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Es gibt nur wenige Gestalten der Fantasy, die es an Bekanntheit mit den Figuren aus Tolkiens Mittelerde aufnehmen können. Doch Conan der Cimmerier gehört eindeutig dazu. Der von dem amerikanischen Schriftsteller Robert E. Howard erfundene Barbar erreichte seine Popularität vor allem durch die Verfilmung mit Arnold Schwarzenegger, welche jedoch nur einen Teilaspekt seiner Persönlichkeit beleuchtet.
Mit "Conan 1" liegt der erste Teil einer dreibändigen Conan-Ausgabe vor, die alle Original-Erzählungen Robert E. Howards in sich versammelt. Inhaltlich handelt es sich dabei um eine Neuauflage des 2003 bei Heyne in der Reihe "Meisterwerke der Fantasy" veröffentlichten "Conan". Im Original als "The Coming of Conan the Cimmerian" erschienen, befasst sich das Buch mit den Erzählungen aus den Jahren 1932 und 1933. Deren Reihenfolge entspricht somit der Chronologie, in der Howard sie verfasste, und nicht der, in der sie in dem Pulp-Magazin "Weird Tales" veröffentlicht wurden. Der im Anhang enthaltene, sehr informative Aufsatz "Zur Chronologie der Erzählungen" berichtet von den Schwierigkeiten, die die Herausgeber bei ihren Recherchen zur korrekten Einordnung der Erzählungen hatten und wie sie diese meisterten. Eine weitere Besonderheit in der Chronologie der Conan-Geschichten liegt darin, dass Howard sie nicht in ihrer korrekten zeitlichen Reihenfolge schrieb. So spielt beispielsweise die erste Erzählung "Im Zeichen des Phoenix" zur der Zeit, als Conan bereits König von Aquilonien war, während folgende Geschichten ihn wahlweise zu seiner Zeit als Dieb, Söldner oder Pirat darstellen. Unter ihnen befinden sich solch populäre Erzählungen wie "Der Gott in der Schale" und "Der Turm des Elefanten".
Eingeleitet wird der Band durch ein Vorwort von Wolfgang Hohlbein, welches jedoch nur wenig Relevantes enthält und wohl eher eine Lobpreisung an Howard darstellen soll. Die nachfolgenden Einleitungen von Patrice Louinet, dem Herausgeber der englischen Ausgabe, und dem Illustrator Mark Schultz dagegen sind mehr als das. Vor allem Louinet setzt sich in seinem kurzen Aufsatz intensiv mit Howard und der Geschichte Conans auseinander.
Der Band enthält dreizehn Geschichten und das Gedicht "Cimmerien", welches Howard im Februar 1932 verfasst hat. Trotz der unchronologischen Reihenfolge der Geschichten kann man an ihnen nicht nur die Entwicklung von Howards schriftstellerischen Fähigkeiten nachvollziehen, sondern man erlebt auch, wie seine Figur Conan von Erzählung zu Erzählung wächst. Sie bekommt Tiefe und wird am Ende der Geschichten wesentlich ausgereifter, als sie es in "Im Zeichen des Phönix" war, obgleich letztere in der Chronologie von Conans Leben relativ weit hinten anzusiedeln ist.
Der zweite Teil des Bandes trägt die Überschrift "Vermischte Schriften" und enthält größtenteils Geschichten-Exposes, welche teilweise nie von Howard ausformuliert wurden. Darüber hinaus findet sich darin eine erste Fassung von "Im Zeichen des Phönix", an der sich gut die Entstehung der Geschichte bis zur endgültigen Fassung nachvollziehen lässt. Aufzeichnungen Howards über das hyborische Zeitalter sowie Abdrucke von den Originalkarten dieses Zeitalters runden den zweiten Teil des Buches ab.
Der Anhang schließlich besteht aus Aufsätzen von Patrice Louinet über die Entstehung Conans und zur Chronologie der Erzählungen.
Neben den Geschichten verdienen aber auch die Illustrationen von Mark Schultz hohes Lob, da es ihnen gelingt, die Atmosphäre der Erzählungen auf den Punkt zu bringen. Im Inneren des Buches finden sich zudem 4 Farbtafeln, die Szenen aus drei enthaltenen Geschichten darstellen.
"Conan 1" kann voll und ganz überzeugen. Zusammen mit den zwei geplanten Folgebänden ist es die ultimative Zusammenstellung von Howards Geschichten über den cimmerischen Barbaren. Wer sich für ein paar Stunden in die archaische Welt Hyborias versetzen lassen will, sollte zugreifen. Doch Conan ist Low Fantasy. Wer epische Erzählungen und die Mystik eines Tolkien erwartet, wird enttäuscht. Aber Conan ist auch mehr, als uns Arnold Schwarzenegger weismachen wollte: Er ist eine Legende der Pulp-Literatur! Und dieser Legende wird das Buch vollauf gerecht.