Nichts hat Nordirland so geprägt wie der Konflikt, der seit etwa 1956 mit wechselnder Härte tobt. Wie viele Opfer er gefordert und wie viele Familien er zerstört hat, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Doch seit etwa 13 Jahren, durch das so genannte "Karfreitags-Abkommen", ist die Hoffnung auf andauernden Frieden ein gewaltiges Stück näher gerückt. Dieses Buch enthält sieben Artikel, geschrieben von Journalisten und Wissenschaftlern aus Deutschland, Nordirland und Amerika, welche die Entwicklungen der letzten Jahre in Nordirland beleuchten.

Jeder der Autoren nimmt sich dabei eines anderen Schwerpunkts an. Jürgen Elvert gibt in seinem kurzen Beitrag mit Vorwortcharakter "Quo vadis, Nordirland?" einen Überblick über die derzeitige politische Lage und Stimmung im Land. Jochen Bittner vergleicht in dem folgenden Beitrag "Widerstand ist unser Recht" - ausgehend von den Vorfällen in Ardoyne, wo Protestanten Steine auf katholische Schulmädchen warfen - die Beweggründe islamistischer Terrororganisationen mit denen radikaler Splittergruppen der IRA. Christian Ludwig Knoll liefert in "Hass - Das Ende politischen Handels?" eine Analyse des Phänomens Hass in der nordirischen Gesellschaft, während sich Thomas Pfeiffer in "It’s Derry - not Londonderry!" der Symbolik der Spaltung widmet. In Liam Kennedys Beitrag "They shoot children, don’t They?" geht es um eine Analyse der Opfer des Untergrundkampfes. "Doing the business" von Andrew J. Wilson ist eine Analyse der wirtschaftlichen Unterstützung des Friedensprozesses durch die Regierung Clinton, und "The right to be different" von Iris Allendörfer und Britta Haase befasst sich mit den geheimen Friedensverhandlungen, die über Jahre hinweg von Leuten wie John Hume und David Trimble geführt wurden. Abgeschlossen wird das Buch von einer kommentierten Zusammenfassung der wichtigsten Ereignisse seit 2000 sowie einem Glossar der wichtigsten Parteien und paramilitärischen Organisationen Nordirlands.

"Nordirland auf dem Weg ins 21. Jahrhundert" ist ein informatives Buch über die aktuelle Lage in der europäischen Krisenregion Nordirland. Die sieben enthaltenen Aufsätze decken ein weites thematisches Feld ab und liefern so einen umfassenden Überblick. Sie sind klar und verständlich geschrieben und bieten eine hohe Informationsdichte. Lediglich ein paar Satzfehler stören das Leseempfinden, fallen jedoch nicht sonderlich ins Gewicht. Das Buch kann jedem empfohlen werden, der sich näher mit dem Nordirlandkonflikt auseinandersetzen oder sich über die aktuelle politische Lage in Nordirland informieren will.