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Die kleine Elfe Niviene wächst bei ihrer Mutter, der Herrin Nimway, gemeinsam mit ihrem Bruder Lugh auf Avalon, der Apfelinsel, auf. Anders als andere Elfen kennt sie ihre Familie und lebt bei ihr. Von der Herrin wird sie in magischen Dingen unterrichtet und der Zauberer Merlin, der halb Mensch, halb Elf ist, erzählt ihr Geschichten aus der Menschenwelt und weckt ihre Neugier. In den Erzählungen bekommen diese Menschen ein anderes Gesicht und bald merkt Niviene, dass sie mehr sind als nur dumme Personen, denen man nachts das Essen und die Kinder stehlen kann. Eines Tages holt Mellias, den alle den Otter nennen, eine Menschenfrau zum Spielen auf die Insel. Dies kommt Merlin zu Ohren und er befiehlt, dass sie wieder zurückgeschickt wird, da Artus, ein Mensch, der bislang die Sachsen von diesem Ort ferngehalten hat, selbst kommen würde, um seine Frau Gwenevere zu suchen. Also wird sie von den zwei Elfen Lugh und Mellias wieder zurück ins Land der Menschen gebracht und Niviene, die die Macht des Sehens hat, ist sich sicher, dass die beiden nie wieder zurückkehren werden. Ihre Freundin Elana, als Mensch bei den Elfen aufgewachsen, beendet kurz darauf ihr Leben, denn nun wird ihre stille Liebe zu Lugh nie mehr ihre Bestimmung finden. Betrübt beschließt Niviene, die traurigen Gefühle von sich fernzuhalten, indem sie beim nächsten Mondblütentanz einen Gefährten nimmt. Doch die Göttin lenkt ihre Schritte in eine ganz bestimmte Richtung und so ist es kein Elf, sondern ein verwirrter Mensch, der ihr in die Arme läuft. Nach einer gemeinsamen Nacht lässt sie ihn entkommen, statt ihn, wie es Brauch ist, zu töten. Erst viel später wird ihr klar, dass dieser Mann Artus war und sie nun dessen Kind unter dem Herzen trägt.
Dieser Roman erzählt wie viele andere die Artussage und schafft es dennoch, einen neuen Blickwinkel auf die bekannten Erzählungen zu werfen. Indem die Geschichte von keiner der Hauptpersonen der Artussage erzählt wird, bekommt das Bekannte eine ganz neue Perspektive. Durch die Augen einer Elfe sieht der Leser die bekannten Figuren und Gestalten und wundert sich ab und an genau wie die Elfe über deren absonderliches Verhalten. Auch wenn die Geschichte in ihrer Form keine fröhliche ist, vermeidet die Autorin jegliche herzzerreißenden und schnulzigen Klischees. Zielsicher findet sie die richtige Sprache für das Erzählte. In klaren, fast märchenhaft anklingenden Tönen spinnt Anne Crompton den Handlungsfaden fort und führt mit zielstrebiger Genauigkeit den Leser in das wunderbare Avalon, das noch nie so zauberhaft und verwunschen war wie in diesem Buch. Irische Erzählungen von Elfen mischen sich mit historischen Ereignissen und dem Mythos der Artussaga. Die sanfte blumige Sprache, in der das Buch geschrieben ist, lässt einen das Buch fast zu schnell beenden und hinterlässt einprägsame Bilder der erzählten Geschichte.
Auch wenn man schon viele Bücher über die Geschichte von Artus und Merlin gelesen hat, entdeckt man doch vollkommen neue Seiten in diesem Roman. Selten wurde die Elfenwelt Englands so fremdartig und realistisch dargestellt wie hier. Man fühlt und lebt mit den Figuren und wird an manchen Stellen so verzaubert, dass man sich selbst nur wundern kann. Der Ton, den die Autorin trifft, ist so leicht und voller Poesie, dass er sich mit dem abendländischer Märchenerzähler messen kann. Nur zu schnell ist das Lesevergnügen vorbei und hinterlässt im Herzen einen winzigen Rest von Zauber, sobald man aus der Geschichte wieder in die Realität auftaucht. Jeder sollte diese kleine Kostbarkeit entdecken und wird sie danach sicher zu schätzen wissen. Dieses märchenhafte Buch sticht unter der Vielzahl der Bucherscheinungen heraus wie eine schimmernde Perle, die sich nur dem erschließt, der sich auf sie einzulassen vermag.