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Stille gibt es für ein Jahrhundertkind nicht mehr, wenn man einmal so alt geworden ist. Als Vampir lauscht man in seinen Ruhephasen dem Klang der Welt, bis irgendetwas passiert, das einen wieder an die Oberfläche lockt.
Thorne, der ein eisiges Ruhebett gewählt hatte, wurde von nichts Geringerem als dem Übergang des Urkerns aller Vampire aus seiner Ruhestätte gelockt. Denn niemand anderes als die stumme Mekare, Zwillingsschwester seiner Schöpferin Maharet, hatte den Urkern in sich aufgenommen und so das Überleben der Vampire gesichert.
So treibt es Thorne wieder in die Welt auf der Suche nach anderen Blutsaugern, die ihm die Geschichte mit gesprochenen Worten erzählen können. Thorne trifft auf Marius, der sich in den Norden zurückgezogen hat, um seinen vampirschen Kindern aus dem Weg zu gehen.
Thornes Wissendurst soll von dem gastfreundlichen Marius gestillt werden, aber er bekommt noch viel mehr zu hören. Es war einmal in Rom ...
"Blut und Gold" behandelt wohl eine der mystischsten Figuren der "Chronik der Vampire": Marius. Umrahmt von der Geschichte des Jahrhundertkindes Thorne, der durch die Ermordung der Königin der Verdammten wieder Interesse am Leben findet, wird dem Leser die Lebensgeschichte von Marius präsentiert. Damit hat Anne Rice eine große Enthüllung gewagt - es gibt kaum ein Buch in dieser Reihe, in dem Marius nicht vorkommt oder erwähnt wird - und dem Mysterium um diese Figur eine klare Form gegeben und seine Spuren durch die Zeit gänzlich offen gelegt.
Das Cover selber finde ich ebenfalls sehr gut gelungen, ist es doch ein Ausschnitt aus "Venus und Mars" von Sandro Botticelli - jenem Botticelli, dem Marius so viel Bewunderung entgegen brachte, als er ihn zu seiner Zeit kennen und lieben lernte.
Obwohl Anne Rice in diesem Buch das Leben eines Jahrhundertkindes wiedergibt, ist es nicht langatmig oder zu detailreich geraten. Sie gibt die wichtigsten Brennpunkte preis, denn was machen bei einem Vampir schon fünfzig oder hundert Jahre aus, die man mal kurz auslässt? So fügt sich "Blut und Gold" geschmeidig an seinen Platz innerhalb der "Chronik der Vampire" und erschafft einen neuen Überblick und Einblick in die Chronik.
Alles im allem ein sehr gelungenes Buch, welches Anne Rice gekonnt ausfüllt, indem sie so viele offen gelassene Puzzlesteine ihrer "Chronik der Vampire" durch Marius' Lebensgeschichte zusammenfügt und damit dieser Reihe eine ganz neue Komplexität gibt, und von der durch das Einfügen des fehlenden Mittelteiles plötzlich ein ganz neues Bild entsteht.