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 A Long Way Down

Autoren: Nick Hornby
Übersetzer: Clara Drechsler, Harald Hellmann
Verlag: Knaur

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis


Silvester ist eine Zeit des Feierns, in der man mit dem alten Jahr abschließt und sich auf das neue Jahr vorbereitet. Da wird viel Alkohol konsumiert, große Partys geschmissen und auf den Straßen getanzt. Doch nicht jeder feiert und tanzt, denn Silvester ist auch einer der Tage, an denen die meisten Selbstmorde passieren. Das Hochhaus Topper?s House ist wie geschaffen dafür, weshalb sich hier auch die meisten in den Tod stürzen.

Niemals hätten sich Maureen, Martin, Jess oder JJ gedacht, dass am Silvesterabend noch jemand anderes die gleiche Idee haben könnte wie sie. Alle vier haben unterschiedliche Gründe, weshalb sie ihr Leben wegwerfen wollen - weil sie es nicht mehr ertragen, oder einfach einen Schlussstrich ziehen wollen. Doch alle treffen sich am Silvesterabend dort oben auf dem Topper?s House und jeder weiß sofort, was die anderen auf dem Hochhaus machen: Jeder von ihnen wollte springen, doch als das Ganze zu einem Gruppenereignis ausartet, finden sie es reichlich unpassend, ihren Plan sofort durchzuführen.

Statt also in den Tod zu hüpfen, setzen sie sich alle hin und erzählen sich, was sie hierher geführt hat, während sie die Pizza futtern, die JJ mitgebracht hat. Am professionellsten von allen hat es Martin angefangen. Er brachte Drahtschere und Leiter mit, damit er den großen Zaun, den man hier oben angebracht hat, überwinden kann. Sein Leben ist ohnehin vorbei, seit er, der berühmte Frühstücksmoderator, mit einer Fünfzehnjährigen geschlafen hat. Nach dem Gefängnis war alles vorbei: seine Karriere, seine Ehe und seine Selbstachtung. Also wollte er den endgültigen Schlussstrich ziehen und vergessen werden.

Maureen hingegen ist eine kleine graue Maus. So, wie sie dasteht, im Regenmantel, mit ihren langweiligen Schuhen, sieht sie wie jede andere reife Frau aus. Ihr Grund zu springen war der, dass sie eigentlich kein Leben hat, das sie wegwerfen kann. Seit der Geburt ihres Sohnes, der im Wachkoma liegt, hat sie ohnehin kaum mehr am Leben teilgenommen. Also erschien ihr der Schluss logisch.

JJ ist ein intelligenter junger Amerikaner, der hier, in Großbritannien, Pizza austrägt und Hamburger brät. Früher hatte er eine Band, die sein Leben war, und eine Freundin, für die er alles getan hätte. Doch die Band hat sich aufgelöst und seine Freundin wollte nicht mit einem Mann zusammen sein, der kein Musiker mehr war. Ende der Geschichte, Ende der Hoffnung, ab ins nächste Leben, sagte sich da JJ.

Am schrägsten von allen ist Jess, denn sie ist noch ein halbes Mädchen, benimmt sich aber schon wie eine Große und wirft mit extrem derben Ausdrücken um sich, als wäre sie in der letzten Gosse aufgewachsen - was sie nicht ist. Ihr Freund hat sie nach dem ersten Mal verlassen und jetzt will sie eine Erklärung von ihm - oder springen. An und für sich war es bei ihr ohnehin eine spontane Idee.

Diese vier Personen, die sich unter normalen Umständen niemals begegnet wären und die kaum etwas gemeinsam haben außer ihrer Verzweiflung, schließen ein Abkommen. Sie tauschen ihre Adressen und Telefonnummern aus und vereinbaren, dass sie sich am Valentinstag, dem zweitliebsten Tag für Selbstmorde, hier auf dem Dach des Hochhauses wiedertreffen und sehen, ob sich etwas geändert hat. Doch bis dahin ist noch eine lange Zeit und die vier wachsen als Gruppe stärker zusammen, als sie jemals gedacht hätten.

Unter normalen Umständen ist Selbstmord kein Thema, über das man Witze machen kann. Doch "A Long Way Down" bringt den Leser zum Weinen vor Lachen. Die Geschichte beginnt in London an Silvester und führt vier Hauptpersonen zusammen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Ihre Geschichte erzählen die vier Hauptpersonen abwechselnd selbst, deswegen hat man vier verschiedene Sichtweisen, die sich zu einer kompletten Geschichte ergänzen. Bizarr, komisch, lustig, abenteuerlich und ein klein bisschen wehmütig kommt dieser Roman daher, der ansonsten keinerlei Grenzen und Tabus kennt. Frei von der Leber weg schreibt Nick Hornby vom Innenleben der vier Beinahe-Selbstmörder, die kein Licht mehr am Ende des Tunnels sehen. Besonders sympathisch wird die Geschichte dem Leser, da sie keinerlei Moral vermitteln möchte und auch das Ende nicht das Happy End ist, auf das man innerlich wartet.

Ein Buch, das den Leser zum Lachen und zum Weinen bringt. Humorvoll, kritisch und wunderbar erzählt, liest man diesen Roman in einem Zug, damit man ja nichts verpasst. Auf alle Fälle ein echter Nick Hornby und ein wahnsinnig witziges Lesevergnügen in einem.

Daniela Hanisch



Taschenbuch | Erschienen: 1. Oktober 2006 | ISBN: 3426615363 | Originaltitel: A Long Way Down | Preis: 8,95 Euro | 388 Seiten | Sprache: Deutsch

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