Kann man ein Drama, eine abgedrehte Komödie und Science-Fiction samt Horrorelementen miteinander verknüpfen und damit die Zuschauer unterhalten? Mark Hosack kann, was er mit seinem Film "Pale Blue Moon" unter Beweis stellt.

John Lefsburg, Polizist in Texas, wird mit der wenig ehrbaren Aufgabe betraut, einen verrückten Spinner namens Simon Applewhite vom Gefängnis in eine psychiatrische Anstalt zu überführen. Angeblich wurde Simon als Kind von Außerirdischen entführt, den so genannten Morgonen oder "Moonies". Diese Wesen haben sich getarnt unter die Menschen gemischt und suchen so ihre Opfer. Verfärbte rechte Brustwarzen sind ebenso ein untrügliches Indiz für einen als Mensch "verkleideten" Moonie wie das Auftauchen in Dreiergruppen, denn sie kommen immer zu dritt - nicht zu zweit, nicht zu viert und erst recht niemals allein.
Simon erscheint trotz seiner offensichtlichen Wahnvorstellungen und seines exzentrischen Verhaltens nicht weiter gefährlich, darum sind John und er allein mit dem Wagen zu der Klinik unterwegs. Doch durch eine unglückselige Zufallskette von Ereignissen und Dingen, die Simon absolut nicht ausstehen kann, landen sie mit einem Platten am Straßenrand und kehren bei John zu Hause ein, um am nächsten Tag ihre Reise fortzusetzen.
Johns Frau Kristine, die seit dem Tod ihrer gemeinsamen Tochter geistig verwirrt ist und nur mit Medikamenten ein halbwegs normales Leben führen kann, scheint mit Simon gut auszukommen. Auch der scheint Kristine zu mögen, sieht sein Ziel jedoch nicht in der Klinik, sondern darin, die ganze Welt vor den Aliens zu retten. Und so flüchtet Simon, als John und er wieder aufbrechen ... und diese Flucht hält weit reichende Folgen und turbulente Ereignisse bereit - bis John am Ende die Wahrheit erfährt.

Der Zuschauer wird auf der Rückseite der DVD-Hülle zunächst mit den Genres konfrontiert, in denen sich der Film bewegen soll: Science-Fiction und Horror. Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit; vielmehr bewegt sich "Pale Blue Moon" in einer skurrilen Mischung aus Komödie und Drama, die faszinierend ist. Völlig ungezwungen und sehr unterhaltsam bietet Regisseur und Drehbuchautor Hosack eine absurde und zugleich in sich schlüssige Geschichte, deren Ende packend und überraschend gestaltet wurde.
Dabei gelingt Hosack stets der schwierige Spagat zwischen den Genreelementen, die auf den Zuschauer einstürzen. Simons aberwitzige und absurde Dialoge mit John, die ihre ganz eigene Logik vorweisen, laden zum herzlichen Lachen ein, währenddessen nie die traurigeren und bedrückenderen Momente in Johns Ehe oder Simons "Erinnerungen" an die Außerirdischen außer Acht gelassen werden. Diese Rückblenden entbehren nicht einer gewissen Spannung, und so lassen sich Elemente aus sämtlichen eingangs erwähnten Genrerichtungen vorfinden. Die Darsteller tragen diese faszinierende Melange mit Bravour. Vor allem Íce Mrozek als Simon Applewhite vermag die komischen Szenen ebenso wundervoll auszudrücken wie die dramatischen; er ist die perfekte Besetzung für den debilen, exzentrischen Simon. Johnny Sneed bildet den perfekten Gegenpart; als John Lefsburg erwehrt er sich Simons Verrücktheiten überwiegend mit stoischer Gelassenheit, manchmal auch mit Verzweiflung. Die beiden bilden ein herrlich abgedrehtes Paar, das die übrigen Darsteller in der Gunst des Zuschauers weit hinter sich lässt.
Die Extras sind leider nicht der Rede wert; eine Auflistung der Hauptdarsteller und ihrer bisherigen Filmrollen, Trailer und eine durchlaufende Fotogalerie sind alles, was man zusätzlich zum Film bekommt.
"Pale Blue Moon" stellt einen absoluten Geheimtipp auf dem DVD-Markt dar. Sind die Erwartungen durch unbekannte Schauspielernamen, einen unbekannten Regisseur und eine auf den ersten Blick merkwürdige - und auf den zweiten Blick völlig bizarre - Geschichte recht niedrig, erlebt der Zuschauer ein mitreißendes Filmerlebnis, das vor allem durch eine überraschende Wendung am Schluss und herrlich durchgeknallte Dialoge auftrumpft. Sehr zu empfehlen!