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 Stalker


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Bildqualität
Brutalität
Extras
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Irgendwo im Gebiet der UdSSR gibt es die so genannte Zone. Dieses Gebiet war früher von Menschen bewohnt, doch ein unbekanntes Ereignis führte dazu, dass sämtliches Leben vernichtet wurde. Sämtliche Truppen, die entsandt wurden, um die Ursachen aufzuklären, sind nicht zurückgekehrt. Daraufhin wurde dieses Gebiet vom Militär komplett abgeriegelt und das Betreten der Zone stellt ein schweres Verbrechen dar. Gerüchten zufolge soll es innerhalb dieser Zone einen Raum geben, in dem die geheimsten menschlichen Wünsche erfüllt werden. Auch munkelt man über die Kraft, die dieses Gebiet zerstört haben soll. War es ein Angriff Außerirdischer, ein Meteoriteneinschlag oder eine Katastrophe, hervorgerufen durch menschliches Versagen?
Ein Schriftsteller und ein Wissenschaftler wollen sich in die Zone begeben und bedürfen dafür der Hilfe eines ortskundigen Führers. Diese Person wird nur als Stalker bezeichnet. Gemeinsam brechen die drei Männer auf, um in die Zone zu gelangen, vorbei an den militärischen Absperrungen und Trümmern. Zu ihrer Überraschung ist die Zone nicht so leblos, wie es immer dargestellt wird. Dort hat sich die Natur wieder voll entwickeln können und hat das Gebiet zurückerobert, überwuchert fast alle Anzeichen menschlicher Zivilisation. Doch der Stalker warnt die beiden anderen Männer vor den Gefahren, die dort drohen, davor, dass jeder unbedachte Schritt der letzte sein könnte.
Nach stundenlangem Marsch und Kletterpartien in den Trümmern stehen die drei vor dem sagenumwobenen Raum.

Dieser Film entstand in den UdSSR 1979 und gilt für diese Zeit als visionäres Machwerk. In langen, ruhigen Bildern erzählt der Regisseur Andrej Tarkowskij diese Geschichte. Dieser Film fesselt vor allem durch seine Bildgewalt und Klangweite, kommt dabei fast ohne Spezialeffekte aus. Andrej Tarkowskijs Handschrift, Menschen an einen Punkt zu bringen, in dem sie nur einander haben, über ihre Bedürfnisse, Stärken und Schwäche reden und aus diesen Gedankenmodellen eine Lösung finden, sind hier sehr deutlich. Die Geschichte um die Zone, den Stalker und die Geschehnisse in der Zone geraten immer mehr in den Hintergrund. Die psychologische Auseinandersetzung der Protagonisten untereinander rückt immer mehr in den Mittelpunkt, kristallisiert sich immer stärker heraus.
Als erstes ist der Stalker als Charakter sehr interessant. Dieser autistisch introvertierte, teilweise auch mit sich hadernde Mann redet nicht viel. Er dient den anderen als Führer in und durch die Zone; seine Motive, warum er die Gefahren auf sich nimmt, bleiben im Verborgenen. Es mutet an, als wisse er als Einziger, was in der Zone damals geschah, warnt die anderen immer wieder vor nicht ersichtlichen Gefahren. Alexander Kajdanowski stellt den Stalker sehr glaubwürdig dar. Die im Dunkeln liegende, ruhige Kraft des Stalkers scheint direkt vom Schauspieler zu kommen.
Auch über die Motive des Wissenschaftlers erfährt der Zuschauer erst später etwas Näheres. Der Eigenbrötler taut erst nach und nach auf, versucht zwischen dem Stalker und dem Schriftsteller zu vermitteln. Auch vor Einzelaktionen schreckt der Wissenschaftler nicht zurück, trotz der Warnungen des Stalkers. Nikolai Grinko verkörpert diesen geheimnisvollen Wissenschaftler. Grinko spielte auch 1972 im Film "Solaris", ebenfalls mit Andrej Tarkowskij als Regisseur, mit.
Der dritte im Bunde ist der Schriftsteller. Dieser Mann, der von einer inneren Unruhe angetrieben scheint, ist der Quertreiber und Ungeduldige in der Gruppe. Ihm geht es nicht schnell genug voran, er will in die Zone, in den Raum. Durch seine Wesensart bringt er die Gruppe ab und an einmal in Gefahr. Anatoli Solonizyn verleiht diesem Charakter genügend Tiefe, so dass auch diese Figur sehr glaubwürdig in die Geschichte eingebunden wird. Er spielt ebenfalls im Film "Solaris" von 1972 mit.

Die Bildqualität ist als mittelmäßig zu bezeichnen. Da in dem Film sowohl Schwarzweißszenen - für den Rest der Welt - als auch Farbaufnahmen für die Zonen vorkommen, sind die farblichen Übergänge etwas verwischt. Doch das ist durchaus beabsichtigt. Es erzeugt eine fesselnde, düstere, drückende Stimmung. Leider gibt es immer wieder Momente, in denen das Bild in Sekundenabstufungen heller oder dunkler wird.
Die Tonqualität bei diesem Film ist sehr gut. Zwar liegt nur eine Dolby Digital Mono-Spur vor, aber das fördert eher die Stimmung. Aus dezenter Hintergrundmusik und Hintergrundgeräuschen werden langsam hallende, eindringliche Töne. Da im Film nicht allzu viel geredet, sondern eher auf die visuellen und auditiven Sinne gesetzt wird, stört dieses Tonformat nicht. Gespräche sind dennoch klar zu verstehen.
Als Extras sind auf der DVD Filmografie und Biografie vom Regisseur Andrej Tarkowskij, Stalker, eine Reflexion des Kameramanns Rolf Kettner und eine Bilder-Galerie enthalten. Sehr interessant sind die Reflexionen vom Kameramann. Immer wieder werden Ausschnitte aus dem Film gezeigt und kommentiert. Das hilft durchaus, den Film besser zu verstehen.

Durch seine Stimmung, welche als ruhig, düster und spannungsgeladen zu bezeichnen ist, und die bilderreiche Sprache ist dieser Film etwas ganz Besonderes. In einer Zeit gedreht, in der man mit der freien Meinungsäußerung vorsichtig sein musste, ist dieser Film als durchaus zukunftsweisend anzusehen. Neben dem Umgang der Menschen mit ihren Stärken und vor allem mit ihren Schwächen spielen unterschiedliche Glaubensaspekte hinein. Die Aspekte Tod und Natur kommen sehr stark zu Geltung. Der erhobene Zeigefinger des Regisseurs ist durchaus wahrzunehmen, wird doch in der Endsequenz ein Kernkraftwerk gezeigt. Dieser Film lebt davon, dass er viele, sehr viele Interpretationsmöglichkeiten bietet. Dem Interessierten sei angeraten, sich für diesen Film Zeit zu nehmen, am besten mehrmals, da bei einem einmaligen Ansehen durchaus viele Elemente übersehen werden könnten. Eben durch diese fast schon philosophische Botschaft des Films, seine Machart und seine Handlung im Einzelnen sollte der Zuschauer schon eine gewisse Toleranz und Ruhe mitbringen.
Freunde von actionreichen, mit Spezialeffekten aufgepeppten und ordentlich Hülsenauswurf versehenen Filmen sei klar gesagt: So etwas gibt es in diesem Film nicht. Es fallen nur am Rande einmal Schüsse, mehr nicht. Ruhe und Schweigsamkeit, die Sprache der Bilder und des Tons sind die Kernelemente des Films.
Leider gibt es bei diesem Film keinen Originalton, was schon wieder schade ist. Es ist es sehr schön, dass die Icestorm Entertainment GmbH diesen Film auf den Markt gebracht hat, diesmal auf einer DVD in der DEFA-Fassung.

Produktion: Sowjetunion 1979
Ungekürzte Fassung


Christoph Heibutzki



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 01. September 2003 | FSK: 12 | ISBN: 4028951192953 | Laufzeit: 154 Minuten | Originaltitel: Stalker | Preis: 15,30 Euro | Untertitel verfügbar in: - | Verfügbare Sprachen: Deutsch Dolby Digital Mono

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