und die alten Ausgaben des Jahrbuches vorgestellt.

Fazit: Kann jedes Jahr ungesehen gekauft werden. Ein sehr guter Überblick über die Szene/Veröffentlichungen, gute Zeichnungen und Kurzgeschichten, informative Interviews und teilweise gute Artikel und Vorstellungen.

Bernd Wachsmann



Taschenbuch | Erschienen: 1. August 2004 | ISBN: 9783935913041 | Preis: 13,90 Euro | 392 Seiten | Sprache: Deutsch

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