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Der Musikproduzent Alex Steyermark legt mit diesem Film sein Regiedebüt vor, das auf dem gleichnamigen Bühnenstück von Cheri Lovedog, der Begründerin der Punkband "Lovedog", basiert.
Jackie steuert auf ihren vierzigsten Geburtstag zu und sieht weniges, auf das sie stolz sein kann, wenn sie zurückblickt. Schon immer fühlte sie sich zur Musik hingezogen und ihre Punkrock-Band "Clam Dandy" besteht schon seit über zwanzig Jahren, doch Erfolg hat sich in der gesamten Zeit nie einstellen wollen. Die Mitglieder der Frauenband halten sich mit Tagesjobs über Wasser, doch ihnen scheint das Ganze nicht so viel auszumachen wie Jackie: Sally ist erst 23 Jahre alt und glaubt noch fest an den Erfolg, Faith spielt, weil sie sich nichts anderes im Leben vorstellen kann und weil die Gitarre - neben Sally - ihr Leben ausmacht, und Tracy schließlich befindet sich durch das Spielen in der Band noch immer im Protest gegen ihre reichen Eltern und die Band bedeutet für sie die wahre Familie. Nur Jackie sieht die ersten Zeichen des Alters und ihren Ehrgeiz schwinden.
Als wären solche zu treffenden Entscheidungen - Erfolg oder Misserfolg, Weitermachen oder Aufgeben - nicht schon viel auf einmal, beschäftigen die Mitglieder der Band zudem noch weitere Erlebnisse und Tiefschläge, die alle nicht spurlos an Jackie, dem Zugpferd des Ganzen, vorbei gehen. Tracy ist alkohol- und mittlerweile auch drogenabhängig, eine Vergewaltigung erschüttert den Zusammenhalt der Band, schließlich sogar ein Todesfall ...
Gleich die ersten Minuten, die Einblick in die Hauptcharaktere der Girl-Band und auch in deren teils wechselhafte sexuelle Neigungen geben, werfen Fragen auf: Geht es um die Musik oder um die Figuren? Ist dieser Film eher etwas für Männer oder für Frauen?
Definitiv beantworten kann man beide Fragen auch nach dem Anschauen nicht. Sicher ist jedoch, dass "Prey for Rock & Roll" im Grunde alles hat, was ein Film braucht: eine sehr gute Bild- und Tonqualität, überraschend gutes Schauspiel, das den Darstellern - vor allem Gina Gershon in ihrer Rolle als Jackie - teils ganz neue Nuancen entlockt, recht gute Musik, Spannung, Atmosphäre, Gefühl und überraschende Wendungen, dies alles kombiniert mit einem ordentlichen Schuss Humor und dramatischen Ansätzen.
Kritikwürdig ist, dass von den vorgenannten Elementen einige mehr Raum als andere bekommen und so manch eines zu viel. So steht die Musik abgesehen von einigen Auftritten, bei denen übrigens Gina Gershon selbst sang, eher im Hintergrund. Die Figur der Jackie zeigt einen starken und recht unerschütterlichen Charakter, doch abgesehen von den einleitenden Worten des Films bleibt dem Zuschauer die Intensität ihrer Motivation verborgen. Greifbarer sind da schon die anderen Frauen in der Band, die jedoch größtenteils so immense Probleme haben, dass der Film ihnen zwangsläufig nicht vollauf gerecht werden kann.
Besonders auffallend ist, dass Gewalt in diesem Film eine große Rolle spielt. Hiermit ist nicht gemeint, dass zahlreiche oder detaillierte Gewaltszenen zu sehen wären, sondern Gewalt ist ein fast omnipräsentes Thema des Films. Missbrauch in der Kindheit, Vergewaltigung, Nötigung zu sexuellen Diensten ... diese Themen nehmen viel Raum ein und geben dem Film einen dramatischen Anstrich, der von der Intensität her hart an der Grenze ist und unnötig Klischees bedient. Hinzu kommt, dass die meisten Szenen den Zuschauer recht unerwartet treffen und auf der DVD-Hülle oder anderswo nicht auf diese Intensität hingewiesen wird. Diese Szenen beinhalten jedoch deutliche Triggerfaktoren, also Auslöser, auf die im Vorfeld hätte hingewiesen werden sollen, um in dieser Hinsicht Gefährdete zu schützen.
Extras sucht man auf dieser DVD leider vergeblich. Schade, denn neben Audiokommentaren und Interviews hätten beispielsweise Hintergrundinformationen zum gleichnamigen Bühnenstück von Cheri Lovesong sicherlich einiges für den Zuschauer hergeben können. Zudem ist der Kostenpunkt der DVD bei Veröffentlichung angesichts nicht vorhandener Extras ein wenig hoch angesetzt.
"Prey for Rock & Roll" ist ein empfehlenswerter Film, der sich irgendwo zwischen der Handlung der "Bandits" und dem Humor der Tarantino-Produktionen ansiedelt. Er ist kurzweilig, unterhaltsam, dabei jedoch nicht seicht, sondern stellenweise sogar ein wenig überraschend.
Gewarnt sei allerdings vor der Intensität, den sexuelle Gewalt in diesem Film einnimmt. Die Altersfreigabe von zwölf Jahren ist in dieser Hinsicht zudem ein wenig gewagt.