Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Bildqualität | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Der Bildband "Wellen - Faszinierende Schauspiele der Ozeane" erschien im Juni 2006 bei Delius Klasing. Auf 160 Seiten beschäftigt sich der großformatige Band mit dem stets faszinierenden und traumhaft schönen, aber oftmals auch gefährlichen Spiel der Wellen der Weltmeere. Drei Autoren verfassten die die Fotos begleitenden Texte.
Gegliedert ist der Bildband in drei große Kapitel, denen eine Einleitung von Pierre Nouqueret, einer der Autoren, vorangestellt ist, die in wenigen Sätzen die Motivation beschreibt, die zu der Begeisterung Nouquerets für Wellen und dem vorliegenden Werk geführt hat. Eine Doppelseite birgt Fotografien, die oftmals mehr als eine Seite Platz in Anspruch nehmen, hinzu kommen oftmals noch kleinere. Ein in sich abgeschlossener Text vervollständigt eine Doppelseite; die Texte haben eigene Überschriften und stellen kurze Informations- oder Gedankenessays dar.
In dem ersten Kapitel "Ein faszinierender Mechanismus der Natur" beschäftigt sich Pierre Nouqueret mit der Welle als wichtiger Teil der Strände und Ufer dieser Welt, die das Bild eines Landschaftsstriches entscheidend mitprägt und teilweise zum Stolz der Menschen, die dort leben, beiträgt. Dieses Kapitel erklärt die Entstehung und den Aufbau einer Welle, die verschiedenen Wellentypen und das Verhalten der Wellen an verschiedenen Uferarten.
Kapitel zwei heißt "Reichtümer des Meeres" und geht noch einmal konkreter auf diverse Wellentypen ein; so werden die Namen berühmter Wellen an den Küsten der ganzen Welt genannt. Ob Tahiti, Honolulu, Maui, Australien oder die Atlantikküste in Frankreich, jedes Ufer und jeder Strand können eine ganz individuelle Art der Welle ihr Eigen nennen. Autor Guillaume DuFau hat jedoch nicht nur die Wellen zum Thema, sondern auch denjenigen, der sie zu bezwingen versucht: den Surfer. Die Angst, die mit dem süchtig machenden Adrenalin beim Wellenreiten einhergeht, wird ebenso behandelt wie der Traum von der perfekten Welle.
"Die Mystik der Wellen" ist schließlich das dritte und letzte Kapitel. Alexandre Hurel zeigt sich hier für die die Bilder begleitenden Texte verantwortlich. Inhaltlich lässt sich dieses Kapitel nicht leicht von dem vorangegangenen abgrenzen. Es besteht ein fließender Übergang, der stärker auf die Philosophie der Surfer eingeht und von der Praxis des zweiten Kapitels auf eine eher abstrakte Ebene übergeht. Die Überschriften der Texte lauten hier beispielsweise "Der Hexenkessel", "Das Fenster zum Unendlichen", "Die Dialektik der Welle" und "Die Facetten der Freude".
Das Buch schließt mit Bildnachweisen aller Fotografien, kurzen Autoren- und Fotografenporträts und einem Dank an Mithelfende ab.
Schon beim ersten oberflächlichen Durchblättern bleibt der Blick immer wieder auf beeindruckenden Fotografien hängen; was die Fotos von Wellen aus allen Teilen der Welt angeht, ist mit dem vorliegenden Bildband ein faszinierendes Werk gelungen. Die meisten Fotos sind gestochen scharf und farblich einwandfrei; vom türkisfarbenen Hellblau bis zum dunkelsten Dunkelblau der Ozeane sind die Farben lebendig und kräftig und fesseln das Auge des Betrachters. Sich dazu das Rauschen der Wellen vorzustellen, fällt nicht mehr schwer. Ob Nahaufnahmen von Schaumkronen der Wellen oder Totalen, in denen die Urgewalt des Meeres zum Vorschein kommt, die Auswahl und die Anordnung der Fotografien sind sehr gelungen.
Der schriftliche Teil des Buches enttäuscht dagegen. Die recht kurzen Texte, die die Bilder begleiten, sind oftmals nur oberflächlich und dringen selten tief in die Materie. Im dritten Kapitel zum Beispiel werden zwei bekannte Surfer vorgestellt, von denen aber ebenso Lebenslauf wie kleine Fotos fehlen, um das Geschriebene abzurunden.
Fachbegriffe oder Wellennamen fallen beiläufig; für Nichtsurfer ist es oftmals nicht einfach, den Ausführungen zu folgen. Auch fehlt es den Fotos an Bildunterschriften; wo welches Foto aufgenommen wurde, muss der interessierte Leser aus den Bildnachweisen am Ende des Buches heraussuchen. Das hätte besser gelöst werden können. Oftmals lassen sich Bild und Text auch nicht miteinander in Zusammenhang stellen; man genießt die Bilder und überfliegt die dazugehörigen Texte eher beiläufig, denn relevant sind sie für die großartigen Fotos nicht.
Leser, die sich für die Faszination der Wellen begeistern, werden sich in die tollen Fotografien verlieben; die Texte sind eher etwas für Menschen, die sich in der Freizeit oder im Beruf mit dem Surfen oder den Wellen auseinandersetzen. In der Kombination sind Fotos und Texte ein wenig enttäuschend, vor allem weil nichts auf der Buchrückseite auf die konkrete Zielgruppe hinweist - aber einen Blick hinein sollte man einmal werfen; der Anblick dieser nassen Urgewalt der Natur lohnt sich.