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Bastian Balthasar Bux ist ein kleiner, dicker, unsportlicher und absolut durchschnittlicher Junge. In der Schule wird er oft von den anderen geärgert, und auch zu Hause hat er es nicht leicht. Seine Mutter ist gestorben, und seit dem kapselt sein Vater sich immer mehr in seiner Arbeit als Zahntechniker von ihm ab. Bastian sucht Zuflucht in Büchern und Geschichten. Als er eines Tages auf der Flucht vor einer Gruppe Kinder in ein Antiquariat gerät, kann er nicht widerstehen. Das Buch, das der recht unfreundliche Ladenbesitzer Karl Konrad Koreander gerade noch gelesen hat und das jetzt verlockend da liegt, trägt den Titel "Die unendliche Geschichte". Natürlich weiß Bastian, dass es unmöglich ist, dass eine Geschichte niemals endet, aber der Reiz einer Geschichte, die kein Ende nimmt, lässt ihn das Buch stehlen. Er flüchtet sich auf den Dachboden seiner Schule, denn als Dieb kann er es sich schließlich nicht erlauben, nach Hause zurückzukehren, und beginnt zu lesen.
Bastian taucht ein in die Welt von Phantásien. Eine Welt voller Wunder. Es gibt Fabelwesen aller Art. Steinbeißer, Zentauren, Grünhäute, Nachtalben, Gespenster, Drachen, Sphinxe und viele andere. Aber diese Welt ist krank, in ihr breitet sich das Nichts aus. Die dort lebenden Wesen werden von dem Nichts magisch angezogen und lösen ich in ihm auf. Man kann es nicht beschreiben, denn das Nichts kann man schließlich nicht sehen, sonst wäre da ja irgendetwas. Es ist, als wäre man blind, wenn man auf eine Stelle schaut, die vom Nichts bereits vernichtet wurde. Mit Phantásien untrennbar verbunden ist die Kindliche Kaiserin. Auch die Kaiserin ist krank, ihre Krankheit steht für die Krankheit des Landes. Wenn sie gesundet, wird auch Phantásien wieder aufblühen. Atreju, ein Junge aus dem Stamm der Grünhäute, macht sich auf den Weg, das Heilmittel zu finden. Bastian verfolgt lesend seine spannende Geschichte um diese Suche, ohne zu ahnen, dass er derjenige ist, nach dem Atreju sucht und der die Macht hat, dieses fantastische Reich zu retten.
Er folgt Atreju lesend durch das große Reich Phantásiens, lernt Wesen kennen, die er sich in seinen kühnsten Träumen nicht ausmalen könnte. Darunter zum Beispiel den Glücksdrachen Fuchur, dessen glockenhelles Lachen, sein schneller Flug und natürlich vor allen Dingen dessen Glück Atreju auf seiner Suche begleiten, die uralte Morla, eine weise Riesenschildkröte, Gmork, das personifizierte Nichts ...
Am Ende von Atrejus Reise, als dieser der Kindlichen Kaiserin mitteilt, dass nur ein Menschenkind Phantásien retten kann, steht Bastian vor dem größten Abenteuer seines Lebens. Er taucht selber ein in die unendliche Geschichte und ist fortan auf der Suche nach seinem wahren Willen.
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Michael Ende hat mit seiner "Unendlichen Geschichte" ein modernes Märchen geschaffen, das zugleich Kinder wie auch Erwachsene begeistert. Es ist eins von diesen Büchern, die man schon sehr früh lesen kann. Aber irgendwie merkt man auch schon als Kind, dass noch mehr dahinter steckt. Ein wahrer Geniestreich: einerseits ein Kinderbuch, das natürlich auch in einer für Kinder gut verständlichen Sprache verfasst ist, andererseits ein absolut philosophisches Werk für Erwachsene. Das Nichts in Endes Buch ist eine Parallele zur "Technisierung" unserer Welt. Er zeigt uns, dass wir auf dem besten Wege sind, unsere Fantasie zu verlieren, ja dass wir uns selbst der Fantasie berauben, die das Leben doch erst lebenswert macht. Nicht nur Bastian macht sich auf die Suche, als Leser folgen wir ihm und begeben uns auf eine ähnliche Entdeckungsreise. Eine erstaunliche Parallele, denn hat es Atreju mit Bastian nicht genauso gemacht und ihn mitgenommen auf eine Fantasie-Reise? Im Laufe der Geschichte finden wir mit Bastian zusammen unseren eigenen wahren Willen und entdecken, dass die Fantasie, die in uns steckt, unendlich wertvoll ist.
Man kann das Buch auf zwei Arten lesen. Man kann sich einer bunten, sehr plastisch gestalteten Fantasy-Geschichte hingeben oder auch in den philosophischen Teil eintauchen. Besonders im zweiten Teil wird dieser sehr stark ausgeführt. Es geht um die Entdeckung seiner selbst, dessen, was wirklich wichtig ist. Und genau da lernen wir, dass es eben nicht nur ein sportliches Aussehen und Kraft sind, die einen im Leben weiter bringen, sondern dass es auf die inneren Werte und Freundschaft ankommt. Darauf, sich auf einen anderen Menschen verlassen und lieben zu können.
Das Buch selbst ist auch optisch sehr schön gestaltet. Es ist in 26 Kapitel unterteilt. Jedes beginnt mit der Illustration eines Buchstabens. Von A bis Z folgen wir der Geschichte vom Anfang zum Ende. Aber es gibt noch eine weitere Unterteilung: Die Schrift ist zweifarbig, grün und rot. Je nach dem, in welchem Bereich wir uns gerade befinden, in der Welt, wie wir sie kennen oder in Phantásien, lesen wir in der ihr zugeteilten Farbe. Besonders beeindruckend ist dieses Farbenspiel, wenn Bastian selbst in die "Unendliche Geschichte" eintaucht.
Fazit: Ein absoluter Klassiker der Literatur, der in keinem Bücherregal fehlen sollte. Er bietet alles, was man sich von einem Buch wünscht: Eine spannende Geschichte, starke Charaktere, eine gut ausgearbeitete eigene Welt. Kurz: ein absolutes Lesevergnügen.
Und Michael Ende hat noch mehr Bücher auf diesem Niveau geschrieben, aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden.