Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Bildqualität | |
Extras | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Ton | |
Eines der größten Geheimnisse der britischen Geschichte ist die Existenz einer Familie, die in jeder wichtigen Epoche dieser Nation ihre Finger im Spiel hatte. Sie besteht aus Lügnern und Betrügern, Feiglingen und Schurken: die Familie der Blackadders (zu deutsch: schwarze Nattern). Wurzel allen Übels ist stets ein Spross namens Edmund, der versucht, seine Macht und seinen Einfluss mit unlauteren Mitteln und fiesen Tricks zu mehren. Dies ist seine Geschichte ...
In der ersten Staffel der erfolgreichen britischen Comedyserie erzählen Richard Curtis und Rowan Atkinson die Geschichte von Edmund Blackadder, dem zweiten Sohn von König Richard IV. Nichts wäre Edmund lieber, als den Thron von England zu besteigen und über das Land zu herrschen, so wie es ihm drei Hexen geweissagt haben. Nur leider stehen ihm da noch sein Vater Richard und sein Bruder Harry im Weg. Dummerweise ahnt Edmund auch nicht, dass die drei Hexen ihn mit Heinrich Tudor verwechselt haben. In sechs Folgen wird das verzweifelte, von unzähligen Niederlagen geprägte Streben Edmunds beschrieben, wie er versucht, sich den englischen Thron unter den Nagel zu reißen. Zur Seite stehen ihm dabei der geistig minderbemittelte Lord Percy sowie der Diener Baldrick, dessen Bauernschläue Prinz Edmund regelmäßig in den Wahnsinn treibt. Ob er nun versucht, seinen Bruder Harry zu diskreditieren oder als Erzbischof zu Macht und Reichtum zu gelangen, jedes Mal scheitert er an widrigen Umständen oder an seiner eigenen Inkompetenz.
"The Black Adder" gehört zu den genialsten TV-Serien, die jemals von der BBC produziert wurden. Dies liegt zu nicht geringem Maße an der grandiosen Leistung ihres Hauptdarstellers Rowan Atkinson. Die vorliegende erste Staffel bietet einen guten Ausblick auf das, was im weiteren Verlauf der Serie noch zu erwarten ist. Von deren Höhepunkt ist sie jedoch noch etwas entfernt. Der Grund hierfür ist, dass sich Atkinson und Curtis noch zu sehr auf Slapstick verlassen und weniger auf den beißenden britischen Humor, der ab Staffel zwei zu Tage tritt. Jenen Zuschauern, die Atkinson nur als Mister Bean kennen, dürfte daher die erste Staffel noch am vertrautesten erscheinen. Der britische Meisterkomiker greift hier noch zu großen Teilen auf seine Mimik zurück, wenn es darum geht, Belustigung beim Zuschauer hervorzurufen. Prinz Edmund ist kein zynischer Puppenspieler, der die Menschen in seinem Umfeld zu manipulieren versucht, sondern ein Tollpatsch und Schwachkopf. Sein natürlicher Gegenpart ist der bauernschlaue Diener Baldrick, der zwar auch nicht vor Klugheit glänzt, seinem Herrn aber eindeutig überlegen ist.
Aber "The Black Adder" zieht seinen Charme nicht nur daraus, gute britische Comedy zu sein. Vielmehr ist es ein geschicktes Spiel mit der englischen Geschichte. So werden gewisse Fakten schon einmal großzügig ignoriert oder angepasst, um in das Konzept der Serie zu passen. Dies ist jedoch keine Nachlässigkeit, sondern Kalkül. Jedes britische Schulkind weiß, dass Heinrich Tudor nach seinem Sieg über Richard III. bei der Schlacht von Bosworth Field im Jahre 1485 als Heinrich VII. den englischen Thron bestieg. Um so grotesker erscheint es, wenn hier für 13 Jahre dessen Neffe Richard von Shrewsbury als Richard IV. über England herrscht. Auch ist es nicht relevant, dass Richard zum Zeitpunkt der Schlacht erst zwölf Jahre alt war und noch gar keine erwachsenen Söhne haben konnte. Aber das, so erklärt man dem Zuschauer gleich zu Beginn der ersten Folge, wurde alles von dem hinterhältigen Heinrich VII. umgeschrieben, als dieser schließlich die Krone trug.
Einen besonderen Reiz erhält "The Black Adder 1" auch daraus, dass den Charakteren in jeder Folge reichlich Text aus den Stücken William Shakespeares in den Mund gelegt wird. So spricht Richard III. vor der Schlacht von Bosworth Field die ermutigenden Worte Heinrichs V. Auch die drei Hexen und ihre Prophezeiung dürften den meisten Zuschauern wohl aus einem anderen Text bekannt vorkommen. Teilweise ist es überraschend, wie respektlos die Briten mit ihrem Dichter-Idol Shakespeare hier umspringen, doch gerade dies ist die Quelle der Genialität dieser Serie - und womöglich ein Grund, warum Deutschland darüber nicht lachen kann. Wer könnte sich schon vorstellen, dass Goethe auf respektlose, aber gleichwohl niveauvolle Weise in einer deutschen Comedy-Serie persifliert wird ...
Die Bild- und Tonqualität der DVD ist der für eine TV-Serie zu erwartende Durchschnitt. Dolby Surround sucht man vergebens. Neben der schrecklichen deutschen Synchronisation ist auch die englische Tonspur enthalten. Zum Glück, möchte man sagen, erweckt doch die deutsche Fassung den Eindruck, dass die Synchronregie bereits einige lächerlich klingende Stimmen für gute Comedy hält. Ein halbvolles Glas Zitronensaft ist eindeutig lustiger und niveauvoller. Leider sucht man auch Extras auf der DVD vergebens. Man hätte nicht erwartet, die nie gesendete, erste Pilotfolge zu sehen zu bekommen, aber ein paar Interviews mit Richard Curtis und Rowan Atkinson wären erfreulich gewesen.
"The Black Adder 1 - Der historischen Serie erster Teil" ist gut gemachter britischer Humor. Zwar kann diese erste das Niveau der weiteren Staffeln noch nicht erreichen, punktet aber durch eigene Stärken, wie zum Beispiel die häufige Verwendung von Shakespeare-Zitaten. Von der deutschen Synchronspur kann jedoch nur abgeraten werden, da sie nichts von dem wahren Humor der Serie vermittelt. Wer "The Black Adder" genießen will, sollte dies auf Englisch tun.