Seit fast vierzig Jahren gibt es "Lük". Das Programm "Lernen, Üben, Können" des Verlags Westermann ist ein Spiel und mehr. Es vermittelt Wissen und Fähigkeiten in über dreihundert Varianten. Das Programm "miniLük" richtet sich insbesondere an Kinder ab vier Jahren und das vorliegende Set "Schulstart" an Kinder ab sechs Jahren.
Die Schachtel beinhaltet zwei Übungshefte. Das Heft "Schulstart" und das Heft "ABC". Hauptsache aber ist das patentierte miniLük-Lösungsgerät. In diesem sind acht Zahlenplättchen zu finden. Dieses Gerät verwendet man folgendermaßen. Entsprechend der jeweiligen Aufgabe in den Übungsheften werden die Zahlentafeln aus dem Plastikdeckel, in den man sie zu Beginn der Übung gelegt hat, auf die Zahl gelegt, die man für die Lösungszahl der Aufgabe hält. Wenn man alle zwölf Aufgaben gelöst hat dreht man das Lösungsgerät herum und schaut sich das Muster an, das die Rückseite der Zahlentafeln bildet. Stimmt es mit dem am Ende der jeweiligen Aufgabe abgebildeten Lösungsbild überein, hat man alle Aufgaben richtig gelöst, ist das Muster verändert, sind einige Tafeln an die falsche Stelle gelegt worden und die Aufgaben demzufolge falsch gelöst.
Das klingt kompliziert, wird aber von den sechsjährigen Probanden und Spielern fast unmittelbar begriffen und angewendet. Die Grundidee der Lösungskontrolle wird schnell als besonderer Schlusspunkt und Erfolgskontrolle schätzen gelernt - aber wehe, das Muster ist nicht "richtig"!
Entscheidend aber ist nicht die Kontrolle und die spielerische Verwendung derselben, sondern die Güte und Komplexität der Aufgaben.
Bereits die erste Aufgabe ist ein gutes Beispiel für die hohe Anforderung, aber auch den Spaß den die Kinder an der Lösung haben. Hier sind es zwölf in Regenbogenfarben schillernde Buchstaben, teils korrekt, teils spiegelverkehrt abgebildet, die es auf der gegenüberliegenden Seite wiederzuerkennen und zuzuordnen gilt. Das Problem besteht in der veränderten Reihenfolge und der geringeren Größe der Buchstaben. Die Lösung jedoch ist für Sechsjährige kein Problem. Die meisten Aufgaben sind lösbar und entsprechen dem Anforderungsniveau eines Erstklässlers. Einige Aufgaben sind aber durch extrem unübersichtliche und wiedersinnig bunte Hintergründe erschwert. Diese haben nichts mit der Lösung zu tun, sind aber der Übersichtlichkeit abträglich. Einige Aufgaben, die dezidiert Buchstaben abfragen sind allerdings für Anfänger zu früh gestellt, hier sind Kinder, die über keine oder erst rudimentäre Kenntnisse des Alphabets verfügen, überfordert. Auch die im hinteren Teil gestellten Rechenaufgaben kann ein Schulanfänger nicht lösen - hier ist Frust garantiert. Erst Kinder der zweiten Klasse können sich an diesen Aufgabenteil wagen.
Das zweite Heft ist grundsätzlich für Anfänger ungeeignet. Viele Buchstaben, Endungen, Vokale, Konsonanten werden abgefragt, kombiniert, sind abgedruckt oder zu erraten. Dies gelingt sicher erst Kindern der zweiten, teils der dritten Klasse.
So gelungen die Aufgaben, das Layout des Heftes und der spielerisch zu erreichende Lernerfolg auch ist, der Aufdruck "Schulstart" ist nicht korrekt. Hier sollte stehen, dass sich Kinder der Grundschule diese Aufgaben, je nach Wissensstand, vornehmen können.

Einige kleine Fehler sind zu verschmerzen, meist ist es die störende Hintergrundzeichnung oder das eine oder andere Bild innerhalb der Aufgaben, dass nicht ganz passt. Hauptproblem aber ist, dass diese zwei Aufgabenhefte nicht für Schulanfänger geeignet sind. Erst Kinder der zweiten und dritten Klasse können sämtliche Aufgaben lösen und sind nicht hoffnungslos überfordert. Das unverwüstliche "Lük-System" hingegen ist über jede Kritik erhaben und macht den Kindern einen Riesenspaß. So muss ein Lernspiel konzipiert sein!
Einzig der Preis scheint deutlich zu hoch zu sein. Zwei kleine Aufgabenhefte und eine Plastikbox mit zwölf Täfelchen für über zwanzig Euro ist kaum günstig zu nennen und beschränkt die Verbreitung dieses pädagogisch sinnvollen Lernspiels erheblich.