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Artemis Fowl, der im ersten Teil der Reihe versuchte, den Elfen ihr Gold abzuluchsen, steht zu Beginn des zweiten Teils vor ganz anderen Problemen. Es stellt sich heraus, dass seine Hoffnung, sein Vater sei zwar verschollen, aber noch immer am Leben, berechtigt ist. Tatsächlich meldet sich die russische Mafia mit einer Lösegeldforderung bei Artemis, dem von nun an nichts wichtiger erscheint als die Rettung seines Vaters.
Auf der anderen Seite gibt es natürlich auch in diesem Teil die Unterirdischen, wie Elfen, Zwerge und Co. vom Autor genannt werden, und auch die haben so ihre Probleme. Während die Alraune Holly sich noch immer nicht so wirklich von ihrer Geiselnahme durch Artemis erholt hat, sondern noch immer starken Groll gegen ihn hegt, stellt sich heraus, dass die Kobolde, hirnlose Kreaturen und nur durch ihre Menge eine Gefahr für die zivilisierten Unterirdischen, plötzlich über dieselben Hightech-Waffen verfügen wie die zivilisierten Elfen selbst.
Schnell kommt man überein, dass dies sicherlich ein erneuter Zug des jungen Artemis sei, entführt ihn und versucht, ihm somit ein Schnippchen zu schlagen.
Als sich jedoch herausstellt, dass Artemis tatsächlich nichts mit der Aufrüstung auf Seiten der Kobolde zu tun hat, sind beide Parteien rasch bereit, zusammen zu arbeiten, wenn auch zähneknirschend. Artemis sagt den Elfen seine Hilfe zu, das Problem mit den Kobolden in den Griff zu bekommen, fordert im Gegenzug aber die Hilfe der Unterirdischen, wenn es darum geht, seinen Vater zu befreien.
Auch der Zwerg Mulch, der am Ende des ersten Teiles fliehen konnte, sich eigentlich zur Ruhe gesetzt hat und nur noch zum Zeitvertreib Oscars klaut, kehrt schließlich zu den anderen zurück und gemeinsam haben sie eine Menge zu bewältigen.
Was die Darstellung der Technik, die Art des Humors, die Darstellung der Charaktere und die Art der Geschichte angeht, knüpft Eoin Colfer mit diesem zweiten Band völlig verlustfrei am ersten Band an.
Tatsächlich schafft er es mit diesem Buch jedoch, sein Repertoire um weitere Punkte zu ergänzen. So ist Artemis in diesem Band beispielsweise nicht ausschließlich der abgebrühte Junge, sondern zeigt Gefühle und Angst. Auch auf Seiten der Unterirdischen ist zu revidieren, dass alle an sich an einem Strang ziehen, denn gerade hier tun sich Abgründe auf und wird Verrat betrieben, dessen Gründe sich direkt auf den ersten Teil stützen, plausibel sind, keineswegs aber vorhersehbar waren.
Emotionen sind in diesem Teil ein deutlich wichtigerer Aspekt als im ersten Band, in dem vor allem der Spaß an der recht verrückten Handlung im Vordergrund stand. Jetzt hat man sich an die Gegebenheiten und Colfers Vision gewöhnt und es schien ihm wohl an der Zeit, seiner Geschichte auch etwas mehr Tiefe zu verleihen. Diese Tiefe wurde sehr gut umgesetzt, da sie die gesamte Geschichte ergänzt und noch stärker belebt, nicht aber aufdringlich daherkommt.
Weitere neue Aspekte diesen Bandes sind die direkte Darstellung der Kobolde und ihrer Lebensweise, aber auch Umweltverschmutzung und Radioaktivität.
Unter dem Gesichtspunkt gesehen, dass es sich bei dieser Reihe um eine für Kinder und Jugendliche handelt, ist zu wiederholen, dass die Gesamtthematik nicht kindgerecht und zu komplex aufbereitet ist, für Jugendliche allerdings dürften diese neuen Randthemen durchaus bereichernd wirken.
Der Gewaltlevel in diesem Teil ist ein höherer als im ersten, zu bemerken ist gerade in dieser Hinsicht, dass allerdings wenige Personen sterben, sondern die meisten im K.O. oder einem verlängerten Schlafmodus enden. Gerade diese Mischung sorgt dafür, dass die Handlung glaubhaft bleibt, trotzdem aber die Anwendung von Gewalt nicht auf die allzu leichte Schulter nimmt.
Bedenkt man abschließend noch, dass auch bei Eoin Colfers hochtechnisierten Elfen letztlich doch das Gute gewinnt und man der Geschichte durchaus auch die eine oder andere Moral zugestehen muss, handelt es sich insgesamt um ein für Jugendliche sehr zu empfehlendes Buch, allerdings nicht minder um eines, das sich gerade auch an Erwachsene richtet.
Auch Rufus Becks Leistung als Leser der Geschichte ist wie bekannt ausgesprochen gut. Auch hier haben alle Charaktere förmlich wieder ihre eigenen Stimmen, findet Herr Beck für alle die richtigen Tonlagen, Dialekte und Mundarten und erkennt die Stellen, die mehr Gefühl verlangen als andere, mühelos und zu jedem Zeitpunkt.
Kurzum: Ein in jeder Hinsicht bestehender Hörgenuss, diesmal sogar auf vier CDs.