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Die Familie des Hauptkommissars Wolfram Tannenberg nimmt an einer Quiz-Show teil, die live im Fernsehen übertragen wird.
Während der Sendung erhält der Regisseur einen Erpresseranruf. Der Erpresser droht, auf die Stadthalle von Kaiserslautern, in der die Quiz-Show stattfindet, einen Bombenanschlag zu verüben, wenn nicht die 10 Millionen Euro Hauptgewinn an ihn ausgezahlt werden. Um seine Forderung zu unterstreichen, sprengt er zwei Kunstwerke in Kaiserslautern in die Luft, wobei ein Mensch umkommt.
Tannenberg selbst hat eigentlich ganz andere Probleme: aus dem Japanischen Garten wurden wertvolle Kois (Zierfische) gestohlen. Werden sie nicht wiederbeschafft, drohen handfeste diplomatische Verwicklungen. Und Tannenberg, der verzweifelt seine Familie zu retten versucht, muss sich fragen, ob der anstehende Besuch des amerikanischen Präsidenten in einem nahe liegenden Militärkrankenhaus nicht der Auslöser dieses Erpressungsversuchs ist; denn vielleicht geht es den Erpressern zuallererst nicht um das Geld, sondern darum, damit einen Anschlag auf den amerikanischen Präsidenten zu verüben.
Bald jedoch wird Tannenberg, in Begleitung seines besten Freundes, des Rechtsmediziners Schönthaler, und des Kriminaltechnikers Mertel, auf eine ganz andere Spur gestoßen.
Die ungewöhnlichen Ereignisse, die hier zusammentreffen, der Diebstahl kostbarer Zierfische, die Bombendrohung, der Besuch des Präsidenten, lassen auf einen verwickelten Fall hoffen. Dies ist allerdings so ziemlich das Einzige, was diesem Buch den nötigen Spannungsbogen gibt. Und das Ergebnis erscheint dann leider umso mehr als Mogelpackung. Die Hauptfiguren einschließlich des Kommissars Tannenberg haben wenig Persönlichkeitsstruktur und verleihen der Geschichte kaum Tiefgang. Viele der Dialoge sind nervtötend verwirrend und schwanken zwischen Jammern, gegenseitigen wirren Beleidigungen und manchmal recht störenden Rückbezügen auf den christlichen Glauben.
Die Recherche, die Herr Franzinger für dieses Buch geleistet hat, ist oberflächlich. Natürlich sind Kriminalromane immer fiktiv, aber die guten tun wenigstens so, als seien sie real, indem sie die Tatsachen möglichst wenig verbiegen. Aber alleine dass eine Livesendung einer Quiz-Show ohne Rücksprache mit dem Sender um eine Stunde verlängert wird und werden kann, und genau das will uns Franzinger weismachen, ist so hanebüchen, dass es einen schaudert.
Manche der Dialoge zwischen Tannenberg und einem Staatsanwalt sind einfach nur krass und voller gegenseitiger Denunziationen: hier hätte einer von den beiden mindestens ein Disziplinarverfahren anmelden müssen. Ich habe bei diesen Stellen nur Befremdung verspürt und hätte sie lieber übersprungen.
Dann wird andauernd geschmunzelt. An dem Wort "schmunzeln" habe ich mich besonders gestoßen, weil es allzuhäufig und allzuhäufig deplatziert verwendet wird. Da wird am Schauplatz eines Bombenattentats dem Schrecken des Geschehens kaum nachgegangen. Ich habe diese Stelle gelesen und fühlte mich nicht im Mindesten mitgerissen. Dafür aber machen die Hauptpersonen völlig aus dem Zusammenhang gerissene Witze und - schmunzeln. Und das hat mich dann vollkommen befremdet.
Was den Roman zumindest ein Stück weit rettet, ist der Humor. Nicht alles ist an diesem gut. Gerade Franzingers Ironie wirkt nur halb, weil es keine gut ausgearbeiteten Persönlichkeiten gibt. Tiefe und gut durchdachte Charaktere sind aber notwendig, um der Ironie Halt zu geben, ja, um sie überhaupt entstehen lassen zu können. Es gibt aber Stellen mit sehr netter Situationskomik, über die ich lachen konnte, und das hat mich zumindest ein wenig mit dem Rest der Geschichte versöhnt.
Trotzdem ist dieser Krimi nicht wirklich zu empfehlen. Zu vieles an Franzingers Schreibstil liegt im Argen. Zum Zeitvertreib lässt er sich aber mäßig gut lesen.